„Fliegende Träume“ in einer mobilen Flüchtlingsunterkunft
Erster Residenz-Künstler stellte seine Arbeit in der Wittenberger Straße vor
Mit einem Flugzeug aus Holz auf dem Hof der Flüchtlingsunterkunft Wittenberger Straße endete die erste Etappe eines Kunstprojektes. Insgesamt zehn Künstler sollen zwischen Flüchtlingen und der modernen Kunstwelt in Europa eine Verbindung schaffen.
Das Kunstprojekt der Künstlergruppe msk7 läuft über zwei Jahre. Jeweils einen Monat wohnen und leben die ausgewählten Künstler in einer Modularen Flüchtlingsunterkunft (MUF) und entwickeln ihre Kunstwerke. Sie müssen sich die ganze Zeit dort aufhalten und in einem gelben Bauwagen wohnen. Deshalb heißt das Kunstprojekt „Residenzpflicht“.
Der erste Künstler war der Deutsch-Syrer Manaf Halbouni. Er baute in der MUF in Marzahn-Nord, Wittenberger Straße 16, ein Flugzeug aus Holzabfällen, die er sich in der Umgebung zusammensuchte.
„The Flying Dreams“ hat er sein Kunstflugzeug genannt. „Die Menschen träumen vom Fliegen, sie träumen von einer besseren Welt, zu der sie hinfliegen können“, erläutert er die Idee hinter seinem Kunstwerk. Das gelte nicht nur, aber besonders für Menschen auf einer Flucht.
Halbouni wurde 1984 in Damaskus geboren. 2008 verweigerte er den Militärdienst und floh nach Deutschland. Er lebt in Dresden, dem Heimatort seiner Mutter. Kunst studierte er von 2009 bis 2014 an der Kunstakademie Dresden.
Das Thema Flucht zieht sich wie ein roter Faden durch sein bisheriges Werk. So begleitete er mit einer Kunstaktion kritisch die Dresdner Pegida-Demonstrationen gegen Flüchtlinge. Besonders bekannt wurde er durch die Kunstaktion „Monument“. Das waren drei Schrottbusse, die er 2017 zunächst auf dem Dresdner Neumarkt und dann in Berlin vor dem Brandenburger Tor hochkant aufstellen ließ. Auf diese Weise hatten sich im syrischen Bürgerkrieg Menschen in Aleppo vor Scharfschützen zu verbergen versucht.
Ob die Flüchtlinge in der MUF an der Wittenberger sein Tun, die Arbeit an seinem Kunstwerk wirklich verstanden haben, weiß der Künstler nicht. „Wenn man mit den Männern ins Gespräch kommt, fragen die eher, wie man an Arbeit oder eine Wohnung kommt“, erzählt er. Die Kinder dagegen hätten ihm beim Zusammensammeln des Materials geholfen und immer wieder nach dem Flugzeug gefragt.
Das Holzflugzeug wurde am Donnerstag, 24. Mai, in der MUF der Öffentlichkeit vorgestellt. Danach zerlegte es Halbouni wieder in seine Einzelteile, um diese zu entsorgen. Auch das gehörte zu der Kunstaktion.
Unterdessen hat schon das nächste Kunstprojekt, gleichfalls in Marzahn, begonnen. Die rumänische Künstlerin Andreea Chirica ist am 31. Mai in den gelben Bauwagen gezogen, der in die MUF Paul-Schwenk-Straße 17 umgesetzt wurde.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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