Berlin baut das erste Modularhaus für Flüchtlinge in Marzahn

Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel beim Besuch auf der Baustelle unweit der Märkischen Allee. | Foto: Schilp
3Bilder
  • Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel beim Besuch auf der Baustelle unweit der Märkischen Allee.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Marzahn. An sechs Tagen in der Woche arbeiten derzeit rund 40 Männer mit Hochdruck auf dem Areal an der Paul-Schenk-Straße gegenüber der Märkischen Allee: Hier baut das Land Berlin seine erste „Modulare Unterkunft für Flüchtlinge“ (MUF).

Im Mai haben die Arbeiten begonnen, Ende des Jahres sollen die beiden fünfgeschossigen Gebäude bezugsfertig sein. Sie bieten Platz für insgesamt 450 Menschen. Dazu kommt ein niedriger „Funktionsbau“ an der Paul-Schenk-Straße mit Empfang, Arztstelle, Waschhaus, Schulungs- und Beratungsräumen. Auch kleine Spiel- und Sportplätze sind geplant. Kostenpunkt: rund 17,6 Millionen Euro.

Der Vorteil bestehe in der seriellen Fertigung, sagt Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) beim Besuch der Baustelle am 16. Juni. „So können wir schnell und flexibel arbeiten und trotzdem haben wir massive Wohngebäude.“ Das Prinzip: Die MUFs bestehen aus einzelnen aneinandergereihten „Grundmodulen“ aus Stahlbeton, die knapp 20 mal 20 Meter messen. Sie sind bewusst klein gehalten und nehmen maximal 15 Flüchtlinge pro Etage auf – bei fünf Stockwerken also 75 Menschen. Jede dieser Einheiten hat einen eigenen Zugang und verfügt über alles Notwendige: neben Zimmern auch über Küchen, Gemeinschafts- und Sanitärräume.

Die Erdgeschosse sind für Familien reserviert. Dort werden rund 40 Quadratmeter große Wohnungen mit jeweils zwei Räumen und eigener Küche eingerichtet. Die anderen Flüchtlinge teilen sich in den Obergeschossen Zwei-Bett-Zimmer, die rund 16 Quadratmeter messen. „Das Verhältnis von Familien- und Gemeinschaftsunterkünften beträgt 25 zu 75 Prozent“, so der Senator.

Insgesamt werden zehn MUFs in Berlin gebaut, vier davon in Marzahn. „An der Wittenberger Straße haben die Arbeiten ebenfalls bereits begonnen, an der Rudolf-Leonhardt-Straße laufen die Vorbereitungen“, erklärt Bürgermeister Stefan Komoß (SPD). Dazu komme noch der Standort Albert-Kuntz-Straße. Er freut sich darüber, dass die Flüchtlinge bald menschenwürdige Unterkünfte beziehen können und nicht mehr in Sporthallen ausharren müssen. Zwei der vier mit Flüchtlingen belegten Sporthallen in Marzahn-Hellersdorf konnten inzwischen geräumt werden, die beiden anderen folgen im August. Andreas Geisel spricht von einer „gleichmäßigen Verteilung der Flüchtlinge über die ganze Stadt“. Ist das angesichts von vier Marzahner Standorten gerechtfertigt? „Die MUFs sind nur ein kleiner Teil unseres Programms. Die städtischen Wohnungsgesellschaften bauen ebenfalls an vielen Stellen für Flüchtlinge.“ Ziel sei es, innerhalb von rund zweieinhalb Jahren neuen Wohnraum für 35 000 Geflüchtete zu schaffen. „Das entspricht der Größe von Königs Wusterhausen“, sagt er. Nebenbei laufe natürlich auch das reguläre Berliner Wohnungsbauprogramm weiter.

Stefan Komoß wünscht sich nun einen guten Betreiber für das Heim und hofft auf Akzeptanz der Nachbarn. Die Erfahrungen seien nicht schlecht: „Als die ersten Container im Bezirk von Flüchtlingen bezogen wurden, gab es viel Protest. Aber schon 14 Tage später war alles ruhig“, erinnert er sich. Und letztendlich könnten viele der Marzahner in einigen Jahren von den MUFs profitieren. Die Gips-Karton-Innenwände lassen eine schnelle Umgestaltung zu. Dem Anbau von Balkonen oder Loggien stünde nichts im Wege – eine soziale Nutzung wäre ebenso möglich wie studentisches oder seniorengerechtes Wohnen. sus

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 92× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 429× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 398× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 831× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.