Machtlos gegen Trinkertreff?
Marzahn. Trinkgelage mit allen dazugehörigen Erscheinungen gehören nahe des Norma-Marktes an der Liebensteiner Straße zum Alltagsbild. Anwohner fühlen sich belästigt und in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt.
Lärm bis weit nach Mitternacht schallt mitunter durch die Häuserfronten, die Trinker urinieren in Büsche und an die Rückwand der anliegenden Turnhalle der Bruno-Bettelheim-Grundschule, Ratten breiten sich aus. Mieter der Wohnungsgesellschaft BGP empfinden diese Zustände als Zumutung. Von ihren Balkons können sie direkt auf den Trinker-Treff schauen. Den Platz selbst meiden sie, es sei denn, um mal schnell bei Norma einzukaufen.
Anwohner Harald Schlüter (Name geändert) sucht seit 2013 nach einer Lösung. Er hat das Ordnungsamt, die Polizei und verschiedene weitere Ämter des Bezirksamtes um Hilfe gebeten. Er gehörte auch als Vertreter der Mieter einer eigens wegen des Trinkertreffs ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe an. An den Sitzungen nahmen die Wohnungsgesellschaft BGP, die Polizei, das Ordnungsamt, die Schule, Sozialarbeiter und Suchtberatern teil. „Nichts hat sich dadurch gebessert. Im Gegenteil, es ist immer schlimmer geworden“, sagt er.
Sauer ist er auf Polizei und Ordnungsamt. Sie gingen nicht gegen die Saufgelage im Freien vor. „Der Lärm, die Verschmutzungen und die ständigen Prügeleien unter den Säufern müssten doch genug Anlass sein“, erläutert er. Außerdem müsste die Schule ein Interesse haben, dass die Kinder nicht ständig entblößte Genitalien zu sehen bekommen.
Die Trinker treffen sich an einer verwilderten Grünfläche. Die marode Betoneinfriedung dient ihnen als Sitzbank. Schlüter hat schon vor Jahren vorgeschlagen, den Bereich so umzugestalten, dass er nicht mehr zu Trinkgelagen einlädt. Zuletzt im September 2016 teilte ihm der damalige Bürgermeister Stefan Komoß (SPD) mit, dass er eine bauliche Veränderung ablehne. Sie sei zu teuer und würde das Problem nur räumlich verlagern.
Ordnungsstadtrat Johannes Martin (CDU) sieht sich ebenfalls machtlos und nimmt das ihm unterstellte Amt auf Nachfrage der Berliner Woche in Schutz. „Das Ordnungsamt kontrolliert kontinuierlich, stellt aber selten ordnungsrechtlich relevante Verstöße fest.“
Der Stadtrat weist zudem auf ein Angebot der Wohnungsgesellschaft hin, mobile Toilette zu finanzieren. „Wir haben lediglich zugesagt, uns finanziell zu beteiligen, wenn sich grundsätzlich etwas ändert“, erklärt hingegen Jördis Gural von der BGP-Hausverwaltung.
„Das wäre das Letzte, unsere Mieten zu nehmen, um den Säufern den Aufenthalt noch attraktiver zu machen“, empört sich Schlüter. hari
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.