Vorsitzende des Personalrats Martina Ulbricht im Gespräch

Martina Ulbricht, Vorsitzende des Personalrats. | Foto: hari
  • Martina Ulbricht, Vorsitzende des Personalrats.
  • Foto: hari
  • hochgeladen von Harald Ritter

Marzahn-Hellersdorf. An diesem Donnerstag, 23. August, fallen sämtliche Sprechstunden im Bezirksamt aus. Der Personalrat hat alle Mitarbeiter zu einer Versammlung aufgerufen, um gegen weitere Stellenstreichungen zu protestieren. Mit der Vorsitzenden des Personalrats, Martina Ulbricht, sprach Berliner-Woche-Reporter Harald Ritter.

Frau Ulbricht, was wollen Sie mit Ihrem Protest erreichen?

Martina Ulbricht: Wir wollen dem Bezirksamt in seiner Auseinandersetzung mit dem Senat den Rücken stärken. Wir sind uns mit dem Bezirksamt einig, dass weitere Stellenstreichungen die ohnehin angespannte Situation ins Unerträgliche verschärfen. Das geht zulasten der Mitarbeiter und letztendlich besonders auch zulasten der Bürger.

Aber auch die finanzielle Lage des Landes Berlin ist weiter angespannt. Haben Sie da kein Verständnis, wenn weiter gespart werden muss?

Martina Ulbricht: Das Sparen kann nicht immer nur auf Kosten der Bezirksverwaltungen erfolgen. Auch wir haben einen Auftrag, nämlich Verwaltungsleistungen vor Ort zu erbringen. Als vor elf Jahren die beiden Bezirke Marzahn und Hellersdorf fusionierten, hatten wir noch über 5000 Mitarbeiter in der Bezirksverwaltung . Davon sind momentan noch genau 1891 übrig geblieben.

Das sind über 3000 weniger. Wie ist das überhaupt gegangen?

Martina Ulbricht: Es wurde eingespart und umgeschichtet. Bei Stellen, die wegfielen, waren unter anderem auch die große Zahl der Kita-Betreuer, die inzwischen beim Kita-Eigenbetrieb des Landes oder bei freien Trägern sind.

Die Verwaltung hat aber doch trotzdem weiter funktioniert - oder?

Martina Ulbricht: Das scheint nur von außen so. Richtig ist, dass die Mitarbeiter im Bezirk immer wieder versuchen, das Beste zu leisten. Aber für jede Stelle, die wegfällt, muss ein anderer mehr machen. Gleichzeitig sind die Aufgaben immer zahlreicher und die Belastungen auch deshalb größer geworden.

In der freien Wirtschaft ist dies doch nicht anders. Die Mitarbeiter der Verwaltung haben dagegen im Vergleich einen sicheren Arbeitsplatz und ein sicheres Einkommen.

Martina Ulbricht: Im öffentlichen Dienst wird Arbeit viel schlechter bezahlt als viele meinen. Außerdem stimmt es schon lange nicht mehr, dass eine Stelle im öffentlichen Dienst einen sicheren Arbeitsplatz bis zur Rente bedeutet. Die Bezirke dürfen seit Jahren nur noch in Ausnahmen Festanstellungen mehr vornehmen. Eine große Zahl der Mitarbeiter in den Sozialdiensten beispielsweise hat nur befristete Verträge.

Erwarten Sie Verständnis oder sogar Solidarität der Bürger?

Martina Ulbricht: Der Senat will in den kommenden vier Jahren weitere 175 Stellen im Bezirk streichen. Schließungen bei den Bürgerämtern und den Bibliotheken, weitere Privatisierungen von Aufgaben wie die Übergabe alle Jugendeinrichtungen an freie Träger oder die Auslagerung der Grünpflege sind längst im Gespräch. Das Nachsehen hat letztendlich der Bürger.

Harald Ritter / hari
Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 106× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 65× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 471× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.066× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.