Das neue Heft des Heimatmuseums thematisiert nebenbei den aktuellen Flüchtlingsstrom
Marzahn-Hellersdorf. Der Heimatverein hat ein neues Heft zur Bezirksgeschichte veröffentlicht. Es handelt von der wechselvollen Entwicklung der Besiedlung der Region seit der Frühgeschichte.
Trotz des in die Vergangenheit weisenden Titels „Besiedlung. Bevölkerung. Migration“ ist das Heft aktuell wie kaum ein anderes der Reihe "Regionalgeschichte des Heimatvereins". Es schildert anhand von rund 10 000 Jahren Besiedlungsgeschichte, dass Marzahn-Hellersdorf von heute das Ergebnis einer niemals endenden Zuwanderung ist.
Auch die ersten Germanen im heutigen Gebiet des Bezirks waren Zuwanderer, dann folgten Slawen und diese wurden von den Deutschen verdrängt.
Ein Lehrstück für die Widersprüche von Migration ist der Beitrag der Historikerin Dr. Christa Hübner in dem Heft. Sie beschreibt die Zuwanderung von Pfälzern nach Marzahn. Friedrich II. hatte sie in das vom Siebenjährigen Krieg teilweise entvölkerte Brandenburg gelockt. Auch für diese Migranten war der Anfang schwer, sodass mancher wieder wegzog. Lange blieb eine Kluft zwischen den Zuwanderern und den damaligen Alt-Marzahnern. Die einen gehörten der reformierten und die anderen der lutherischen Kirche an. Sie bildeten lange jeweils eine eigene Gemeinde.
Den größten Bevölkerungszuwachs erfuhr die Region mit dem Bau der Großsiedlungen Marzahn und Hellersdorf. Viele Zuwanderer stammten ursprünglich aus Sachsen oder von der Ostseeküste.
Nach dem Ende der DDR gewann die Zuwanderung eine andere Qualität. Vietnamesen blieben, Russlanddeutsche kamen hinzu. Während der Jugoslawienkriege nahm die Region in den 90er-Jahren dann erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wieder Kriegsflüchtlinge auf. Sie wohnten zunächst in Flüchtlingsheimen, viele blieben, andere kehrten zurück in ihre Heimatländer. Das Heft endet mit der Organisation von Hilfstransporten in die Kriegsgebiete und den Bemühungen von Politikern, Vereinen und Initiativen um ein friedliches Miteinander der Einheimischen und Hinzugekommenen. Damit gleitet am Ende Heimatgeschichte über in Zeitgeschichte und diese in die Gegenwart. hari
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.