„Schließung kann nicht das letzte Wort sein“: Uwe Pöggel, Mitglied des Betriebsrates bei Hasse & Wrede über die Zukunft des Marzahner Betriebes

Uwe Pöggel (57, 2 Kinder) ist Mitglied des Betriebsrates bei Hasse & Wrede und arbeitet seit 1994 für das Unternehmen, einer Tochter der Knorr Bremse AG. | Foto: hari
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Marzahn. Die Knorr Bremse AG strukturiert den Konzern um. Die Tochter Power Tech soll von Tegel nach Marzahn ziehen und die Tochter Hasse & Wrede von Marzahn ins Ausland verlagert werden. Über die Folgen sprach Berliner Woche-Reporter Harald Ritter mit Uwe Pöggel, Mitglied des Betriebsrates bei Hasse & Wrede.

Herr Pöggel, wie ist die Stimmung in der Belegschaft bei Hasse & Wrede?

Uwe Pöggel: Gedämpft, aber kampfbereit. Wir haben das mit dem Autokorso von Tegel nach Marzahn und der anschließenden Kundgebung vor den Toren der Knorr Bremse AG an der Knorr-Bremse-Straße 4 im März gezeigt. Inzwischen laufen die Gespräche zwischen der Konzernführung und dem Betriebsrat.

Worum geht es in diesen Gesprächen?

Uwe Pöggel: Die Geschäftsführung behauptet, dass der Standort von Hasse & Wrede in Marzahn auf lange Sicht im internationalen Geschäft nicht wirtschaftlich sei. Nach den Aufträgen, die in den Werkshallen auch in diesem Jahr abzuarbeiten sind, scheint das nicht zu stimmen. Wir wollen die Zahlen sehen und über Alternativen zur Schließung unseres Standortes sprechen.

Was steckt Ihrer Meinung nach hinter der Strategie der Geschäftsführung?

Uwe Pöggel: Unsere Produktion von Drehschwingungsdämpfern für Nutzfahrzeug- und Stationärmotoren soll ins tschechische Liberec sowie an Standorte in Amerika und Asien verlagert werden, weil dort die Löhne niedriger sind. Gleichzeitig schafft die Knorr Bremse AG in Marzahn Platz für die Power-Tech-Mitarbeiter aus Tegel und verlangt von denen längere Arbeitszeiten ohne mehr Lohn. Darum geht es.

Was geschieht mit den Mitarbeitern, wenn die Konzernführung an dern Schließungsplänen festhält?

Uwe Pöggel: Wir sind rund 125 festangestellte und 25 Leiharbeiter, alle hoch spezialisiert. Selbst wenn die Wirtschaft boomt, findet keiner sofort wieder einen adäquaten Arbeitsplatz in Berlin. Die Hälfte der Mitarbeiter ist zwischen 40 und 60, hat Familie. Die meisten davon arbeiten schon seit Jahrzehnten für die Knorr Bremse. Drei Viertel sind Berliner und würden es auch gern bleiben.

Was wird, wenn Sie sich bei der Konzernleitung nicht durchsetzen können?

Uwe Pöggel: Dann muss wenigstens ein vernünftiger Sozialplan her. Die Kollegen sollen für ihre oft langjährige Betriebstreue angemessen belohnt und für den Verlust des Arbeitsplatzes entschädigt werden. Sie müssen eine Perspektive bekommen, ihre Familie weiter ernähren zu können und nicht in andre Bundesländer hinziehen zu müssen. Darüber sprechen wir mit der Geschäftsführung aber erst, wenn es wirklich nicht mehr anders geht.

Sie bekommen auch Unterstützung aus dem Bezirk. Die Bezirksverordnetenversammlung hat sich mit den Tochterfirmen solidarisiert und sich zum deutschen Modell der Sozialpartnerschaft und Mitbestimmung bekannt. Bedeuten Ihnen solche Bekundungen etwas?

Uwe Pöggel: Ja. Das zeigt, dass unsere Anliegen auch von anderen verstanden werden und wir nicht allein stehen. Das macht Mut und hilft, solche schwierigen Gespräche mit einem großen Konzern mit Optimismus anzugehen.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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