Kultureinrichtungen am Abgrund
Marzahn-Hellersdorf. Dieter Lauf hat im Namen des Kulturbeirates Alarm wegen der Situation der Kulturreinrichtungen in freier Trägerschaft geschlagen. Mit Lauf sprach Berliner-Woche-Reporter Harald Ritter.
Herr Lauf, steht die Kulturarbeit der freien Träger am Abgrund?
Dieter Lauf: Ich würde sagen, kurz davor. Als das Bezirksamt Anfang 2003 einen großen Teil der Kultureinrichtungen uns in die Hände gab, waren die Bedingungen anders als heute. Seitdem sind die Kosten für den Betrieb der Einrichtungen erheblich gestiegen. Außerdem fallen uns Teile der Finanzierungsmöglichkeiten zunehmend weg, insbesondere Zuwendungen aus der Arbeits- und Beschäftigungsförderung der Jobcenter.
Von welchen Einrichtungen sprechen wir überhaupt?
Dieter Lauf: Das sind neben dem von uns in Marzahn betriebenen Kulturgut und dem Kunsthaus in Mahlsdorf das Kulturforum Hellersdorf und das Kulturzentrum „Kiste“.
Bekommen diese Einrichtungen Zuwendungen vom Bezirksamt?
Dieter Lauf: Am Beispiel des Kulturgutes Marzahn kann ich sagen, dass wir im Jahr 2003 insgesamt rund 20 000 Euro Förderung vom Bezirk bekamen. Inzwischen sind es rund 30.000 Euro pro Jahr. Der Zuwachs entspricht schon in etwa der Inflationsrate, aber nicht den tatsächlich steigenden Kosten.
Können Sie uns das an einem Beispiel erläutern?
Dieter Lauf: Erst kürzlich erfolgte für das Kulturgut durch das Bezirksamt die Ausschreibung einer neuen Gebäudeversicherung. Das Ergebnis war, dass wir nun 1500 Euro statt bisher 800 Euro jährlich zahlen müssen.
Was ist ihrer Meinung nach zu tun?
Dieter Lauf: Mit Bürgermeister Stephan Komoß (SPD) hatte ich kürzlich ein gutes Gespräch. Er kann sich angesichts der Haushaltslage das Geld aber auch nicht aus den Rippen schneiden. Wir haben verabredet, dass wir mit allen Beteiligten noch im September eine Ideenkonferenz, einen runden Tisch veranstalten. Unser Ziel sollte eine Verdopplung der Kulturmittel sein.
Was haben Sie für Ideen?
Dieter Lauf: Auch wir stehen in der Verantwortung. Wir müssen bei unseren Angeboten umsteuern und zum Beispiel die vorhandenen Räume effektiver und kostendeckend an Dritte vergeben. Aussichtsreich scheint mir auch, mehr Veranstaltungen anzubieten, die Besucher aus ganz Berlin anziehen. Beim Kulturgut sind wir mit unserem Jazzfestival auf einem guten Weg.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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