Aufbruch nach fünf Monaten Schließzeit
Die Heinrich-von-Kleist-Bibliothek ist nach Umbau wieder geöffnet
Zwei Vasen mit Tulpen sind Zeichen der Freude über die Wiedereröffnung der Kiezbibliothek. Anwohner und Stammgäste haben die Blumensträuße in den Tagen nach der Wiederöffnung vorbeigebracht. „Sie waren ganz beglückt“, berichtet die Leiterin der der Heinrich-von-Kleist-Bibliothek in der Havemannstraße, Marina Georgi.
Von Mitte September 2022 an war die einzige öffentliche Einrichtung am nördlichen Zipfel von Marzahn wegen umfangreicher Baumaßnahmen geschlossen. In den fünf Monaten wurden unter anderem Wände so versetzt, dass eine Besuchertoilette, die zudem behindertengerecht ist, eingebaut werden konnte. Zuvor gab es nur eine Mitarbeitertoilette, was für längere Aufenthalte und bei Veranstaltungen eine erhebliche Einschränkung bedeutete. Des Weiteren wurden im Zuge des Umbaus neue Türen eingebaut, eine moderne, höhenverstellbare Theke errichtet, die Fensterfront sowie der Eingang neugestaltet. Vor den Fenstern wurden Gitter als Einbruchsschutz angebracht. Darüber hinaus wurde die Fassade verändert und mit Illustrationen der Hellersdorfer Künstlerin Antje Püpke verziert.
Gerade die Stammgäste seien natürlich traurig über die lange Schließung gewesen, erzählt die Leiterin. Sie konnten sich aber zumindest mit bis zu 60 Medien über diese Zeit eindecken. Schwierig sei es vor allem für die älteren Kunden gewesen, denn für sie sei die Heinrich-von-Kleist-Bibliothek die einzige fußläufig zu erreichende Bibliothek. Die große Mark-Twain-Bibliothek im Freizeitforum Marzahn sei zu weit entfernt. „Viele Ältere bewegen sich gar nicht aus ihrem Stadtteil heraus“, erläutert Marina Georgi. Problematisch sei auch, dass es in der Umgebung keinen Copyshop gibt. Durch die Schließzeit der Bibliothek sei somit auch die einzige Möglichkeit im Kiez zum Kopieren wichtiger Dokumente nicht verfügbar gewesen.
Seit Ende Januar nun steht die Heinrich-von-Kleist-Bibliothek nahe dem Barnimplatz aber wieder allen offen. Sie ist eine wichtige Einrichtung in Marzahn-Nordwest, mitten in einem Kiez, wo das Leben nicht immer einfach ist. Mehrmals ist in den vergangenen Jahren in das Haus eingebrochen worden, wurden Türen und Fenster beschädigt. Einige Zeit lang wurde direkt vor der Bibliothek mit Drogen gehandelt.
Eröffnet wurde sie 1994. Im Jahr 2004 stand sie bereits kurz vor dem Aus, doch nach massiven Protesten von Anwohnern blieb sie erhalten. Heute ist die kleine Stadtteilbibliothek bei älteren Besuchern vor allem für die 2010 gestartete Lesereihe „Live bei Kleist“, bei der regelmäßig Autoren zu Gast sind, beliebt. 60 bis 70 Besucher nehmen an diesen Veranstaltungen teil. Bei Kindern hingegen sind die Mangas und die Tonies besonders begehrt. Außerdem gibt es eine große Auswahl an Brettspielen. Computer- und Videospiele ins Angebot aufzunehmen, darauf sei bewusst verzichtet worden, erzählt Georgi.
Weil das Budget der Bibliothek begrenzt ist, wählt sie sorgfältig aus, welche Medien angeschafft werden. Insgesamt liegt der Bestand bei 19 400. Seit einiger Zeit stehen auch Bücher in ukrainischer Sprache zur Ausleihe bereit. Diese sind jedoch bislang kaum nachgefragt. „Die Leute haben jetzt andere Sorgen als zu lesen“, erklärt die Leiterin. Zu den Kunden würden aber viele Russlanddeutsche zählen. „Das ist hier ein Ort der Kommunikation“, sagt Marina Georgi. Gerade mit älteren, alleinstehenden Menschen würden sie und ihre beiden Mitarbeiterinnen viel reden. Auch beim Buchen von Terminen für Ämter würden sie helfen.
Weitere umfangreiche Informationen zur Heinrich-von-Kleist-Bibliothek gibt es auf https://bwurl.de/18z5
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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