Ein „Weinpoet“ im „Königsthal“: Carl Kohlis setzte sich für Straßen und Beleuchtung ein

Die Kohlisstraße wurde nach dem Hotelier, Weinpoeten und Vorsitzenden des Haus- und Grundbesitzervereins Carl Kohlis benannt. | Foto: hari
2Bilder
  • Die Kohlisstraße wurde nach dem Hotelier, Weinpoeten und Vorsitzenden des Haus- und Grundbesitzervereins Carl Kohlis benannt.
  • Foto: hari
  • hochgeladen von Harald Ritter

Die Kohlisstraße zieht sich im südlichen Mahlsdorf von der Ulmenstraße bis zu Hultschiner Damm. Ihr Namensgeber, Carl Kohlis, gehört zu den schillernsten Persönlichkeiten in der Geschichte des Ortsteils.

"Du neues Jahr, sei feucht und klar/ Um Wachstum hold zu geben / Gib’ Sonnenschein für uns’ren Wein / Beschirme uns’re Reben." Das sind Zeilen aus „Winzers Neujahrsgruß“, einem Gedicht von Carl Kohlis. Der Hotelbesitzer machte auch als „Weinpoet“ in Berlin an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert von sich reden.

Um die Zeit kaufte er sich ein Grundstück im Süden der damaligen Gemeinde Mahlsdorf und baute darauf eine Villa. Als Mitglied des Haus- und Grundbesitzervereins Mahlsdorf-Süd hatte er maßgeblichen Anteil am Werden des neuen Ortsteils. Von 1902 bis 1904 war er sogar dessen Vorsitzender.

Kohlis wurde am 25. September 1857 in Artern an der Unstrut geboren. Sein Geburtstag jährte sich damit in diesem Jahr zum 160. Male. Seinem Geburtsort blieb er ein Leben lang verbunden. Dafür spricht, dass er als Weinpoet den Künstlernamen Kohlis-Kyffhausen wählte. Artern liegt unterhalb des gleichnamigen Berges.

Einiges spricht auch dafür, dass er diesen zweiten Namen aus deutschnationaler Gesinnung wählte. Im Kyffhäuser sollte der Kaiser Barbarossa ruhen bis zum Wiedererwachen deutscher Größe. Kohlis teilte das Weltbild der nationalkonservativen Kreise des Kaiserreichs. Liberal denkende Menschen beschimpfte er auch mal literarisch als „öde Wasserdemokraten“.

In Berlin betrieb er das Hotel und Restaurant „Phönix“, damals an der Charlottenstraße 35 zwischen dem Gendarmenmarkt und der Straße Unter den Linden gelegen. Wie viele zu Wohlstand gekommene Bürger, suchte er sich am Rande der Reichshauptstadt ein standesgemäßes Domizil zu schaffen.

Ganz standesgemäß sah es um sein Haus herum aber längst nicht aus. Es war am Rande der ehemaligen Weiden der Mahlsdorfer Bauern gelegen. Es gab nur Feldwege, keine gepflasterten Straßen. Die nächste Verbindung zur Bahn bot die Station Hirschgarten in Friedrichshagen. Wenn die Herrschaften abends mit dem Zug aus dem Theater kamen, war noch eine weite Strecke zu Fuß oder im Gespann im Dunkeln nach Hause zu überwinden.

Mit Mahlsdorf hatten die Siedler ohnehin nichts am Hut. Im Haus- und Grundbesitzerverein betrieb Kohlis die Gründung einer eigenen Gemeinde mit dem Namen „Königsthal“. Diese Namenswahl beruhte auf der nicht belegbaren Tatsache, dass sich Friedrich der Große oft in dieser Gegend aufgehalten habe.

Der 1998 gegründete Haus- und Grundbesitzerverein schrieb sich außerdem die Pflasterung und Bezeichnung der Wege, deren Beleuchtung sowie die Verbesserung der Post- und Verkehrsverbindungen auf die Fahnen. Als den ersten großen Erfolg nach seiner Gründung vermerkt die Vereinschronik, dass endlich ein Nordausgang für den Bahnhof Hirschgarten genehmigt wurde.

Carl Kohlis verstarb am 21. Dezember 1910. Die Kohlisstraße wurde schon zu seinen Lebzeiten, im November 1907, nach ihm benannt.

Die Kohlisstraße wurde nach dem Hotelier, Weinpoeten und Vorsitzenden des Haus- und Grundbesitzervereins Carl Kohlis benannt. | Foto: hari
Carl Kohlis-Kyffhausen. Zeichnung von Carl Zander, Illustrator des Buches „Das Weinturnier“. Repro: hari | Foto: hari
Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 298× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 597× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 576× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 999× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.