Gestörtes Verhältnis
Betreiber des ORWOhauses weisen Lärmbeschwerden aus der Nachbarschaft zurück
Das ORWOhaus in der Frank-Zappa-Straße ist eins der Aushängeschilder von Marzahn-Hellersdorf und weit über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt. Doch seit diesem Sommer ist das Verhältnis zur Nachbarschaft getrübt. Beschwerden über Lärm vergiften zunehmend das Verhältnis.
Etwa 200 Bands üben derzeit in den 105 Proberäumen des siebengeschossigen ehemaligen Industriegebäudes. Dass es dabei laut wird, lässt sich nicht vermeiden. Das war aber schon immer so. „Und wir haben ja an unserem Betrieb nichts geändert“, erklärt Stefan Drews von „ORWOhaus e.V.“.
Der stellvertretende Vereinsvorsitzende versichert, dass bei den Proben die Fenster geschlossen werden. Die Musiker seien dafür sensibilisiert worden. Außerdem seien mittlerweile überall im Gebäude neue Fenster eingebaut worden. Der Schallschutz funktioniere. Gelegentlich werde zur Seite der Landsberger Allee hin auch draußen Musik gespielt, jedoch nicht mehr nach 22 Uhr, wie von den Behörden vorgeschrieben. Der permanente Verkehrslärm auf der vielbefahrenen Straße übertöne die Lautstärke allerdings so oder so.
Den Lärm in diesem Sommer haben er und die Kulturleiterin im Haus, Anne Wolf, selbst erlebt und gespürt. „Auch bei uns hat es gescheppert auf den Fensterbrettern“, erklärt Wolf. Doch das ORWOhaus habe damit nichts zu tun. Sie geht davon aus, dass der dröhnende Sound, der manchmal noch bis zu sechs Kilometer entfernt zu vernehmen sei, von illegalen Raves ausgeht. Diese Technopartys unter freiem Himmel sollen seit August mehrfach auf der gegenüberliegenden Seite der Landsberger Allee in Lichtenberg stattgefunden haben.
Auf einem Bahngelände rund um das Papenpfuhlbecken hat sich offenbar ein beliebter Treffpunkt etabliert. Einmal sei dort, wie Anne Wolf selbst mitbekommen hat, ein ganzes Wochenende über laute Musik zu hören gewesen. Weil die Clubs in Berlin noch immer nicht geöffnet sein dürfen, weichen viele Partygänger in Wälder, Parks und Grünflächen aus. Manche schlagen dabei aber offensichtlich über die Stränge – und weil das ORWOhaus sehr bekannt im Bezirk ist, vermuten viele Anwohner automatisch dort die Verursacher des Lärms.
„Auch die Polizei kam bei uns schon vorbei. Dann haben sie aber gesehen, dass bei uns rein gar nichts ist, und sind wieder gefahren“, erzählt Anne Wolf. Sie versichert: „Ich will ja auch nicht, dass jemand nicht schlafen kann.“
Die vielen Mails und Anrufe mit Beschwerden, die bei ihr in den vergangenen Wochen eingegangen sind, nimmt sie nicht auf die leichte Schulter. Sie spürt inzwischen einen gewissen Vertrauensverlust. Deshalb bemüht sie sich, alle Beschwerden auf freundschaftlicher Ebene zu beantworten und ruhig zu erklären, warum ihr Haus dafür nicht die Schuld trägt. „Unser Haus steht dauernd jedem offen. Wir organisieren regelmäßig Veranstaltungen und laden die Leute zu uns ein“, betont die Kulturleiterin.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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