Kochen mit frischen Zutaten
Neues Projekt zu gesunder Ernährung im Kinder- und Jugendhaus Bolle
Im Kinder- und Jugendhaus Bolle, Hohensaatener Straße 20, ist mit „Umwelt (be)greifen“ ein neues Projekt gestartet worden. Der Verein Straßenkinder will damit der gesellschaftlichen und gesundheitlichen Benachteiligung junger Menschen in Marzahn entgegenwirken.
„Unseren Schützlingen fehlt oft der Bezug zur Natur. Sie bewegen sich zunehmend in einer virtuellen Welt, was Bewegungsarmut und schlechte schulische Leistungen zur Folge hat. Im Kinder- und Jugendhaus Bolle lernen sie gesunde Ernährung kennen, bewirtschaften ihren eigenen Garten und erhalten Einblicke in handwerkliche Berufe“, erklärt der Vereinsvorsitzende Eckhard Baumann den Hintergrund. Der Verein verweist auf eine Studie des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahr 2018. Diese ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sich Kinder aus sozial benachteiligten Familien ungesünder ernähren, seltener Sport treiben und häufiger übergewichtig sind.
Im Kinder- und Jugendhaus Bolle kochen Kinder nun gemeinsam, entweder vor Ort oder via Videocall von zu Hause. Der zweite zentrale Bestandteil des Projekts ist die Garten-AG. Auf diese Weise lernen die Jungen und Mädchen zum einen die Entstehung einer naturnahen, gesunden Mahlzeit vom Saatgut über die Pflege und Ernte bis hin zur Zubereitung kennen. Zum anderen wird ihnen so eine ausgewogene Ernährungsweise vermittelt. „Viele Kids wissen nicht, wie Gemüse angebaut wird, und kennen keine Sorten. Beim gemeinsamen Kochen sind sie dann begeistert, wie gut das Gemüse schmeckt, und möchten die Gerichte zu Hause nachkochen“, sagt Eckhard Baumann. Das Kochen zu Hause werde vom Verein zusätzlich mit dem Angebot „Bolle fresh“ unterstützt. Dabei erhalten rund 20 Familien wöchentlich Tüten mit frischen Lebensmitteln und einem passenden Rezept.
Umgang mit Naturmaterialien lernen
Entstanden sei das Angebot während der Corona-Pandemie. Um weiterhin den Kontakt zu halten, sind die Lebensmittel zu den Familien gebracht worden, um anschließend während einer Videoübertragung gemeinsam zu kochen. Die Resonanz sei gut gewesen, weshalb das Angebot nun fortgeführt werde. „Eine Mutter hat uns erzählt, dass es bei ihnen fast nur Fertiggerichte aus der Kühltruhe gab und sie jetzt auch mal frisch kocht“, so Baumann. In einer Umweltwerkstatt würden die Kinder und Jugendlichen außerdem den Umgang mit Naturmaterialien wie Holz, Ton und Wolle lernen und dabei auch ein Verständnis für die Wiederverwendung vermeintlicher Abfallprodukte entwickeln.
Das Vergleichsportal „Check24“ hat für das Ernährungs- und Umweltbildungsprojekt 24 000 Euro zur Unterstützung bereitgestellt. Auf diese Spende sei der Verein angewiesen. Sorgen macht sich der Vereinsvorsitzende über die steigenden Lebensmittelpreise. In vielen Familien sei das Geld längst nicht mehr ausreichend für eine ausgewogene Ernährung. Baumann fordert deshalb mehr Geld für die Familien, außerdem zusätzliche Koch- und Ernährungsworkshops in den Schulen. „Unser Angebot ist am Ende sonst nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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