Respekt und Selbstvertrauen: Eltern-AGs organisieren Selbsthilfe bei Kindererziehung
Marzahn-Hellersdorf. Auch Eltern brauchen manchmal Hilfe. Eltern-AGs organisieren seit fünf Jahren im Bezirk, dass sich Eltern bei der Erziehung der Kinder selbst helfen und einander Ratschläge geben können.
Das Prinzip der Selbsthilfe oder gegenseitigen Hilfe unterscheidet die Eltern-AGs von anderen Unterstützungsangeboten. Da stehen zwar in der Regel ausgebildete Berater und Betreuer zur Verfügung. Die Eltern sind dann aber Beratungsobjekt. Oft können sie mit den Ratschlägen nicht viel anfangen, fühlen sich überrollt oder überfordert.
Die Praxis wird von den Eltern-AGs im Bezirk seit fünf Jahren vom Kopf auf die Füße gestellt. Mitte September zogen die unterschiedlichen Träger im Bezirk mit den Erfindern der Eltern-AGs im Kinder-, Jugend- und Familienzentrum Haus „Aufwind“, Nossener Straße 87-89, eine Zwischenbilanz.
Das Konzept der Eltern-AGs wurde in den 90er Jahren von Pädagogen an der Hochschule Magdeburg entwickelt. „Wir gehen davon aus, dass die Eltern selbst am besten wissen, wo die Probleme liegen und wie diese anzupacken sind“, erläutert Janet Thiemann. Die Sozialpädagogin war an der Entwicklung des Konzepts beteiligt und ist inzwischen Geschäftsführerin der MAPP-Empowerment gGmbH. Die Gesellschaft bildet die Mentoren aus, die als Fachkräfte die Bildung von Elterngruppen bundesweit begleiten.
Nach dem Einsteig 2004 in Sachsen-Anhalt ist die der MAPP-Empowerment gGmbH inzwischen in den meisten Bundesländern vertreten, auch in Berlin. Seit 2011 bildet sie Mentoren in Marzahn- Hellersdorf aus. Ihre Arbeit wird vom Bezirksamt finanziert und vor Ort von einer Reihe von Trägern der Kinder- und Jugendarbeit unterstützt. Das sind die gemeinnützigen Gesellschaften Jugendwerk Aufbau Ost, MetrumBerlin, pad und der DRK Kreisverband Berlin-Nordost. Diese stellen die Sozialpädogen, die zur Mentoren ausgebildet werden.
Fast 50 Eltern-AGs sind im Bezirk bereits entstanden
Bisher wurden im Bezirk 20 Mentoren ausgebildet. Diese begleiteten die Gründung von insgesamt 47 Eltern-AGs. Damit wurden insgesamt 423 Eltern erreicht und mittelbar fast 1000 Kinder einbezogen. „Das klingt viel, aber der Bedarf an Rat und Unterstützung bei der Kindererziehung wächst, auch und gerade in diesem Bezirk“, erklärt Thiemann.
Das Programm richtet sich vorrangig an Eltern, die meist aus mehreren Gründen in schwierigen Lebenslagen sind. Sie sind alleinerziehend oder haben gerade eine Trennung hinter sich, leben von Hartz IV und haben nicht selten Schulden. Viele sind Migranten, nicht wenige haben keinen Schulabschluss. „An alldem können wir nichts ändern. Aber wir können ihnen Respekt für ihre Kinder und sich selbst vermitteln, ihnen Selbstvertrauen geben“, erklärt Thiemann.
Die Eltern-AGs bestehen jeweils aus rund zehn Eltern. Dazu kommen die Kinder, für die während der Treffen eine Betreuung organisiert wird. Es sind jeweils etwa 20 Treffen unter Begleitung der Mentoren vorgesehen. Im besten Fall unterstützen sich die Eltern anschließend weiter. hari
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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