Gedenkstele erinnert an das engagierte Leben von Harald und Dorothee Poelchau

Mit einer Stele erinnert das Ökumenische Forum an das Wirken von Dorothee und Harald Poelchau. | Foto: H. Poelchau
2Bilder
  • Mit einer Stele erinnert das Ökumenische Forum an das Wirken von Dorothee und Harald Poelchau.
  • Foto: H. Poelchau
  • hochgeladen von Harald Ritter

Marzahn. Eine Gedenkstele wird künftig an Harald und Dorothee Poelchau erinnern. Das Ökumenische Forum will damit einen Beitrag zur Gedenkkultur im Bezirk leisten.

Die Poelchaustraße in Marzahn dürften die meisten Menschen in Marzahn-Hellersdorf kennen. Sie verbindet zwei Hauptverkehrsadern in dem Ortsteil, die Märkische Allee und die Allee der Kosmonauten. Außerdem gibt es die S-Bahn-Station gleichen Namens.

Warum diese Straße und die S-Bahn-Station ausgerechnet diesen Namen tragen, dürfte allerdings den wenigsten bekannt sein. Seit einigen Jahren versuchen geschichtsbewusste Bewohner des Bezirks das zu ändern. Besonders das Ökumenische Forum hat sich um eine Lösung bemüht. Am Montag, 18. September, wird um 14 Uhr eine Gedenkstele für das Ehepaar Harald und Dorothee Poelchau an der Ecke Poelchaustraße/Märkische Allee enthüllt.

Harald Poelchau (1903-1972) war ein für seine Zeit außerordentlich sozial und politisch engagierter evangelischer Geistlicher. In Potsdam als Sohn eines Pfarrers geboren und in Schlesien aufgewachsen, studierte er Theologie und engagierte sich anschließend in der Wohlfahrtspflege der Weimarer Republik. Während der Nazi-Zeit wirkte er als Gefängnisseelsorger in der Haftanstalt Tegel. Er betreute unter anderem deutsche und ausländische politische Gefangene, unter anderem Mitglieder der Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ und des „Kreisauer Kreises“. Diesem Kreis von Gegnern des Nazi-Regimes gehörte er selbst an. Als Mitglied der Bekennenden Kirche half er rassistisch verfolgten Menschen und organisierte für diese sichere Unterkünfte. Bei alldem unterstützte ihn seine Ehefrau Dorothee (1902-1976) tatkräftig und engagiert.

Nach 1945 war Harald Poelchau unter anderem Rat für das Justizwesen in der sowjetischen Besatzungszone. 1949 wechselte er in den Westen und arbeitete zunächst wieder als Gefängnispfarrer in Tegel.

Die Poelchaustraße und die dazugehörige S-Bahnstation erhielten ihre Namen 1992. Zuvor waren beide nach Karl Maron (1903-1975) benannt. Die SED-Führung hatte auf diese Weise im Zuge der Entstehung der Großsiedlung Marzahn einem ihrer früheren Mitglieder ein Denkmal setzen wollen.

„Mit den Stelen an Harald und Dorothee Poelchau wollen wir die dauerhafte demokratische Erinnerungskultur im Bezirk stärken“, sagt Wolfram Hülsemann vom Ökumenischen Forum. „Wir freuen uns und sind dankbar dafür, dass mit diesem Erinnerungsprojekt endlich nicht nur der Name, sondern auch die Geschichte unserer Eltern gewürdigt wird, ihr Leben und wofür sie standen. Darüber zu wissen, ist gerade heute besonders wichtig, wo Zivilcourage sehr gebraucht wird“, erklären Andrea Siemsen und Harald Poelchau junior, Tochter und Sohn der beiden Geehrten.

Die Kosten für die Stele belaufen sich auf rund 9000 Euro. Ein Teil der Summe fehlt noch. Das Ökumenische Forum bittet deshalb weiter um Spenden. hari

Kontakt zum Ökumenischen Forum gibt es per E-Mail an huelsemann-beratung@t-online.de.
Mit einer Stele erinnert das Ökumenische Forum an das Wirken von Dorothee und Harald Poelchau. | Foto: H. Poelchau
Der Name Poelchaustraße erinnert an Dorothee und Harald Poelchau, zwei mutige Christen im Widerstand gegen das Nazi-Regime. | Foto: hari
Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.679× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.021× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.644× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.552× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.