„Sojus“ wird zur Zeitkapsel: Leuchtschriften vom ehemaligen Kinogebäude am Weigel-Platz abmontiert
Die Schriftzüge „Sojus“ an dem Kinogebäude auf dem Helene-Weigel-Platz wurden abmontiert. Mit der Aktion kündigt sich der Beginn des Abrisses des ehemaligen Kinogebäudes an.
Einen großen Kran, Monteure der Firma Bellack & Co sowie einen eigenen Transporter ließ das Deutsche Technikmuseum Berlin auf dem Helene-Weigel-Platz anrollen. Binnen weniger Stunden wurden die drei Leuchtschriften mit dem Schriftzug „Sojus“ von dem Kinogebäude demontiert und in das Transportfahrzeug der Abteilung Luft- und Raumfahrt des Museums verladen.
Die Leuchtschriften werden im Technikmuseum aufgearbeitet und zunächst eingelagert. Zwei der Schriftzüge bekommen einen Platz in einer Ausstellung für Luft-und Raumfahrt des Museums. Die dritte Leuchtschrift wird nach der vorgesehenen Neubebauung der Sojus-Fläche nahe daran auf eine Stele gesetzt. Eine Tafel wird an das „Sojus“ und seine Geschichte erinnern. Das ist die Abmachung von Bürgermeisterin Dagmar Pohle (Die Linke) mit Jens Grünert von der Köpenicker „Regie Bauträgergesellschaft“. Der Investor will das „Sojus“ ab Herbst dieses Jahres abreißen lassen und das Grundstück mit einem Lebensmittelmarkt sowie Wohnungen für Senioren bebauen.
Der Bezirk verkauft ihm umliegenden Flächen, unter anderem, um ein Parkhaus bauen zu können. Nach dem Kino-Abriss sollen die Bauarbeiten Anfang 2019 beginnen und ein Jahr später beendet sein. Damit geht die Geschichte des Kinos „Sojus“ zu Ende. Es wurde am 30. April 1981 eröffnet und war einer der ersten großen Kulturbauten in dem werdenden Neubaubezirk Marzahn.
Das Kino wurde eine Attraktion. Neben Filmvorführungen, großen Veranstaltungen und Versammlungen fanden hier Jugendweihen statt. Auch daran werden sich viele Marzahner gern erinnern. 1992 wurde das Kino von der Ufa übernommen und in deren Kette einverleibt. Es wurden sogar zwei neue Kinosäle angebaut. Dennoch konnte das „Sojus“ der Konkurrenz durch die neu entstehenden Multiplex-Kinos nicht standhalten. Im April 1999 wurde das Le Prom am Eastgate eröffnet, im Juli darauf wurde das „Sojus“ geschlossen, zunächst nur für zwei Monate.
Danach versuchte ein kleinerer Betreiber den Kinobetrieb mit extrem niedrigen Eintrittspreisen aufrecht zu erhalten. Nachdem der damalige Eigentümer die Kündigung aussprach, wurde das Kino 2007 endgültig geschlossen. Seitdem verfiel das verlassene Kinogebäude zusehends.
Zwei der drei Sojus-Leuchtschriften werden zunächst in der neuen Sonderausstellung „40 Jahre Deutsche im All“ ab September im Technikmuseum gezeigt. Elf Deutsche waren bisher im All, darunter der DDR-Kosmonaut Sigmund Jähn im Juni 1978 in einem Raumschiff der Marke „Sojus“. „Der deutsche Astronaut Alexander Gerst fliegt im Juni zum zweiten Mal in den Weltraum, für eine Langzeitmission in der Internationalen Raumstation ISS“, sagt Heiko Triesch, stellvertretender Leiter der Abteilung Luft- und Raumfahrt des Technikmuseums. Den Flug dorthin werde Gerst mit dem Raumschiff Sojus MS-09 unternehmen.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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