Leben retten mit geballter Expertise
In der Rettungsstelle des ukb werden 67.000 Patienten im Jahr versorgt

Dr. Luisa Backhaus, hier im Schockraum, ist Fachärztin für Unfallchirurgie und Orthopädie. Seit 2013 arbeitet sie im ukb, seit 2022 in der Rettungsstelle. Die Arbeit macht ihr viel Spaß, auch wenn sie oft sehr stressig ist. | Foto:  Philipp Hartmann
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  • Dr. Luisa Backhaus, hier im Schockraum, ist Fachärztin für Unfallchirurgie und Orthopädie. Seit 2013 arbeitet sie im ukb, seit 2022 in der Rettungsstelle. Die Arbeit macht ihr viel Spaß, auch wenn sie oft sehr stressig ist.
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Die Rettungsstelle des Unfallkrankenhauses Berlin (ukb) in Marzahn ist eine der größten und modernsten Notaufnahmen Deutschlands. Hier werden jeden Tag Leben gerettet, auch weil das medizinische Personal gut organisiert ist und bei Bedarf Experten aller Fachdisziplinen schnell hinzugezogen werden können. In wenigen Wochen erwartet die Angestellten wieder die stressigste Nacht des Jahres.

Auf drei verschiedenen Wegen kommen Patienten in die Rettungsstelle: mit dem Helikopter über den ukb-eigenen Landeplatz auf dem Dach, über die sogenannte Liegendanfahrt mittels NEF (Notarzteinsatzfahrzeug), RTW (Rettungswagen) oder STEMO (Stroke-Einsatz-Mobil) sowie zu Fuß. Das STEMO ist eines von nur vier in ganz Berlin. Dieses Fahrzeug ist mit einem Kopf-CT ausgestattet, womit Schlaganfälle abgeklärt werden können.

Blick hinein in das Stroke-Einsatz-Mobil (STEMO) des ukb. Dieses ist mit einem Kopf-CT (Computertomografie) ausgerüstet, um Schlaganfälle abklären zu können. | Foto: Philipp Hartmann
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In der Rettungsstelle angekommen, wird jedem angemeldeten Patienten nach dem Triage-System eine Farbe zugeordnet. Rot steht dabei für Lebensgefahr, zum Beispiel aufgrund einer schweren Verbrennung oder inneren Blutungen. Das bedeutet, der Patient darf nicht warten und muss sofort behandelt werden. Orange bedeutet eine Wartezeit von einer Viertelstunde. Auch bei diesen Patienten handelt es sich um sehr dringende Fälle. Danach gibt es die Abstufungen Gelb (30 Minuten Wartezeit) und Grün (eine Stunde) sowie Blau. Letzteres bedeutet, dass die Patienten eigentlich nicht in die Rettungsstelle gehören, sondern eher zum Hausarzt. Ein Beispiel: Jemand klagt schon seit Langem über Rückenschmerzen, findet irgendwann die Zeit, zum Arzt zu gehen, und geht davon aus, in der Rettungsstelle schneller und unkomplizierter Hilfe zu bekommen. Ein Trugschluss. Laut ukb-Pressesprecherin Angela Kijewski werden solche Patienten zwar auch behandelt, müssen dafür aber auch mal acht Stunden warten. Displays, die an verschiedenen Stellen in der Rettungsstelle verteilt sind, zeigen übersichtlich immer alle aktuell angemeldeten Patienten mit Namen, ihrer zugeordneten Farbe und ihrem Aufenthaltsort an, zum Beispiel Warteraum, Flur, Isolierung oder Schockraum. Sobald sich etwas ändert, wird der Status im System geändert.

Im Schockraum der ukb-Rettungsstelle, wo Schwerletzte schnell versorgt werden, analysieren Ärzte Daten auf einem Monitor. | Foto: Philipp Hartmann
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Rund 67.000 Patienten werden im Jahr in der ukb-Rettungsstelle versorgt. Dort arbeiten Notfallmediziner, Ärzte aus unterschiedlichen Fachbereichen und Fachpflegekräfte mit der Zusatzweiterbildung Notfallpflege sowie zusätzliche Arzthelfer rund um die Uhr, um verletzte und erkrankte Notfallpatienten zu versorgen. Weitere 6000 Patienten werden in der Praxis der Kassenärztlichen Vereinigung im selben Gebäude behandelt, die freitags, sonnabends und sonntags Sprechstunden anbietet. Sie ist dazu da, um die Rettungsstelle von weniger dringlichen Fällen zu entlasten.

