Wo Berlins Wurzeln noch zu erkennen sind
Pläne zum Umbau des Angerdorfs Marzahn scheiterten bis heute immer an der Finanzierung
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- Dorothee Ifland, Leiterin des Bezirksmuseums Marzahn-Hellersdorf, vor dem historischen Dorfanger Marzahn. In den vergangenen Jahrzehnten gab es immer mal wieder Pläne, diesen zu bebauen.
- Foto: Philipp Hartmann
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In Marzahn kann man die dörflichen Wurzeln der Großtstadt Berlin noch gut erkennen. Der alte Dorfkern ist bis heute erhalten geblieben und sichtbar. Neben der alten Dorfkirche und dem Bezirksmuseum locken das KulturGut Marzahn, das Traditionslokal Marzahner Krug sowie gleich daneben die Bockwindmühle und der Tierhof Besucher an.
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- Das gesamte Ensemble des Dorfangers Marzahn steht unter Denkmalschutz. In Sichtweite zum Dorfanger befindet sich die Bockwindmühle.
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- Das Gasthaus Marzahner Krug am Dorfanger ist ein Traditionslokal.
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Dass der Dorfanger Marzahn heute so ruhig und beschaulich ist, ist keine Selbstverständlichkeit. Es hätte auch ganz anders kommen können, wie Dorothee Ifland weiß. Seit 30 Jahren leitet sie das Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf, dessen Haus 1 sich seit 1999 im Gebäude der 1911 errichteten Dorfschule direkt auf dem Anger befindet.
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- Auf dem Dorfanger befindet sich seit 1999 das Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf in der früheren Dorfschule.
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Zum Treffen mit der Berliner Woche hat sie ein paar Hefter mit historischen Fotos und Entwürfen von Architekten aus dem Museumsarchiv zusammengesucht. Sie belegen, welch bewegte Geschichte der Dorfanger hat und welche verschiedenen Pläne zur Bebauung es in den vergangenen Jahrzehnten gegeben hat.
Der hintere Teil des Dorfangers Richtung Landsberger Allee ist einmal dicht bebaut gewesen. Dort befanden sich nicht nur eine Schmiede mit einer Tanksäule, sondern auch mehrere Wohnhäuser, was laut Dorothee Ifland „relativ ungewöhnlich“ gewesen ist. Sogar noch 1985, so belegt es ein datiertes Foto, befand sich dort ein zweistöckiges Wohnhaus. Im Zusammenhang mit dem Bau der Großsiedlungen von Springpfuhl aus nach Norden – 1973 begannen hierfür die Tief-, zwei Jahre später die Hochbauarbeiten – sei auch noch mal über das Dorf nachgedacht worden.
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- Eine Aufnahme des Dorfanger Marzahn aus dem Jahr 1977 mit der Schmiede und den Hausnummern Alt-Marzahn 33, 37 und 41.
- Foto: Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf/ D. Breitenborn
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Dass das seit 1977 unter Denkmalschutz stehende märkische Angerdorf Marzahn erhalten werden soll, sei von Anfang an Teil der Planungen gewesen. „Mit der Entstehung der Großsiedlung gab es dort keine Landwirtschaft mehr, aber die Idee, das Dorf durch kulturelle Einrichtungen attraktiver zu gestalten“, sagt die Museumsleiterin.
„Entsprechend der zentralen Lage im Neubaugebiet und der unmittelbaren räumlichen Verbindung zum gesellschaftlichen Bereich von Berlin-Marzahn ist der Dorfkern Marzahn über seine Grundfunktion ‚Wohnen‘ hinaus als ein Bereich der freizeitlichen Kommunikation mit spezifischen Einrichtungen des Handels, der Gastronomie und der Kultur auszubilden“, heißt es in einem Magistratsbeschluss zur Rekonstruktion des Dorfkerns Marzahn vom 4. Januar 1978. „Die historische geprägte Grundstruktur der Angeranlage, die vorwiegend aus eingeschossigen Wohnhäusern mit dahinterliegenden Scheunen und Höfen besteht, ist bei Abriß verschlissener Bauten durch maßstabsgerechte Neubauten zu ergänzen“, steht darin weiter.
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- Der Dorfanger Marzahn war einst dicht bebaut. Dann wurden bis auf wenige Ausnahmen alle Häuser abgerissen. Mit Entstehen der Großsiedlung kamen Pläne auf, dort unter anderem eine Grillbar und ein Freizeitzentrum einzurichten. Am Ende fehlte das Geld.
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Für das Anlegen der Allee der Kosmonauten mussten ab der zweiten Hälfte der 70er-Jahre bereits ein paar Häuser am östlichen Ende des Dorfes abgerissen werden. Jahrhundertelang führte der Verkehr vom Stadtzentrum direkt durch den alten Dorfkern, bis die Landsberger Allee nördlich um das Dorf herum verlegt wurde.
Heute ist von den einstigen Häusern auf dem hinteren Teil des Dorfangers nur noch eines übrig. Die Agrarbörse Deutschland Ost nutzt es als Infopunkt. Früher war dort einmal ein Milchladen, außerdem auch mal eine Post, wie auf einem alten Schwarz-Weiß-Foto zu erkennen ist.
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- Der Dorfanger Marzahn im Jahr 1977. Das damalige Postgebäude (rechts) ist das einzige hier abgebildete Haus, das heute noch steht. Dort befindet sich jetzt ein Infopunkt der Agrarbörse Deutschland Ost.
- Foto: Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf/ D. Breitenborn
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- Dieses Haus auf dem Dorfanger Marzahn ist heute ein Infopunkt der Agrarbörse Deutschland Ost. Früher war es mal ein Postgebäude und ein Milchladen.
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Dokumente aus dem Landesarchiv Berlin und dem Archiv des Bezirksmuseums zeigen, welche außergewöhnlichen Ideen die Planer für die Neugestaltung des Angers hatten. 1978 sah ein Vorschlag zum Beispiel vor, ein Café am Dorfeingang von der Landsberger Allee aus zu errichten. An der Schmiede sollte es nach einem Entwurf des Architekten Roland Korn ein Restaurant geben, daneben einen Kinderspielplatz.
Direkt vor dem heutigen Bezirksmuseum sollte ein Neubau gesetzt werden. Von einem Freizeitzentrum war damals die Rede. Entstehen sollten laut einer Studie von 1981 außerdem eine Grillbar „Zur Schmiede“, eine Boutique für Textilien, ein Spirituosen- und Süßwarenladen, ein Bauernmarkt und ein Rummelplatz für Schausteller auf und am Anger. Auch eine Angerbühne für Musikveranstaltungen tauchte in den Planungen auf.
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- Der Dorfanger Marzahn war einst dicht bebaut. Dann wurden bis auf wenige Ausnahmen alle Häuser abgerissen. Mit Entstehen der Großsiedlung kamen Pläne auf, dort unter anderem eine Grillbar und ein Freizeitzentrum einzurichten. Am Ende fehlte das Geld.
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„Es sollte ein Anziehungspunkt für die Leute sein, die in die Großsiedlung ziehen“, erklärt Dorothee Ifland. Die Pläne seien aber dann alle an finanziellen Fragen gescheitert. „Wahrscheinlich wäre das schon attraktiv gewesen für das Dorf“, meint sie mit Blick auf die heute weitgehend ungenutzte Fläche. Zu einem richtigen Anziehungspunkt, wie in den damaligen Planungen vorgesehen, ist der Dorfanger letztlich nicht geworden. Das haben stattdessen die Bockwindmühle und der Tierhof gleich nebenan geschafft.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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