Vietnamesische Frauen zu Gast im Kiezhaus

So schreibt man Vietnamesisch: Tao machte deutlich, wie schwer es sein muss, mit dieser Muttersprache Deutsch zu lernen. | Foto: Schubert
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Marzahn. Sie sind seit Jahrzehnten Teil der Bevölkerung, betreiben beliebte Läden, erziehen ihre Kinder zu eifrigen Schülern. Und dennoch sind vietnamesische Mitbürger ihren Nachbarn meist fremd. Zwei von ihnen erzählten jetzt Kindern aus dem Kiez, was es mit ihnen auf sich hat und warum Vietnamesen keine "Fidschis" sind.

Gestatten: Tao, 50 Jahre alt, lebenslustige Familienfrau, geboren in Hanoi. Dort aufgewachsen, brachte sie es zur Buchhalterin, kam mit 24 Jahren in die DDR, um dort Näherin zu werden - "aus Neugierde." Nun sind die Zeiten andere. Und Tao putzt ein schwedisches Möbelhaus in Lichtenberg - und ist auch damit glücklich.Heute darf sie andere Neugierige klüger machen. Tao ist der Einladung des Kiezhauses am Glambecker Ring gefolgt und erzählt umringt von Sechstklässlern der Bruno-Bettelheim-Schule von ihrer Heimat.

Am Anfang lacht sie viel. Dann aber mitten in ihrem Bericht wirkt ihr Lachen gequält. "Es macht traurig", sagt sie da.

Was zur Sprache kommt, gehört zum Alltag. Die Tatsache, dass Vietnamesen im Osten Berlins eine Bezeichnung anhaftet, die abwertend gemeint und falsch ist: Fidschis. Obwohl die Fidschi-Inseln von Vietnam so weit entfernt liegen wie Berlin. "Man hat nicht alles über uns verstanden", sagt Tao.

Jetzt klärt sie auf: Über das Rot der Flagge ihrer Heimat - es steht für das vergossene Blut der Kriege. Über die wechselvolle Geschichte, die Teilung und Vereinigung von Nord und Süd. Über die Städte mit ihrem abenteuerlichen Verkehr. "Ob da nicht viele überfahren werden?", will ein Junge wissen. Tao bejaht.

Warum viele Vietnamesen nach Deutschland kamen? "Bestimmt, weil es im eigenen Land sehr eng ist", mutmaßt ein Junge. Nicht ganz, antwortet An, die ihre Freundin Tao ins Kiezhaus am Glambecker Ring begleitet. "Wir sind gekommen, um zu arbeiten. Zu DDR-Zeiten brauchte man viele, die das tun." 1987 im Alter von 18 Jahren nach Ost-Berlin gezogen, lernte An erst die Härten des Winters kennen, dann die schwere deutsche Sprache. Doch was heißt schwer? Im Vietnamesischen gibt es etliche Varianten des Buchstabens "A." Und der Mann sagt "Ich liebe Dich" anders als die Frau.

Nach solchen Erkenntnissen heißt es schließlich für die Schüler Abschied nehmen. "Wer Vietnamesen jetzt noch Fidschis nennt", sagt Kiezhaus-Leiterin Janett Köber scherzend in die Runde, "der bekommt in Geografie eine fünf."

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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