Was macht eigentlich Stefan Komoß? Der frühere Bürgermeister genießt auch dank seiner Pension eine neue Freiheit als Unternehmer
Marzahn-Hellersdorf. Der Verlust eines Wahlamtes führt bei Politikern meist nicht zum sozialen Abstieg. Ex-Bürgermeister Stefan Komoß hebt sogar mit einer Unternehmensgründung ab.
Komoß gründete sofort nach seinem Ausscheiden im Herbst aus dem Bezirksamt das Unternehmen „Concept“. Eine Unternehmensberatung. Inzwischen hat er schon fünf Mitarbeiter eingestellt und will weiter expandieren.
In die Beratungstätigkeit wechseln viele Ex-Politker. Aus ihrer politischen Arbeit wissen sie, wie Verwaltung tickt und wo die Überschneidungspunkte von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen sind. Komoß hat sich Themen herausgesucht, die sich eng mit seiner beruflichen Entwicklung verbinden und die er langfristig beackern kann.
Den langem Atem hierfür gibt ihm unter anderem die Pension, die ihm der Staat nach insgesamt elf Jahren Staatsdienst zahlt. Komoß war von 2006 bis 2017 Stadtrat und ab 2011 Bürgermeister von Marzahn-Hellersdorf. Zuvor war er Geschäftsführer in einem Bildungsunternehmen und außerdem Gesellschafter einer Personalvermittlungsfirma.
In seiner Amtszeit als Bürgermeister und Schulstadtrat fiel unter anderem die Eröffnung des Kinderforscherzentrums „Helleum“ an der Kastanienallee. Seitdem kennt er auch den Initiator, Hartmut Wedekind, inzwischen von der Alice Salomon Hochschule emeritiert. „Wir sind dabei, dieses Konzept weltweit zu vermarkten“, erklärt Komoß. Hierfür habe er unter anderem eine Sinologin eingestellt, die Materialien und Vertragstexte ins Chinesische übersetzt.
Von der ASH bekam Komoß außerdem den Auftrag, eine Studie zum Thema „Demokratieferne Entwicklungen in Berlin“ zu erstellen. Aus seinen Erfahrungen in der Landespolitik und seinen Kenntnissen des Bezirks schien er der Hochschulleitung als der geeignete Mann. Nicht zuletzt wegen des Aufstiegs der AfD im Bezirk musste er den Bürgermeistersessel räumen. Außerdem erhielt er einen Lehrauftrag, ab April den Hochschülern politische Praxis zu vermitteln.
Zudem berät Komoß Firmen, darunter Microsoft, im Umgang mit der Verwaltung. „Verwaltungsmitarbeiter und Wirtschaftsleute denken anders und sie reden und schreiben anders. Daran scheitert manche gute Idee“, erläutert Komoß. Er sieht ein weites Feld von Aufgabenbereichen, Managern zu zeigen, wie man Verwaltung und Politik von guten Ideen und Projekten überzeugen kann.
„Ideen zu entwickeln, hat wir im Grunde immer am meisten Spaß gemacht“, sagt Komoß. Er wirkt gelöst rund drei Monate nach dem Ausscheiden aus der Bezirksverwaltung. Er hat mehr Zeit als zuvor, obwohl er zwischen acht und zehn Stunden arbeitet. Seinen Terminplan kann er sich weitgehend selbst machen und noch reicht sein Büro im Privathaus an der Bausdorfstraße in Kaulsdorf. Mit seinen Mitarbeitern trifft er sich einmal die Woche persönlich, ansonsten reichen Telefon oder Internet. „Ich bin so frei wie nie zuvor seit meiner Studentenzeit“, sagt der 52-Jährige.
Völlig aus der Politik hat er sich jedoch nicht verabschiedet. Bis März 2018 ist er als Kreisvorsitzender der SPD Marzahn-Hellersdorf gewählt. „Auch das Amt macht wir immer mehr Spaß, weil ich hierfür jetzt erst richtig Zeit habe“, erklärt er. hari
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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