Ein grünes Paradies am Fuße des Kienbergs
Jürgen Kossatz ist leidenschaftlicher Kleingärtner

"Ohne Garten kann ich nicht sein", sagt Jürgen Kossatz.  | Foto: Philipp Hartmann
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„Der Garten ist mein Hobby. 90 Prozent meiner Freizeit verbringe ich hier“, sagt Jürgen Kossatz. Seit 1996 kümmert er sich mit viel Liebe zum Detail um seine Parzelle in der Kleingartenanlage „Am Kienberg“. Dort und überall in Berlin werden jetzt wieder Beete gepflegt, Unkraut entfernt, Hecken beschnitten, Komposthaufen angelegt. Sie hat begonnen, die neue Gartensaison.

Die Nachfrage nach einem eigenen Kleingarten ist enorm und dürfte sich durch die Corona-Pandemie noch einmal verstärkt haben. Durch den Verzicht auf Reisen im vergangenen und auch in diesem Jahr stehen Gärten als Zufluchtsorte bei den Berlinern sehr hoch im Kurs.

600 Bewerber auf der Warteliste

Nach Auskunft von Beate Voigt, Geschäftsstellenleiterin des Bezirksverbands Berlin-Marzahn der Gartenfreunde, gibt es im Altbezirk Marzahn 1520 Kleingärten. Mehr als 600 Bewerber stehen derzeit auf der Warteliste. Ein Teil der Bewerber, vor allem aus dem Zeitraum von 2020 bis März 2021, hätte inzwischen schon wieder aufgegeben. „Weil es einfach zu lange dauert und einige dann doch ins Land Brandenburg ausweichen“, erklärt sie. Dort seien Gärten noch verfügbar.

Jürgen Kossatz kann die große Sehnsucht nach einer eigenen grünen Oase gut verstehen. „Ohne Garten könnte ich nicht sein“, betont er. Aufgewachsen auf einem Bauernhof im Spreewald, sei Gartenarbeit für ihn schon immer normal gewesen. Anfang der 80er-Jahre kam er nach Berlin. Er wohnt in Mahlsdorf und arbeitet im öffentlichen Dienst. „Ich bin Schichtarbeiter, arbeite auch nachts. Der Garten ist für mich ein Ruhepol. Gerade in Corona-Zeiten merkt man, wie schön es ist, einen zu haben.“

Ökologischer Anbau auf 400 Quadratmetern

Gemeinsam mit seiner Frau baut er Salat, Rote Beete, Kartoffeln, Gurken und Kürbisse, Tomaten und Radieschen, außerdem Blaubeer-, Johannis- und Brombeeren an. Auch ein Kirsch- und ein Pfirsichbaum finden auf der 400 Quadratmeter großen Parzelle Platz, genau wie drei Rondelle mit riesigen Bambusgewächsen. „Mein Hauptanliegen ist ökologischer Anbau. Ich habe noch nie Pestizide eingesetzt“, berichtet er.

Viel Wert legt Jürgen Kossatz zugleich auf Recyclingstoffe. Für viele Dinge, die andere nicht mehr gebrauchen können, findet er eine Verwendung. Ziegelsteine, alte Kanthölzer und sogar Wagenräder nutzt er, um Beete und Wege anzulegen oder einfach nur als Dekorationsobjekte. Mit einem selbstgebauten Insektenhotel lockt er Wildbienen an. Nach drei besonders trockenen Sommern hat er sich auch auf die Klimaveränderung eingestellt. Er nutzt Rindenmulch auf weiten Teilen seiner Parzelle, wodurch weniger Wasser verdunstet. Außerdem fängt er Regenwasser in Tonnen auf.

"Chillecke" mit Grill und Hängematte

Mehrfach wurde sein Garten bereits als einer der besten im Bezirk ausgezeichnet. Die Plaketten zieren die Fassade des Bungalows. Eigentlich seien diese ihm aber nicht wichtig, so Kossatz. In seinem Garten soll auch die Erholung nicht zu kurz kommen. So gibt es neben einer Arbeitsecke auch eine „Chillecke“ mit Grill und Hängematte. „Ich wollte meinen Garten gestalten wie mein Wohnzimmer“, erklärt er. „Auch gute Freunde von mir haben einen Garten hier, mein Schwager und meine Schwägerin sind direkt gegenüber.“

Die Atmosphäre in der Anlage sei angenehm. Es werde viel miteinander gesprochen. Gemeinsam haben die Kleingärtner entschieden, in diesem und im kommenden Jahr am Fußweg Hochbeete anzulegen und sechs große Infotafeln zum Kleingartenwesen aufzustellen. Außerdem soll der Eingangsbereich attraktiver gestaltet werden. Auf diese Weise wollen sie mehr Besucher zu einem Spaziergang durch die schöne Anlage am Fuße des Kienbergs animieren. Dafür gab es auch eine stattliche Summe vom Senat. „Wir wollen uns nicht einigeln, sondern möchten etwas zurückgeben – für die Vergünstigungen, die wir haben“, meint Jürgen Kossatz.

Generationswechsel in der Anlage

Seit einiger Zeit beobachtet er einen Generationswechsel in der Anlage. Die erste Generation der Pächter mache einer deutlich jüngeren Platz. Sorgen um die Zukunft der Kleingärten in Berlin macht er sich nicht. „Ich denke, dass sich die Politik in die richtige Richtung entwickelt.“ Die Anlage am Kienberg, gegründet 1983 als 10.000. Kleingartenanlage in der DDR, sei dauerhaft gesichert. Das habe das Bezirksamt versichert.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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