Einer von 40 Behandlungsplätzen in der Rettungsstelle des ukb. Die Plätze sind mit Vorhängen voneinander getrennt. | Foto: Philipp Hartmann
  • Einer von 40 Behandlungsplätzen in der Rettungsstelle des ukb. Die Plätze sind mit Vorhängen voneinander getrennt.
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40 Behandlungsplätze stehen in der Rettungsstelle zur Verfügung. Darunter befinden sich auch zwei Infektionsräume, in die beispielsweise Patienten kommen, die Keime durch einen Tierbiss in sich tragen. An allen Plätzen überwacht ein Monitor permanent die Vitalwerte wie Puls und Blutdruck. Dazu gibt es den Schockraum, wo vier schwerstverletzte Patienten parallel behandelt werden können. Alle beteiligten Fachdisziplinen, auch die Teams der Herzkatheter- und Brandverletztenversorgung sowie die Spezialisten für Schlaganfallbehandlung, arbeiten dabei Hand in Hand.

In den Schockraum werden Patienten gebracht, die sich in Lebensgefahr befinden und dringend behandelt werden müssen, weil sie zum Beispiel schwerverletzt sind. | Foto: ukb
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Dr. Luisa Backhaus arbeitet seit 2013 im ukb. 2022 entschied sich die Fachärztin für Unfallchirurgie und Orthopädie, in die Rettungsstelle zu wechseln. „Es war eine bewusste Entscheidung, weil mir die Arbeit dort in den Diensten immer sehr viel Spaß gemacht hat und ich gern mit Kollegen unterschiedlicher Fachdisziplinen zusammenarbeite“, sagt die 37-Jährige. Der Arbeitstag der Friedrichshainerin beginnt um 6.30 Uhr mit der Übergabe durch den Nachtdienst. Kurz vor 8 Uhr gibt es eine Röntgenbesprechung, in der alle Röntgenbilder der verletzten Patienten angesehen werden. Während es am Morgen meist ziemlich ruhig sei, nehme das Patientenaufkommen und damit auch die Arbeitsbelastung dann im Laufe des Tages deutlich zu. Manchmal gebe es auch Fälle, „die an keinem spurlos vorübergehen“, wie sie berichtet, insbesondere, wenn Kinder betroffen seien. Etwa drei bis fünf Menschen pro Woche sterben in der Rettungsstelle. Es gelinge ihr jedoch gut, solche Erlebnisse nicht mit ins Privatleben mitzunehmen. Regelmäßig, so erzählt sie, treffe sie sich privat mit Kollegen, um dabei auch über Berufliches zu sprechen.

Die ganze Flotte des ukb an Rettungsfahrzeugen auf einen Blick, dazu der Helikopter im Hintergrund. | Foto:  ukb
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Ein hohes Aufkommen in der Rettungsstelle gibt es im Winter immer bei Blitzeis. Dann müssen viele Knochenbrücke behandelt werden. Das „Zugpferd“ sind laut Luisa Backhaus Arbeitsunfälle. Auch gebe es viele handchirurgische Fälle, Brandverletzungen, Verkehrsunfälle, Menschen, die zu viel Alkohol oder Drogen konsumiert hätten. Besonders stressig ist jedes Jahr die Silvesternacht. Statt gewöhnlich 170 bis 200 Patienten am Tag kommen dann auch mal 240. Besonders häufig rund um Silvester sind Schnittwunden und Verletzungen, die durch den unsachgemäßen Gebrauch von Böllern verursacht werden. Dennoch meldet sich Luisa Backhaus immer wieder freiwillig für diese Schicht. „Weil ich gern mit meinen Kollegen zusammen Silvester feiere“, wie sie sagt. Jeder bringe dann etwas für das Buffet mit. Es sei ein nettes Team und insbesondere zu Silvester eine entspannte Atmosphäre, bevor dann rund um den Jahreswechsel ein Rettungswagen nach dem anderen Patienten anliefere. „Es ist schon ziemlich stressig, weil wir sehr viele komplexe Patienten haben. Wir müssen schnelle Entscheidungen treffen, wir haben viele Menschen hier, es ist relativ laut und wir arbeiten immer in großen, wechselnden Teams“, erklärt sie. „Es macht mir aber auch viel Spaß.“

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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