"Die Menschen können stolz darauf sein, was hier geschaffen wurde"
Viele ältere Bürger haben Elmar Pieroth noch als aktiven Politiker erlebt. Mitte der 90er-Jahre erregte der Christdemokrat großes Aufsehen. Der aus der Bundespolitik bekannte Politiker und langjährige Berliner Senator ließ sich im März 1995 ausgerechnet als CDU-Direktkandidat für den Bezirk Hellersdorf nominieren, damals eine PDS-Hochburg.
Noch mehr Aufsehen erregte Pieroth mit seiner Art auf die Menschen in seinem neuen Wahlkreis zuzugehen. Besonders der offene Umgang mit PDS-Politikern und ehemaligen SED-Mitgliedern überraschte viele. Die etablierten Parteien redeten in jenen Jahren einer Ausgrenzungs- und Blockadepolitik gegenüber der PDS und ihren Funktionsträgern das Wort. Pieroths Verhalten hob sich davon wohltuend ab.
"Ich habe immer versucht, Menschen zu verstehen, ihre Motive und Lebenslagen", sagt der heute 80-Jährige. Er habe es stets als ein Privileg verstanden, auf der "richtigen Seite der Mauer" leben zu können.
Die deutsche Einheit sei ihm eine Herzensangelegenheit und diese sei nur mit den Menschen, die in der DDR gelebt hatten, zu verwirklichen.
Natürlich nutzte er den Besuch Anfang Mai auch zu einer Rundreise durch den Bezirk. Dazu hatte ihn der Kreisverband der CDU Wuhletal schon anlässlich seines 80. Geburtstages am 9. November eingeladen. Stationen waren unter anderem der in der Wolfener Straße entstehende Clean Tech Business Park, ein Besuch der Fastpart Kunststofftechnik GmbH, die sich im vergangenen Jahr in der Nähe ansiedelte, und des Informationspavillons zur IGA 2017 am Eingang der Gärten der Welt in der Eisenacher Straße. Zum Abschluss gab es ein Abendessen im Chinesischen Teehaus in den Gärten der Welt. Anschließend stellte Pieroth fest: "Die Menschen im Bezirk können darauf stolz sein, was in den zurückliegenden Jahrzehnten hier geschaffen wurde."
Auf der Rundfahrt und beim Abendessen wurde er von CDU-Gesundheitssenator Mario Czaja begleitet. Der Kreisvorsitzende der CDU Wuhletal galt schon zu Pieroths Zeiten in Hellersdorf als dessen politischer "Ziehsohn". Czaja erinnerte daran, wie Pieroth den Kreisverband, der sich damals in einer schwierigen Lage befand, schnell umkrempelte und politisch in die Offensive brachte, auch durch seinen offenen Umgang mit der PDS.
"Vor allem für uns Junge wurde er zu einem Vorbild und er hat uns viel beigebracht", erklärt Czaja. Pieroth habe mit seinen populären "Wohnzimmergesprächen" gezeigt, dass und wie Politik die Sprache der Bürger sprechen kann. Er habe verständlich gemacht, dass Politik nicht einfach Wirtschaftspolitik sei, sondern ein Wertesystem brauche.
Als Politiker ist Pieroth heute nicht mehr aktiv. Er engagiert sich aber in Stiftungen, wie der Berliner "Stiftung Bürgermut", deren Gründer und Kuratoriumsvorsitzender er ist.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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