Schlangen der Hoffnung
Bunte Steine erzählen von Ängsten und Wünschen der Menschen während der Corona-Pandemie
Bunte Steinschlangen machen Menschen an vielen Orten in Deutschland Mut, die Corona-Krise zu überstehen. Auch in Marzahn-Hellersdorf gibt es inzwischen einige.
Die wohl größte oder längste solcher Steinschlangen befindet sich an den Ahrensfelder Bergen. Hier hatten Menschen bereits Ende April bunte, bemalte Steine entlang des Wanderweges an der Neuen Wuhle in einer Länge von insgesamt rund einem Kilometer aneinandergelegt.
Weitere Steinschlangen befinden sich zum Beispiel in Marzahn an einem Fußweg in einer Grünanlage an der Ecke Manksweg/Blenheimstraße, am Fuße des Kienbergs auf der Hellersdorfer Seite, zwischen dem Kursana Domizil und dem Rewe-Markt auf einer Grünfläche an der Allee der Kosmonauten und den Kaulsdorfer Seen.
Den Steinen in den Schlangen ist abzulesen, welche Ängste und Gefühle der Einsamkeit während der Corona-Krise die Menschen begleiten. Sie sind aber auch Ausdruck der Hoffnung, dass die Pandemie überwunden werden kann und alle zu einem normalen zurückkehren können.
Die Steinschlange entlang des Weges an der Neuen Wuhle nahe der Kemberger Straße beginnt an einem Rastplatz. Es sind Steine unterschiedlichster Größe und Art aneinandergereiht. Die meisten sind offensichtlich von Kindern in unterschiedlichen Farben bemalt, oft mit einer kurzen Inschrift oder einer kleinen Zeichnung versehen. Mitunter sind Steine zu einer Botschaft zusammengefügt oder ergeben sogar ein ganzes Bild.
Letzteres ist beispielsweise bei einem in Folie vor Regen geschützten Brief der Kita „Teremok“ der Fall, um den sich ein ganzer Kreis von bunten Steinen gruppiert. Eine Steingruppe bildet Worte wie „Arche“, andere Steine geben schlichte Bekenntnisse ab, wie etwa ein Stein mit dem Logo des 1. FC Union. Auf sehr vielen Steinen sind Namen zu lesen und Botschaften wie: „Corona ist doof!“ oder „Passt auf Euch auf!“. Besonders berührend sind Botschaften, in denen Enkel zu erkennen geben, dass sie an ihre Großeltern denken oder umgekehrt, Großeltern sich an ihre Enkel wenden.
Am Ende der Schlange ist der vierjährige Anton zusammen mit seiner Mutter Franziska dabei, einen Stein hinzuzufügen. „Wir machen das jedes Mal, wenn wir hier spazieren gehen“, sagt die Mutter. Sie habe schon zu Beginn von der Aktion am Wanderweg an den Ahrensfelder Bergen über Facebook erfahren und gleich bei ihrem ersten Spaziergang danach mitgemacht. Zu dem Zeitpunkt hätten nur erst wenige Steine eine noch sehr kurze Schlange gebildet. „Das ist einfach eine gute Idee. Es macht Spaß, mit dem Kind Steine zu bemalen. Es vertreibt ein wenig die Zeit und zeigt, dass wir trotz Corona nicht alleine sind“, erläutert sie. An der stetig wachsenden Schlange sei zu erkennen, dass viele Menschen so denken.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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