Vorsitzende des Personalrats Martina Ulbricht im Gespräch
Frau Ulbricht, was wollen Sie mit Ihrem Protest erreichen?
Martina Ulbricht: Wir wollen dem Bezirksamt in seiner Auseinandersetzung mit dem Senat den Rücken stärken. Wir sind uns mit dem Bezirksamt einig, dass weitere Stellenstreichungen die ohnehin angespannte Situation ins Unerträgliche verschärfen. Das geht zulasten der Mitarbeiter und letztendlich besonders auch zulasten der Bürger.
Aber auch die finanzielle Lage des Landes Berlin ist weiter angespannt. Haben Sie da kein Verständnis, wenn weiter gespart werden muss?
Martina Ulbricht: Das Sparen kann nicht immer nur auf Kosten der Bezirksverwaltungen erfolgen. Auch wir haben einen Auftrag, nämlich Verwaltungsleistungen vor Ort zu erbringen. Als vor elf Jahren die beiden Bezirke Marzahn und Hellersdorf fusionierten, hatten wir noch über 5000 Mitarbeiter in der Bezirksverwaltung . Davon sind momentan noch genau 1891 übrig geblieben.
Das sind über 3000 weniger. Wie ist das überhaupt gegangen?
Martina Ulbricht: Es wurde eingespart und umgeschichtet. Bei Stellen, die wegfielen, waren unter anderem auch die große Zahl der Kita-Betreuer, die inzwischen beim Kita-Eigenbetrieb des Landes oder bei freien Trägern sind.
Die Verwaltung hat aber doch trotzdem weiter funktioniert - oder?
Martina Ulbricht: Das scheint nur von außen so. Richtig ist, dass die Mitarbeiter im Bezirk immer wieder versuchen, das Beste zu leisten. Aber für jede Stelle, die wegfällt, muss ein anderer mehr machen. Gleichzeitig sind die Aufgaben immer zahlreicher und die Belastungen auch deshalb größer geworden.
In der freien Wirtschaft ist dies doch nicht anders. Die Mitarbeiter der Verwaltung haben dagegen im Vergleich einen sicheren Arbeitsplatz und ein sicheres Einkommen.
Martina Ulbricht: Im öffentlichen Dienst wird Arbeit viel schlechter bezahlt als viele meinen. Außerdem stimmt es schon lange nicht mehr, dass eine Stelle im öffentlichen Dienst einen sicheren Arbeitsplatz bis zur Rente bedeutet. Die Bezirke dürfen seit Jahren nur noch in Ausnahmen Festanstellungen mehr vornehmen. Eine große Zahl der Mitarbeiter in den Sozialdiensten beispielsweise hat nur befristete Verträge.
Erwarten Sie Verständnis oder sogar Solidarität der Bürger?
Martina Ulbricht: Der Senat will in den kommenden vier Jahren weitere 175 Stellen im Bezirk streichen. Schließungen bei den Bürgerämtern und den Bibliotheken, weitere Privatisierungen von Aufgaben wie die Übergabe alle Jugendeinrichtungen an freie Träger oder die Auslagerung der Grünpflege sind längst im Gespräch. Das Nachsehen hat letztendlich der Bürger.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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