Verwahrlost der Kiezpark Fortuna?
Anwohner des Tal-Centers klagen über Obdachlose
Die Beobachtung eines Anwohners liest sich dramatisch. Seit Juni campierten Obdachlose im Kiezpark Fortuna am Tal-Center Marzahn, würden in die Büsche „urinieren und koten“ und zelteten in losen Abständen in der Nacht. Die Lage spitze sich weiter zu. Dringender Handlungsbedarf bestehe, damit sich das Problem nicht ausweite.
„Es kann und darf nicht sein, dass sich im Wohngebiet alteingesessene Bürger nicht mehr wohl und sicher fühlen“, erklärt der Anwohner in seiner E-Mail an die Berliner Woche weiter. Auf Nachfrage der Redaktion erklärte das Wohnungsunternehmen Fortuna, Eigentümer des Kiezparks, dass die Zustände im Park zwar bekannt seien. Fragen danach, ob und was das Unternehmen gegen das Campieren unternehme, wurden indes nicht beantwortet. „Über die von Ihnen erbetenen Informationen verfügen wir jedoch nicht“, teilte Margitta Salewski von der Wohnungsgenossenschaft mit.
Sozialstadträtin Juliane Witt (Die Linke) erklärte gegenüber der Berliner Woche, persönlich noch nichts über die Situation im Kiezpark gehört zu haben. Die Beschwerde des Anwohners sei dem Sozialamt allerdings bekannt. Sie selber habe die Rückseite des von großem Leerstand betroffenen Tal-Centers als „Schmuddelecke“ in Erinnerung. Das Bezirksamt könne aber in dieser Angelegenheit nicht eingreifen, sagte sie. Eine etwaige Beräumung könne nur der Eigentümer des Tal-Centers veranlassen.
Ende vergangenen Jahres wurde das Tal-Center von der „OIB/Gewobag Tal Center Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH“ angekauft. Hinter der Käufergesellschaft steht ein gemeinsames Joint Venture aus der Gewobag AG und dem Projektentwickler OIB. Die neuen Eigentümer planen, das inzwischen unattraktive Einkaufscenter in den kommenden Jahren abzureißen und dort ein neues Wohnviertel zu errichten.
Mitte September, so teilte die Gewobag mit, habe man Kenntnis darüber erhalten, dass Obdachlose im Bereich des ehemaligen Müllplatzes übernachten. Von „campierenden Obdachlosen“, wie von dem Anwohner beschrieben, ist der Gewobag allerdings nichts bekannt. „Die von der Projektentwicklungsgesellschaft eingesetzte Hausverwaltung hat nun ein besonderes Augenmerk auf diese Situation. Auch die Polizei ist informiert und hat schon mehrere Platzverweise ausgestellt“, heißt es in der schriftlichen Antwort weiter. Eine nachhaltige Lösung der Situation sei allerdings eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Wir sind hier auf die Zusammenarbeit und Unterstützung anderer Akteure wie der Polizei und des Bezirks angewiesen“, erklärte die Gewobag.
Wird womöglich Strom illegal angezapft?
Die Polizei bestätigte, dass sich am Tal-Center „hin und wieder mehrere Personen zusammenfinden und dort gemeinsam verweilen“. Diese Treffen fänden unregelmäßig und tagsüber statt. „Beobachtungen zur Absonderung von Kot und Urin in angrenzende Grünanlagen gab es bislang nicht. Auch gingen dazu keine Hinweise von Anwohnenden oder Passierenden ein“, teilte die Polizei mit. Ebenfalls keine Erkenntnisse lägen zur illegalen Nutzung der Steckdose des Lieferservice von „Domino’s Pizza“ am Seiteneingang vor. Genau dies hatte unser Leser beschrieben. Ihm zufolge wird die funktionstüchtige Steckdose dort fast täglich illegal in den frühen Morgenstunden von den Obdachlosen als Stromquelle unter anderem zum Aufladen ihrer Handys genutzt.
Ob die gesichteten Obdachlosen von der Innenstadt an den östlichen Stadtrand verdrängt wurden, darüber habe die Polizei keine Kenntnisse, wurde mitgeteilt. Auch ein Übernachten oder Campieren sei bislang nicht gemeldet worden und habe durch die örtlich zuständigen Polizeistreifen auch nicht beobachtet werden können. „Die neuen Informationen werden zum Anlass genommen, Streifen des zuständigen Polizeiabschnitts im Rahmen freier Kapazitäten vor Ort Nachschau halten zu lassen“, versprach die Polizei jedoch.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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