Wohnhaus als Kriegsdenkmal: „Haus der Befreiung" soll saniert werden

Das heute leerstende „Haus der Befreiung“ erinnert an den Einmarsch der Roten Armee in Berlin im April 1945 . | Foto: hari
2Bilder
  • Das heute leerstende „Haus der Befreiung“ erinnert an den Einmarsch der Roten Armee in Berlin im April 1945 .
  • Foto: hari
  • hochgeladen von Harald Ritter

Das rot angestrichene Haus an der Landsberger Allee 563 soll an den Einmarsch der Roten Armee in Berlin vor 73 Jahren erinnern. Der Bezirk will das leerstehende Gebäude sanieren.

Historisch belegt ist, dass Verbände der Roten Armee von Osten kommend in der Nacht vom 21. zum 22. April 1945 an der Landsberger Allee die Berliner Stadtgrenze überschritten. Ob das Haus mit der heutigen Adresse Landsberger Allee 563 tatsächlich das erste Berliner Haus ist, auf dem   Sowjetsoldaten die rote Fahne hissten, dazu gibt es keine konkreten Zeugnisse.

Beim Bau der Großsiedlung Marzahn wurde es 1979 als einziges älteres Haus stehengelassen. 1980 wurde es saniert und erhielt den auffälligen Anstrich in Rot sowie die bis heute das Gebäude schmückenden Inschriften in kyrillischen Buchstaben für „Sieg“ und „Nach Berlin“ mit dem historischen Datum in lateinischen Lettern.

Um 1900 war das Gebäude ein Wohnhaus, das zu einem kleinen Bauerngrundstück, welches etwas abseits des Dorfes Marzahn lag, gehörte. „Wir können davon ausgehen, dass es ursprünglich ein Vorwerk des Gutes Falkenberg war“, sagt Heimathistoriker Karl-Heinz Gärtner.

Von 1928 bis 1945 war es Wohnsitz der Familie eines Pächters, des Gemüsegärtners Gustav Frick. Da es hier damals keine Hausnummerierung gab, wurde es deshalb auch einfach „Fricksches Haus“ genannt.

Nachdem es als Gedenkort für die Befreiung Berlins eingerichtet worden war, zog Anfang der 1980er-Jahre das Geschichtskabinett des Kulturbundes Marzahn ein. Hieraus ging eine Gruppe hervor, die Mitte der 1980er-Jahre die Interessengemeinschaft Heimatgeschichte bildete. Daraus ging 1998 der Heimatverein Marzahn hervor.

Dieser wurde jedoch woanders gegründet. Die IG Heimatgeschichte war bereits etwa 1990 in eine ehemalige Kita an der Charlottenstraße in Biesdorf-Nord umgezogen. Die Räumlichkeiten im „Haus der Befreiung“ waren für Veranstaltungen und Ausstellungen zu klein geworden. „Ich erinnere mich noch an meine erste kleine Ausstellung 1988 über Biesdorf unter dem Dach des Hauses“, erzählt Gärtner.

Zuletzt war in dem Haus die Erziehungs- und Familienberatungsstelle des Bezirksamtes untergebracht. Sie musste aber 2015 ausziehen, weil das Dach nicht mehr in Ordnung war. Wasserschäden schienen sogar die Standsicherheit zu gefährden. Der verschuldete Bezirk wollte das denkmalgeschützte Haus daher verkaufen – an eine Wohnungsgesellschaft hieß es. Sie wollte angeblich hier einen Mietertreff und Büros einrichten. Diese Pläne scheiterten aber.

Nach aktuellem Stand bleibt das Haus im Besitz von Marzahn-Hellersdorf. Nach der Sanierung sollen hier möglicherweise soziale Beratungen stattfinden. „Im Rahmen der Sanierung sollen auch die Innenräume einer künftigen Nutzung angepasst werden“, sagt Juliane Witte (Die Linke), Stadträtin für Facility Management. Gegenwärtige Schätzungen gehen von Kosten von rund 925 000 Euro aus. Fördermittel hat der Bezirk beim Senat beantragt.

Das heute leerstende „Haus der Befreiung“ erinnert an den Einmarsch der Roten Armee in Berlin im April 1945 . | Foto: hari
Eine verblichene Inschrift an der Seite des Hauses behauptet, dass hier Sowjetsoldaten die erste rote Fahne gehisst haben. | Foto: hari
Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 91× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 44× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 455× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.056× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.