Mühlsteingarten in einer Freiluftausstellung
Marzahn. Der Mühlenberg in Marzahn hat eine neue Attraktion. Pünktlich schon vor dem Mühlentag zu Pfingsten wurde eine Dauerausstellung zur Mühlengeschichte im Freien eröffnet und ein historischer Kollergang vorgestellt.
Der Kollergang ist das Prunkstück der neuen Dauerausstellung zur Mühlengeschichte. Es ist eine Handmühle, die zur Herstellung von Öl, Farben, Quetschmohn und auch Schnupftabak diente. Von jeweils einem waagerecht und einem senkrecht angeordneten Mühlstein werden die Rohstoffe zermahlen und dabei der senkrechte Läuferstein mit Muskelkraft bewegt.
Hinter dem Kollergang am Mühlenhang gruppieren sich Stücke aus der Marzahner Mühlengeschichte wie das Fundament des ersten Marzahner Windkraftwerks von 1912 und die Replik der Hauptwelle einer zweiten Windkraftanlage aus dem Jahr 1942. Außerdem ist ein altertümlicher Handmühlstein aufgestellt, der in die Frühzeit des Mahlens führt. Zusammen mit dem Kollerstein bilden die Objekte den neuen Mühlsteingarten an der Marzahner Mühle. Schautafeln dahinter vermitteln Informationen über die Marzahner Mühlengeschichte.
Der Kollergang entstammt einem Berliner Haus, dass 1897 auf dem Grundstück Klosterstraße 65-67 neben der Parochialkirche in Mitte gebaut wurde. Im Vorderhaus wohnten Beamte, im Hinterhaus gab es Gewerbe. Dort wurde unter anderem in einer Tabak-Großhandlung der Kollergang betrieben. Das Gebäude brannte im Zweiten Weltkrieg aus, wurde später abgetragen und die Fläche als Parkplatz genutzt.
Bei Erschließungsarbeiten für eine Neubebauung fand man die Steine des Kollergangs. Das Landesdenkmalamt bot sie 2013 dem Marzahner Mühlenverein an. „Das passte. Wir planten schon lange eine Ausstellung im Freien mit historischen Stücken, die wir wegen ihrer Größe in der Mühle nicht zeigen konnten“, erzählt der Marzahner Müller Jürgen Wolf. Der Mühlenverein organisierte den Transport und reinigte die Steine. Langjährige Partner des Vereins wie die Lehrwerkstatt der Knorr-Bremse Berlin GmbH und Jürgen Rikwald, Schlosserei und Maschinenbau, fertigten fehlende Bauteile des Kollergangs an.
In Berlin und Brandenburg konnte bislang kein funktionsfähiger Kollergang besichtigt werden. „Die Besucher können hier erstmals einen Mahlvorgang direkt beobachten, was bei Mühlsteinen in der Getreideverarbeitung so nicht möglich ist“, erläutert Wolf. Bei Veranstaltungen wie dem Mühlentag und für Besuchergruppen wie Schulklassen führt Müller Wolf die Funktionsweise des Kollergangs vor. Der gemahlene Mohn wird unter anderem an die Ausbildungsbäckerei des Café „Grips“ in Alt-Marzahn geliefert, das erst im April wieder eröffnete. hari
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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