Wald soll für Wohnungen weichen
Marzahn-Hellersdorf lehnt Wohnungsbaupläne des Senats in der Langhoffstraße ab

Die Berliner Forsten haben die zugewachsene Fläche eines vor Jahren abgerissenen Kindergartens in der Langhoffstraße 9-11 als Wald eingestuft. Dennoch will die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen hier etwa 100 Wohnungen durch die Gesobau errichten und Ausgleichsflächen bereitstellen lassen. | Foto:  B’90/Grüne Fraktion Marzahn-Hellersdorf
  • Die Berliner Forsten haben die zugewachsene Fläche eines vor Jahren abgerissenen Kindergartens in der Langhoffstraße 9-11 als Wald eingestuft. Dennoch will die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen hier etwa 100 Wohnungen durch die Gesobau errichten und Ausgleichsflächen bereitstellen lassen.
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Das Grundstück in der Langhoffstraße 9-11 ist ein Paradebeispiel dafür, wie sehr die Vorstellungen des Senats und des Bezirksamtes hinsichtlich der Entwicklung von Wohnungsbauflächen auseinanderliegen. Während die Senatsverwaltung für Wohnen dort Wohnungen errichten lassen möchte, will der Bezirk dies unbedingt vermeiden. Der Ausgang ist offen.

Am 3. April vertraten die Stadträtin und zukünftige Bürgermeisterin Nadja Zivkovic (CDU) und der Leiter des Stadtentwicklungsamts, Hendrik Keßlau, die Interessen des Bezirks in der Sitzung der Staatssekretärskommission Wohnungsbau. Sie bekräftigten dabei noch einmal die Haltung des Bezirksamts, das Grundstück vor einer Wohnbebauung schützen zu wollen. Der Bezirk habe, wie Stadtentwicklungsstadträtin Juliane Witt (Linke) mitteilte, die sofortige Übernahme ins Fachvermögen Grün zum Ausdruck gebracht.

Hintergrund ist ein Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung vom Frühjahr vergangenen Jahres, in dem das Bezirksamt aufgefordert wurde, sich bei den Berliner Forsten für eine Prüfung einzusetzen, ob es sich bei dem Grundstück in der Langhoffstraße um ein Waldgebiet handelt. Auf dem Areal einer ehemaligen Kita ist inzwischen ein Biotop entstanden, dass die BVV langfristig sichern möchte.

Tatsächlich bestätigten die Berliner Forsten im Mai 2022 den Waldcharakter, nachdem sie das Grundstück mithilfe eines Luftbildes untersucht hatten. Dabei stellten sie fest, dass flächenmäßig Birken und Pappeln sowie vereinzelte Eichen und Kiefern vorhanden sind. Außerdem identifizierten sie auch Linden, Hainbuchen, Kastanien und Buchen. Mit einer Fläche von mehr als 6000 Quadratmetern, so das Fazit der Berliner Forsten, sei eindeutig eine Größe erreicht, die eine Waldeigenschaft rechtfertige.

Auf der Sitzung der Staatssekretärskommission Wohnungsbau wurde jetzt aber deutlich, wie unterschiedlich selbst die Interessen der verschiedenen Senatsverwaltungen sind. So steht die noch von den Grünen geführte Senatsumweltverwaltung auf der Seite des Bezirks und hat den Waldcharakter bestätigt. Die von der SPD geführte Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen rückt trotz Fachexpertise der Berliner Forsten und dem klaren Votum des Bezirks nicht von ihrem Ziel einer Bebauung des Grundstücks ab. „Aufgrund des dringenden Wohnbedarfes und des gesamtstädtischen Interesses zur Schaffung von Wohnungsneubau“ plädiert sie weiter für Wohnungsneubau an diesem Standort. Kurzfristig, so heißt es, sei eine Realisierung von 100 Wohneinheiten inklusive Kita im Erdgeschoss möglich. Im März habe das kommunale Wohnungsunternehmen Gesobau ihr Interesse zur Entwicklung der Fläche, die der Berliner Immobilienmanagement GmbH gehört, nochmals bekundet.

Am Ende hielt die Staatssekretärskommission Wohnungsbau an den Plänen einer Bebauung des Grundstücks Langhoffstraße 9-11 fest. Die Gesobau soll prüfen, ob sie eigene Grundstücke für den notwendigen Waldausgleich bereitstellen kann. Das Grundstück wird auch Thema im Portfolioausschuss am 11. Mai sein. Stadträtin Juliane Witt hofft, dass „politischer Druck“ über die Parteien die Pläne vielleicht noch kippen kann.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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