Wohnhaus als Kriegsdenkmal: „Haus der Befreiung" soll saniert werden
Das rot angestrichene Haus an der Landsberger Allee 563 soll an den Einmarsch der Roten Armee in Berlin vor 73 Jahren erinnern. Der Bezirk will das leerstehende Gebäude sanieren.
Historisch belegt ist, dass Verbände der Roten Armee von Osten kommend in der Nacht vom 21. zum 22. April 1945 an der Landsberger Allee die Berliner Stadtgrenze überschritten. Ob das Haus mit der heutigen Adresse Landsberger Allee 563 tatsächlich das erste Berliner Haus ist, auf dem Sowjetsoldaten die rote Fahne hissten, dazu gibt es keine konkreten Zeugnisse.
Beim Bau der Großsiedlung Marzahn wurde es 1979 als einziges älteres Haus stehengelassen. 1980 wurde es saniert und erhielt den auffälligen Anstrich in Rot sowie die bis heute das Gebäude schmückenden Inschriften in kyrillischen Buchstaben für „Sieg“ und „Nach Berlin“ mit dem historischen Datum in lateinischen Lettern.
Um 1900 war das Gebäude ein Wohnhaus, das zu einem kleinen Bauerngrundstück, welches etwas abseits des Dorfes Marzahn lag, gehörte. „Wir können davon ausgehen, dass es ursprünglich ein Vorwerk des Gutes Falkenberg war“, sagt Heimathistoriker Karl-Heinz Gärtner.
Von 1928 bis 1945 war es Wohnsitz der Familie eines Pächters, des Gemüsegärtners Gustav Frick. Da es hier damals keine Hausnummerierung gab, wurde es deshalb auch einfach „Fricksches Haus“ genannt.
Nachdem es als Gedenkort für die Befreiung Berlins eingerichtet worden war, zog Anfang der 1980er-Jahre das Geschichtskabinett des Kulturbundes Marzahn ein. Hieraus ging eine Gruppe hervor, die Mitte der 1980er-Jahre die Interessengemeinschaft Heimatgeschichte bildete. Daraus ging 1998 der Heimatverein Marzahn hervor.
Dieser wurde jedoch woanders gegründet. Die IG Heimatgeschichte war bereits etwa 1990 in eine ehemalige Kita an der Charlottenstraße in Biesdorf-Nord umgezogen. Die Räumlichkeiten im „Haus der Befreiung“ waren für Veranstaltungen und Ausstellungen zu klein geworden. „Ich erinnere mich noch an meine erste kleine Ausstellung 1988 über Biesdorf unter dem Dach des Hauses“, erzählt Gärtner.
Zuletzt war in dem Haus die Erziehungs- und Familienberatungsstelle des Bezirksamtes untergebracht. Sie musste aber 2015 ausziehen, weil das Dach nicht mehr in Ordnung war. Wasserschäden schienen sogar die Standsicherheit zu gefährden. Der verschuldete Bezirk wollte das denkmalgeschützte Haus daher verkaufen – an eine Wohnungsgesellschaft hieß es. Sie wollte angeblich hier einen Mietertreff und Büros einrichten. Diese Pläne scheiterten aber.
Nach aktuellem Stand bleibt das Haus im Besitz von Marzahn-Hellersdorf. Nach der Sanierung sollen hier möglicherweise soziale Beratungen stattfinden. „Im Rahmen der Sanierung sollen auch die Innenräume einer künftigen Nutzung angepasst werden“, sagt Juliane Witte (Die Linke), Stadträtin für Facility Management. Gegenwärtige Schätzungen gehen von Kosten von rund 925 000 Euro aus. Fördermittel hat der Bezirk beim Senat beantragt.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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