Mit Kreativität gesund werden
Die Bilder und Skulpturen der Ausstellung „Lebenslinien“ zeigen, wie Kunsttherapie funktioniert

Künstlerin und Ausstellungsmacherin Dr. Ina Keggenhoff will mit ihrer Ausstellung die Kunsttherapie bekannter machen. | Foto:  Amir Armaghan
  • Künstlerin und Ausstellungsmacherin Dr. Ina Keggenhoff will mit ihrer Ausstellung die Kunsttherapie bekannter machen.
  • Foto: Amir Armaghan
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Kunsttherapie soll Menschen mit einer psychischen Erkrankung wirksam bei ihrer Genesung helfen. Die Therapieform entwickelte sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den USA und in Großbritannien. Während sie heute fester Bestandteil des britischen Gesundheitswesen ist, gehört sie in Deutschland bis heute nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. Eine Ausstellung in Marzahn will nun Aufmerksamkeit erzeugen.

Vom 10. Oktober bis 15. Dezember werden im Kunst- und Kulturcafé, Alt-Marzahn 23, Bilder und Skulpturen aus der Kunsttherapie gezeigt. Die Kunstwerke in der Ausstellung „Lebenslinien“ stammen von Patienten aus den Abteilungen Psychosomatik und psychiatrische Institutsambulanz des Vivantes-Klinikums Kaulsdorf, von Klienten der ambulanten Kunsttherapie, die Therapeuten in Einzelsitzungen in einer Praxis anbieten, von kunsttherapeutisch begleiteten Gruppen der Selbsthilfe Marzahn-Hellersdorf und Pankow sowie von angehenden Kunsttherapeuten und Privatleuten, die sich mit diesen Arbeiten selbst helfen. „Lebenslinien“, so erklärt Ausstellungsmacherin Dr. Ina Keggenhoff, solle einen Beitrag leisten, die Kunsttherapie und ihre Wirkung bekannter zu machen. Neben den Kunstwerken und Künstlern werde deshalb in der Schau auch thematisiert, was Kunsttherapie ist, wodurch sie wirkt und wie zum Beispiel eine Kunsttherapiestunde abläuft. Die im Rahmen der Ausstellung angebotenen Workshops sollen das mit praktischen Übungen erlebbar machen.

Psychische Leiden sind weit verbreitet. Es handelt sich quasi um eine Volkskrankheit. 27,8 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) von einer psychischen Erkrankung betroffen. Das entspricht rund 17,8 Millionen Bürgern. Doch nicht einmal jeder fünfte Betroffene lässt sich behandeln. Ein Grund dafür ist, dass sich Erkrankte für ihre Leiden oft schämen und sich niemandem anvertrauen.

Künstlerin Ina Keggenhoff gehört selbst zu den Betroffenen. Erst im Alter von knapp 40 Jahren, so erklärt sie, hätten sich bei ihr ernste Symptome einer Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickelt. Diese gehe auf Belastungen aus ihrer Kindheit und Jugend zurück. Heute habe sie die PTBS überwunden, sowohl mithilfe einer Psychotherapie als auch durch Kunsttherapie. Darüber habe sie ihre Kreativität wiederentdeckt, sagt sie. Die promovierte Naturwissenschaftlerin hat im Umweltschutz gearbeitet, zuletzt als Leiterin der Administration einer Forschungsabteilung. Seit 2021 studiert Ina Keggenhoff Kunsttherapie an der Sigmund-Freud-Privatuni Berlin.

„Lebenslinien“ ist Teil ihrer Abschlussarbeit im Rahmen des Masterstudiengangs. Sie möchte damit mehr Bewusstsein, Verständnis und soziale Anerkennung für Menschen mit seelischen Erkrankungen schaffen und für einen vorbehaltlosen Umgang werben. Dafür bietet sie auch altersgerechte Führungen für Schulklassen an. Die Ausstellung richte sich aber auch an seelisch Erkrankte und ihre Angehörigen, die eine wirksame Therapieform kennenlernen wollen, sowie an Psychotherapeuten, Psychiater und Kunsttherapeuten. Die Kunstwerke zeugten vom Innenleben der Betroffenen und wie sie sich unterstützt von geschulten Kunsttherapeuten damit auseinandergesetzt haben, um zu genesen. In den Begleittexten, die über einen QR-Code auch mit dem Smartphone aufgerufen werden können, kommen die Künstler selbst zu Wort.

Der Eintritt ist frei. Geöffnet ist das Kunst- und Kulturcafé montags, mittwochs, donnerstags und freitags von 9 bis 16 Uhr sowie dienstags von 9 bis 18 Uhr. Workshops finden dienstags von 10 bis 12 Uhr, Führungen dienstags von 16 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung per E-Mail an lebens.linien@email.de statt. Die Vernissage ist für 10. Oktober von 17 bis 19 Uhr, die Finissage für 15. Dezember von 14 bis 16 Uhr geplant.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 672× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.339× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 997× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.440× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.342× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.