Das sagen Amt und Polizei
Märkische Allee: Wer lebt da auf der Wiese?
BERLIN - Marzahner haben sich über Personen beschwert, die unweit vom S-Bahnhof Ahrensfelde auf einer Wiese an der Märkischen Allee leben und schlafen. Ortstermin mit Nachfrage beim Bezirksamt und Berliner Polizei.
In Marzahn sollen einige Anwohner Unmut über die Situation vor und im Bahnhof Ahrensfelde (Fußgängerbrücke über Märkische Allee) geäußert haben. Seit etwa zwei Wochen würden angeblich Obdachlose auf einer Wiese an der Märkischen Allee dauerhaft verweilen. Bei meinen Recherchen (zwei Mal nachmittags und vier Mal in den Abendstunden zwischen 20 und 23 Uhr, zuletzt am 05. Juli, 22.45 Uhr) habe ich ein bis drei Personen gesehen, die auf einem Stuhl saßen oder in Schlafsäcken lagen. Was ist da los auf der Wiese?
Bezirk ist Wiesensituation bekannt
Beim Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf fragte ich deshalb an, ob dem zuständigen Ordnungsamt das vermutlich dauerhafte Liegen der Personen bekannt wäre. Von der zuständigen Bezirksstadträtin für Wirtschaft, Straßen und Grünflächen bekam ich die Rückmeldung: "Dem Ordnungsamt ist bekannt, dass sich dort eine offensichtlich obdachlose dunkelhäutige Person aufhält. Dieser Person wurden bereits Hilfsangebote der Sozialarbeiter/innen aus dem Bereich Soziale Wohnhilfe sowie anderer sozialer Einrichtungen unterbreitet." Die Person soll teilweise von einem Mann begleitet worden sein. Auch diesem sei Unterstützung angeboten worden.
Amt ging Anzeigen umgehend nach
Ich bekomme vom Amt außerdem einen Auszug aus einem Bericht des Ordnungsamts vorgelegt - er enthält Angaben zur Lage an der Wiese Märkische Allee. Es wurde festgestellt, dass kein Müll oder Unrat vor Ort lag. Auch ich kann das bestätigen, dass es während meiner Recherchen auf der besagten Wiese größtenteils sauber war. Gleichwohl sind das Momentaufnahmen und in meinem Fall subjektive Eindrücke. Die Erfahrung der Anwohner kann eine ganz andere sein - und deren Bedenken sind neben der Wiese inzwischen auch der Bahnhof Ahrensfelde. So wurde vor wenigen Tagen beim Ordnungsamt eine Anzeige gestellt, wegen Personen auf der Fußgängerbrücke am Bahnhof Ahrensfelde, die sich dort "häuslich niedergelassen" hätten. Das Ordnungsamt hat bei der Überprüfung eine Frau auf ihrem Schlafsack sitzend auf der Fußgängerbrücke angesprochen. Hilfe wollte sie nicht annehmen.
Ergänzend schreibt das Bezirksamt: "Beobachtet wurde auch, dass sich nachts (vermutlich zwischen 23.00 Uhr und 5./6.00 Uhr morgens ab und an obdachlose Menschen (wahrscheinlich Osteuropäer) eine Schlafstätte im nördlichen Bereich der Fußgängerbrücke am S-Bhf. Ahrensfelde (auf der Rampe) einrichten. Sie verlassen die Schlafstätte morgens wieder, tagsüber sind sie nicht vor Ort."
Funkwagen der Polizei war vor Ort
Abschließend wandte ich mich mit Fragen an die Berliner Polizei. Der Sprecher teilte mir nach internen Rücksprachen gestern schriftlich mit: "Bei dem hier in Rede stehenden Bereich am S-Bahnhof Ahrensfelde handelt es sich um eine öffentliche Grünfläche an der Märkischen Allee/Klandorfer Straße. Dem örtlich zuständigen Polizeiabschnitt 62 lagen bislang keine Informationen zu einem 'Campen' an diesem Ort vor." Aufgrund meiner Anfrage, sei die Polizei dem Hinweis nachgegangen. "Ein entsandter Funkwagen konnte bei der Überprüfung lediglich eine Frau antreffen, die angab, mit einem Bekannten dort zu verweilen, den Bereich jedoch zeitnah verlassen zu wollen." Anders als beim Ordnungsamt Marzahn Hellersdorf, lagen der Polizei bisher auch keine Beschwerden vor. "Eine Recherche bei der Einsatzleitzentrale der Polizei Berlin führte zu dem Ergebnis, dass es in den letzten Tagen keine Polizeieinsätze an der o. g. Örtlichkeit gab", so der Sprecher weiter. "Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern sind bei dem zuständigen Abschnitt 62 der Polizei Berlin bis zum jetzigen Zeitpunkt ebenfalls nicht eingegangen."
Ordnungsamt: "keine Vermüllung"
Nun werden sich die Anwohner rund um das Bahnhofsgelände fragen, ob man gar nichts tun kann? So unschön die Situation auf der Wiese und im Bahnhof Ahrensfelde empfunden wird, zur Wahrheit gehört auch: Neben der Polizei, konnte das Ordnungsamt bisher keine Verstöße feststellen, die weitere Maßnahmen auslösen dürften. "Es liegen Anzeigen vor", erklärte die Bezirksstadträtin weiter. "Kontrollen des Ordnungsamtes konnten die pauschal vorgetragenen Beschwerden nicht bestätigen. (...) Es liegen keine Vermüllungen im öffentlichen Straßenland vor. Vermüllungen im S-Bahnhof Ahrensfelde treten auf, insbesondere hinter den Stufen, das ist der DB Netz auch bekannt und gemeinsam mit dem Quartiersmanagement wird diese Situation angegangen."
Wohnungsnot ist großes Problem
Die Marzahner reagierten bisher besonnen und haben die Situation vor Ort während meiner Beobachtungen nicht eskalieren lassen. Statt pöbeln, geht man weiter oder sucht sogar das Gespräch mit den Wohnungslosen. Menschen ohne Dach über den Kopf sind leider ein wachsendes Problem in unserer Stadt. Der Berliner Senat und die Bezirke stellten zuletzt etwa fünf Millionen Euro für die Obdachlosenhilfe jährlich zur Verfügung.
Autor:Marcel Adler aus Friedrichshain |
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