Wolf R. Eisentraut blickt nach vorn in Sorge
"Von Schinkel wurde auch das meiste später abgerissen", sagt Eisentraut, der am 1. Dezember 70 Jahre alt wird. Der Vergleich mit dem herausragenden Vertreter des Klassizismus im 19. Jahrhundert beweist nicht nur Humor oder Galgenhumor. Eisentraut signalisiert damit eine geistige Verwandtschaft. Auch Schinkel hat vor zweihundert Jahren neue Materialien und Technik eingesetzt, um Berlin neu zu gestalten. Der in Chemnitz geborene Architekt war schon ein namhafter Architekt, als er in eine leitende Position beim Bau der Großsiedlung Marzahn berufen wurde. Zuvor hatte er unter anderem am Palast der Republik mitgewirkt. Er entwarf unter anderem das ehemalige Rathaus am Helene-Weigel-Platz, das Freizeitforum Marzahn und das Kino Sojus. Ganze Baukomplexe wie die Marzahner Promenade oder die Ringkolonnaden hat er projektiert.
Bei alldem ist Eisentraut nicht der Vertreter einer fantasielosen Betonarchitektur. Er war stets bemüht, die industrielle Plattenbauweise funktional einzusetzen und mit den Interessen der Nutzer zu verbinden.
Ein Beispiel ist das ehemalige Rathaus, dessen Innengestaltung vor allem mit dem weitläufigen Treppenaufgang als gelungenes Beispiel für Plattenarchitektur gilt. Es wurde 1988 fertiggestellt
Die Sanierung des Baus aus der Spätzeit der DDR ist im Bezirk eine beschlossene Sache. Es steht seit 2008 auf der Berliner Denkmalliste. Allerdings ist noch die Finanzierung offen.
Weniger gut sieht es für das alte Gebäude der Galerie M in der Marzahner Promenade 13 aus. Die Degewo hat bereits den Abriss beim Bezirksamt beantragt und will im Januar mit den Arbeiten beginnen. Auch das Kino "Sojus" dürfte bald von der Bildfläche verschwinden. Sobald sich das Bezirksamt mit dem Eigentümer des Gebäudes über die Parkplätze für einen Discounter an der Stelle einig ist, wird es abgerissen. "Da wird ein Kleinod vernichtet und verantwortlich ist letztendlich der Bezirk", sagt Eisentraut.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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