Zukunft wegen Umbau ungewiss
Am 12. und 13. November findet der vorerst letzte Kunst- und Keramikmarkt in Marzahn statt
Klar sei er ein bisschen wehmütig, bestätigt Werner Petrich. Die Organisation sei zwar mit viel Arbeit verbunden, doch wegen der Dankbarkeit der Menschen seien hinterher immer alle glücklich. Der Leiter der Kunst- und Keramikscheune „SchaMottchen“ blickt voraus auf den 16. und vorerst letzten Kunst- und Keramikmarkt.
Am 12. und 13. November wird dieser auf dem Hof des KulturGuts Marzahn und im SchaMottchen am Rande des Dorfangers stattfinden. Rund 55 Kunsthandwerker bieten von 10 bis 18 Uhr ihre Produkte an, unter anderem Keramik aus Thüringen, Sachsen und Brandenburg, Glaskunst, Malereien und Grafiken, Schmuck, Textilien, Holzgestaltung sowie Obst und Gemüse vom Obstgut Müller in Brandenburg. Erstmals vertreten sind junge Berliner Künstler. Im Hofcafé warten laut Marion Winkelmann, der Leiterin des KulturGuts, Kuchen, Bratwurst und „der erste Glühwein des Jahres“. Erwartet werden bis zu 12 000 Besucher. Der einst von Christine Chlupsa, einer ehemaligen Mitarbeiterin des Vereins Agrarbörse Deutschland Ost, ins Leben gerufene Markt ist zu einem Besuchermagneten weit über Marzahn hinaus geworden.
Wie es in Zukunft weitergeht, ist jedoch im Moment ungewiss. Grund dafür ist, dass das Bezirksamt das KulturGut ab der zweiten Jahreshälfte 2023 zwei Jahre lang sanieren und umbauen lässt, sodass der Markt dann nicht auf dem Grundstück stattfinden kann. Dort soll später das Bezirksmuseum seinen zweiten Standort erhalten, weil es aus dem Haus 2, Alt-Marzahn 51, ausziehen muss. Von den Bauarbeiten wird die Kunst- und Keramikscheune, deren Eigentümer die Agrarbörse ist, nicht betroffen sein. Im Gegensatz zum KulturGut, das dem Bezirk gehört, befindet sich diese auch nicht in einem sanierungswürdigen Zustand.
Das Gebäude wurde Anfang der 90er-Jahre in Klinkerbauweise als Funktionsgebäude für einen angedachten Wochenmarkt fertiggestellt. Bis auf ein paar Flohmärkte fand auf dem angrenzenden Parkplatz aber nichts statt. So zog 1995 ein Teppichhändler ein, der bis 2009 blieb. Laut Werner Petrich sei dieser ein Messie gewesen. Die Teppichscheune habe „katastrophal“ ausgesehen. Das habe auch daran gelegen, dass der gesamte Komplex im Fokus von Sprayern und Randalierern gestanden habe, nachdem der Besitzer Konkurs anmelden musste. Als die Agrarbörse das Gebäude nebst Grundstück 2010 kaufte, hätten sie zunächst ein Jahr lang entrümpeln und entkernen müssen. Erst am 10. September 2012 konnte die Eröffnung gefeiert werden. Vor knapp zwei Monaten beging das SchaMottchen zehnjähriges Bestehen. Der Schandfleck sei zum Kleinod geworden.
Derzeit besuchen 40 Teilnehmer dort die regelmäßig stattfindenden Keramikkurse. Drei Mitarbeiter produzieren im SchaMottchen verschiedene dekorative Keramiken und Gartenkeramik, die im Schauraum erworben werden können. Geöffnet ist immer montags und mittwochs 9-14 Uhr, dienstags und donnerstags 9-19 Uhr sowie freitags 9-13 Uhr. Spezialisiert haben sie sich dabei auf sogenannte Raku-Keramik, eine spezielle Brenntechnik, die in Japan entwickelt wurde. Deren Wurzeln liegen, so erklärt der Leiter der Keramikscheune, in der japanischen Teezeremonie. Es handle sich bei diesen Keramiken im Original um spezielle, sehr hochwertige Teegefäße.
Für Werner Petrich und Marion Winkelmann wird es am 12. und 13. November definitiv der letzte Kunst- und Keramikmarkt sein. Beide gehen 2023 in den Ruhestand. Susan Brost wird Petrichs Nachfolgerin. Seine Kollegin möchte, wie er berichtet, den Markt auch während der Bauarbeiten fortführen. Dafür fehlt jedoch bisher eine Lösung. Mögliche Ersatzstandorte wären das Areal rund um die Bockwindmühle und das einst für den Wochenmarkt vorgesehene Parkplatzgelände. Dafür bräuchte es allerdings mehrere Genehmigungen und einen Wachschutz - und das kostet zusätzliches Geld.
Weitere Infos zum Kunst- und Keramikmarkt sowie zur Kunst- und Keramikscheune gibt es unter keramikscheune.wordpress.com.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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