Baufirma schreddert Kunstwerk
Marzahn. Ein bedeutsames Zeugnis für den Bau der Großsiedlung Marzahn ist möglicherweise unwiederbringlich verloren. Beim gerade begonnenen Bau des Einkaufszentrum „Am Anger“ wurde die Mosaikwand „Wir schützen unsere Umwelt“ abgerissen und zu Schutt gemacht.
Bei der Bebauung des ehemaligen Angers mit Hochhäusern wurde das Kunstwerk 1984 im Auftrag des damaligen Stadtbezirks Marzahn aufgestellt. Die zwölf Meter lange und 2,40 Meter hohe Mosaikwand war jahrzehntelang prägend für das Zentrum im Wohngebiet um die Bärensteinstraße – und sollte es so auch bleiben. In einem städtebaulichen Vertrag des Bezirksamtes mit dem Investor, B. und I. Immobilienverwaltungs GmbH & Co. KG aus Kaiserslautern wurde dies so vereinbart. Die Mosaikwand sollte im Verlauf der Umgestaltung zwar abgebaut, danach aber wieder aufgestellt werden.
Das Kunstwerk wurde jedoch im vergangenen Jahr bei Arbeiten der Berliner Wasserbetriebe beschädigt. Es entstanden Risse. Ein Gutachter riet davon ab, die Mosaikwand zu versetzen. Mit Beginn der Bauarbeiten entschied schließlich die Bauleitung, das Kunstwerk abzureißen und den Schutt zu entsorgen.
Zuvor hatte das mit dem Umbau des Angers beauftragte Planungsbüro beim Bezirksamt angefragt, ob die Wand unter Denkmalschutz stehe und es baurechtliche Bedenken gegen einen Abriss gebe. Das wurde in einem Schreiben vom Oktober verneint. Gleichzeitig wies der zuständige Mitarbeiter darauf hin, dass der Bezirk den Abriss nicht wünsche.
Christian Gräff (CDU), Stadtrat für Stadtentwicklung, erfuhr erst durch eine Anfrage der Berliner Woche Anfang März von der völligen Zerstörung der Mosaikwand. „Wir bestehen auf den Wiederaufbau des Kunstwerks, wie im städtebaulichen Vertrag vorgesehen“, sagt Gräff. Wie der Bauherr das mache, sei seine Sache. Die Arbeit der Künstler Franz Tippel und Claus Hensel sei im Bezirksamt gut dokumentiert.
Der Linken-Bezirksverordnete Olaf Ostertag ist in Sorge, dass ein weiteres in der Nähe der Baustelle stehendes Kunstwerk, die Skulptur „Märkische Dorfszenen“ von Karl Blümel, ein ähnliches Schicksal erleiden könnte. Es befindet sich allerdings auf öffentlichem Grund und Boden südlich des Einkaufszentrums. Ostertag hat einen Antrag in der Bezirksverordnetenvesammlung gestellt, das Kunstwerk unbedingt vor der Zerstörung zu schützen. „Dem weiteren Verlust von Kunst im öffentlichen Raum muss entgegengewirkt werden“, apelliert er. hari
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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