Senat stellt Siegerentwurf vor
Interview mit Véronique Faucheur vom atelier le balto über den jüdischen Garten

Véronique Faucheur vom Büro atelier le balto, Garten- und Landschaftsarchitekten, war an der Erarbeitung des Siegerentwurfs für den jüdischen Garten in den Gärten der Welt beteiligt. | Foto: hari
  • Véronique Faucheur vom Büro atelier le balto, Garten- und Landschaftsarchitekten, war an der Erarbeitung des Siegerentwurfs für den jüdischen Garten in den Gärten der Welt beteiligt.
  • Foto: hari
  • hochgeladen von Harald Ritter

Der Senat hat in der zurückliegenden Woche den Entwurf des jüdischen Gartens vorgestellt, der ab Herbst in den Gärten der Welt gebaut wird. Er stammt vom Büro atelier le balto, dem Künstler Manfred Pernice und dem Gestalter Wilfried Kuehn. Mit Véronique Faucheur vom Büro atelier le balto, sprach Berliner-Woche-Reporter Harald Ritter.

Frau Faucheur, Ihr Büro hat bereits den Garten der Diaspora 2013 für das Berliner Jüdische Museum entworfen. Ist der jüdische Garten in Marzahn einfach eine Fortsetzung?

Véronique Faucheur: Ja und nein. Wir wurden bei der Vorbereitung des Wettbewerbs für die Gärten der Welt gefragt, uns an der Wettbewerbskommission zu beteiligen. Wir haben uns stattdessen entschieden, selbst einen Vorschlag bei dem Wettbewerb einzureichen. Das fanden wir interessanter.

Was war für Sie die Herausforderung bei dem neuen Gartenprojekt?

Véronique Faucheur: Es gibt keine spezifisch jüdische Gartentradition. Juden leben in vielen Weltregionen mit unterschiedlichen klimatischen Bedingungen. Wenn sie sich Gärten angelegt haben, dann waren sie diesen angepasst. Wir haben unsere Aufgabe so verstanden, den Geist der jüdischen Kultur in unserem Entwurf zum Ausdruck zu bringen.

Was meinen Sie damit?

Véronique Faucheur:</b> Das Judentum ist primär eine Kultur der Haltung und der Handlung, nicht des fertigen Bildes. Als religiöse Kultur ist das Judentum am konkreten Ort spezifisch und handelt in Beziehung zur jeweiligen Umgebung.

Wie wollen Sie diesen Gedanken in der Gartengestaltung umsetzen?

Véronique Faucheur: Der Hauptweg der Gärten der Welt, der sich vom Eingang Eisenacher Straße an unterschiedlichen, bereits vorhandenen Gärten zieht, wird im Jüdischen Garten zu einem Netz von Wegen. In diesem können sich die Besucher nach Lust und Laune bewegen und umtun oder auch miteinander ins Gespräch kommen. Letzteres wollen wir durch ein Veranstaltungsprogramm und zwei Aufenthaltsorte fördern, die als Versammlungsplätze angelegt und mit Pavillons ausgestattet sind.

Welche Pflanzen oder Gewächse werden in dem Garten zu sehen sein?

Véronique Faucheur: Was ab Herbst dieses Jahres gepflanzt und ab Herbst kommenden Jahres zu sehen sein wird, kann ich momentan noch nicht sagen. Das könnte beispielsweise die Damaszener Rose sein, die im Mittelalter von jüdischen Händlern nach Europa gebracht und aus der Rosenöl gewonnen wurde. Ein anderes Beispiel wäre der Haselnussstrauch, der im jüdischen Brauchtum eine Rolle spielt. Es läuft ein auf drei Jahre angelegtes Forschungsprojekt unter unserer Beteiligung, das herausfinden soll, welche Pflanzen und Gewächse typisch und angemessen für einen solchen Garten wären. Das binden wir eng an die jüdische Tradition in Berlin.

Ihr Team besteht aus Franzosen. Wie kommt es, dass Sie in Berlin arbeiten?

Véronique Faucheur: Wir sind in den 1990er über das europäische Erasmus-Programm nach Berlin gekommen. Geblieben sind wir, weil wir Berlin spannend finden.

Eine Ausstellung mit allen Wettbewerbsbeiträgen zum Jüdischen Garten ist den Räumen der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Am Köllnischen Park 3, bis Donnerstag, 4. April, zu sehen. Öffnungszeiten sind Mo-Sa 10-18 Uhr.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 851× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 364× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 695× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 774× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 348× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.