Die Vorurteile über die Platte bestehen fort

Simone Weinert hat die Werbeagentur Weinert & Partner in Hohenschönhausen gegründet. In Marzahn betreut Weinert & Partner die Zukunftsagentur, die sich um die Aufwertung des Stadtteilzentrums Helene-Weigel-Platz bemüht. | Foto: hari
  • Simone Weinert hat die Werbeagentur Weinert & Partner in Hohenschönhausen gegründet. In Marzahn betreut Weinert & Partner die Zukunftsagentur, die sich um die Aufwertung des Stadtteilzentrums Helene-Weigel-Platz bemüht.
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Marzahn-Hellersdorf. Einer Studie der Freien Universität Berlin zufolge bestehen in anderen Berliner Bezirken weiterhin starke Vorurteile gegen Menschen aus Marzahn. Simone Weinert betreibt eine Werbeagentur, gehört dem Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreis an und hat zahlreiche Freunde und Kunden im Bezirk. Mit ihr sprach Berliner-Woche-Reporter Harald Ritter.

Wurden Sie persönlich schon einmal mit solchen Vorurteilen konfrontiert?

Simone Weinert: Ja sicher. Ich wohne in Hohenschönhausen. So wie Marzahn und Hellersdorf hat Hohenschönhausen eher ein Platten-Image. Tatsächlich sind mir schon Menschen begegnet, die pikiert sind, wenn sie meine Adresse hören.

Das schlechte Image von Marzahn hängt hauptsächlich mit der Darstellung in der Öffentlichkeit zusammen. Warum vermitteln die Medien permanent ein solch negatives Bild?

Simone Weinert: Das begann ja bereits mit der Wende. Im Westen waren Hochhaussiedlungen meist Sozialsiedlungen mit entsprechender Bewohnerschaft. In Ostberlin war das ganz anders. Eine Wohnung in Marzahn war da eher ein Objekt der Begierde. Das Image des Sozialghettos wurde den Ostberliner Plattenbausiedlungen aber sofort übergestülpt.

Müssen alle Marzahner also Angst haben, sich woanders als Marzahner erkennen zu geben?

Simone Weinert: Tatsächlich habe ich Bekannte in Marzahn, die ihre Wohnadresse lieber verschweigen. Aber ich kenne auch viele, die ganz selbstverständlich für ihren Kiez stehen.

Was können Werbefachleute tun, um das schlechte Image eines Kunden zu verbessern?

Simone Weinert: Werbefachleute sind in diesem Fall nicht die ersten Ansprechpartner. Ein Stadtteil wie Marzahn ist eben kein Kunde wie es beispielsweise ein Fahrzeughersteller wäre. Ein Großteil des schlechten Images geht auf das Konto der Medien, also müsste man auch die mit ins Boot holen, um gegenzusteuern. Anzeigenkampagnen bringen hier nach meiner Erfahrung nichts. Es geht um eine faire, von Sachkenntnis getragene Berichterstattung in den großen regionalen und überregionalen Medien.

Der Bezirk betreibt selbst seit Jahren Imagekampagnen. Ist das alles für die Katz?

Simone Weinert: Meine Agentur engagiert sich da ja auch. Wir betreuen zum Beispiel die Zukunftsagentur, die sich für eine Aufwertung des Stadtteilzentrums Helene-Weigel-Platz engagiert. Bei den vielen Aktivitäten verschiedenster Akteure vor Ort geht es darum, das Leben im Bezirk attraktiver zu gestalten, wie zum Beispiel das Helene-Fest auf dem Helene-Weigel-Platz oder das Hochhaus „Flower Tower“ in der Allee der Kosmonauten.

Was könnte noch besser gemacht werden?

Simone Weinert: Ich will nur einen Aspekt von vielen herausgreifen: Man sollte Berlinern und Touristen attraktive Gelegenheiten bieten, sich den verrufenen Bezirk mit eigenen Augen anzusehen. Eine hervorragende Chance ist die IGA 2017. Da können sich Marzahn und Hellersdorf von ihrer Schokoladenseite zeigen.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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