Der Mann für die Schneehöhe
Auch Ehrenamtliche unterstützen die Arbeit des Deutschen Wetterdienstes
Der Messstab liegt immer bereit, der tägliche Blick aus dem Fenster zeigt, ob er zum Einsatz kommen wird. Jeden Morgen um exakt 6.50 Uhr ist es so weit. Dann übermittelt Dietrich Beese dem Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Main die aktuelle Schneehöhe für den Standort Marzahn.
„Ich habe schon 1997 angefragt, ob ich für den DWD arbeiten kann“, sagt Dietrich Beese. „Damals gab es hier allerdings noch keine Messstation, die wurde erst 2007 eingerichtet.“ Der rüstige Rentner, von Hause aus Elektroingenieur, interessierte sich schon immer als begeisterter Segler für Wetterphänomene. „Auf Segelschiffen bekommt man ein Gefühl dafür, wie abhängig der Mensch vom Wetter ist. Für mich lag darin immer eine besondere Faszination.“ Als dann die Messstation gleich hinter dem Kulturgut Alt-Marzahn aufgebaut wurde, war es für Dietrich Beese klar, sich für die Tätigkeit als Wetterbeobachter zu melden.
Die vollautomatische Station erfasst Daten wie Luftdruck, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Niederschlag, Windrichtung und -geschwindigkeit und übermittelt diese an die DWD-Zentrale in Offenbach am Main. Regelmäßig kommt ein Technikerteam, das die Instrumente überprüft und neu kalibriert. Anfangs wurden von bis zu fünf Ehrenamtlichen zusätzlich Niederschlagskontrollmessungen, Bestimmungen des Erdbodenzustands, der Schneedecke, des Bedeckungsgrads und der Sichtweite durchgeführt, – bis auch dies 2012 automatisiert wurde. Die Schneehöhe jedoch muss nach wie vor per Hand gemessen werden. Und das macht Dietrich Beese seit Jahren zuverlässig und professionell. „Wenn über mehrere Tage Schnee fällt, ist es notwendig, auch den Unterschied von Alt- und Neuschnee zu erkennen und zu erfassen – keine ganz einfache Sache“, sagt er.
Ganz in der Nähe
Am Anfang seiner Tätigkeit standen eine Einführung und ein Fortbildungsseminar, bei dem den Freiwilligen die wichtigsten Grundlagen für die Messungen vermittelt wurden. Voraussetzung für Dietrich Beeses Tätigkeit war auch, dass sein Wohnort ganz in der Nähe der Wetterstation liegen musste. Für diese wiederum den geeigneten Platz zu finden sei nicht einfach gewesen, wie die Leiterin des Kulturguts Alt-Marzahn, Marion Winkelmann vom Verein Agrarbörse, erklärt. „Es war zum Beispiel wichtig, dass von der Messstation genügend Abstand zu umliegenden Bepflanzungen und der Bebauung besteht – bei den vielen Hochhäusern hier in Marzahn durchaus eine Herausforderung.“
Während also Dietrich Beese nun für die Schneehöhenmessung in Marzahn zuständig ist, sorgt das Kulturgut-Team vertragsgemäß dafür, dass die Fläche der Messstation hinter dem Gebäudeensemble unweit der Landsberger Allee gepflegt wird und stets den Vorgaben des DWD entspricht. „Wenn beispielsweise an der Messschiene für die Bodentemperatur etwas nicht stimmt, werden die Abweichungen der Messdaten registriert und es erfolgt sofort die Rückmeldung von der Zentrale in Offenbach, die Wetterstation zu überprüfen“, sagt Marion Winkelmann.
Neben 181 hauptamtlichen Wetterwarten ist Alt-Marzahn nur eine von insgesamt 1739 ehrenamtlich betriebenen Wetterstationen, die flächendeckend in ganz Deutschland ein komplexes Messnetz bilden. Das wiederum liefert die Datengrundlagen für tägliche Wettervorhersagen, Warnungen für Luft- und Seefahrt, Gutachten, Beratungen und vieles mehr. Wer Interesse hat, dabei mitzuwirken, findet im Internet unter https://bwurl.de/15rc alle nötigen Informationen. Momentan sucht der Wetterdienst in Berlin zum Beispiel ehrenamtliche Beobachter in Lichterfelde und am Kaniswall in Müggelheim.
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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