Elena Nawrocki (27) aus Marzahn macht den Meister als Fliesenleger
Es handelt sich um eine prachtvolle, großzügig bemessene Badewanne mit Armstützen und einem umlaufenden Mosaik. Damit hat die 27-Jährige Mutter eines zweijährigen Sohnes den praktischen Teil mit Bravour bewältigt. Im Herbst und im Frühjahr 2016 folgt der Unterricht in Betriebswirtschaftslehre. Danach kann sie die Meisterprüfung ablegen.
Elena Nawrocki ist eine von 13 Gesellen, die sich bei der Berliner Baugewerksinnung auf die Meisterprüfung als Fliesenleger vorbereiten. Das sind doppelt so viele wie in den zurückliegenden Jahren. 2004 schaffte die Bundesregierung die Meisterpflicht in dem Handwerk ab. Inzwischen setzen wieder mehr Gewerbetreibende auf den Meisterbrief als Beleg für ihr Können und als Argument gegenüber den Kunden.
Elena Nawrocki tritt damit in die Fußstapfen ihres Vaters, der seit 35 Jahren Fliesenleger ist und eine Firma in Friedrichshagen hat.
Dass die 27-Jährige einmal den gleichen Beruf wie ihr Vater ausüben würde, war vor gut zehn Jahren kaum denkbar. Elena Nawrocki schlug zunächst einen anderen Weg ein. Als 16-Jährige ging sie 2003 nach Cambridge, um dort ihr Abitur zu machen. Nach einem freiwilligen sozialen Jahr in einem Altenheim zog es sie erneut ins Ausland. Dieses Mal in die Niederlande. In Maastricht studierte sie "European Public Health" im Bachelor-Studiengang. "Irgendwann konnte ich mir nicht mehr vorstellen, den Rest meines Lebens hinter einem Schreibtisch zu sitzen und Zahlentabellen und Statistiken über das europäische Gesundheitswesen zu erstellen", erzählt die Fliesenlegerin. In dieser Zeit habe sie häufig an den Beruf ihres Vaters denken müssen. Sie habe sich erinnert, wie zufrieden ihn seine Arbeit gemacht hat. "In einem Handwerk weiß man immer, was man abends getan hat", erläutert sie.
So stieg im Betrieb ihres Vaters ein und absolvierte eine Lehre. "Bei der gemeinsamen Arbeit lernte ich meinen Vater noch einmal neu kennen. Es ist unglaublich motivierend, gemeinsam zu arbeiten und den Betrieb nach vorne zu bringen", erklärt sie.
Aufgrund ihres Abiturs und sehr guter Noten durfte sie die eigentlich dreijährige Lehre um ein Jahr verkürzen. Die logische Folge von Zufriedenheit und Erfolg in dem Beruf war für sie, gleichfalls einen Meisterbrief zu erwerben. "Der Meistertitel hat noch etwas zu bedeuten. Er ist Ausweis meines fachlichen Könnens und verschafft mir einen Vorteil auf dem Markt", erläutert die Meisterschülerin. Immerhin erfordert der Erwerb des Briefs rund 900 Stunden Arbeitszeit und kostet etwa 6000 Euro.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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