Kritik an Mittelvergabe des Jugendamtes
Zukunft des Abenteuerspielplatzes Marzahn-Nord ungewiss
Der Umwelt- und Abenteuerspielplatz Marzahn-Nord in der Schorfheidestraße 52 ist eine Institution im Kiez. Im Juni 1992 eröffnet, können Kinder und Jugendliche dort seit inzwischen fast 30 Jahren herumtoben und den unmittelbaren Umgang mit der Natur erlernen. Jetzt aber ist die Zukunft des Areals ungewiss. Grund dafür ist schwierige finanzielle Situation.
Vor fast zwei Jahren, zu Ostern 2020, hat der Verein Spielplatzinitiative Marzahn die Öffnungszeiten gestrichen. Der Platz wird nur noch für Veranstaltungen geöffnet, das nächste Mal am 8. März zum Frauentagsfrühstück. „Wir haben das Personal dort weitestgehend abgezogen, erfüllen nur noch die Tätigkeiten des Bestandsschutzes“, sagt der Vereinsvorsitzende Matthias Bielor.
Seit dem Jahr 1992 betreibt der Verein den Umwelt- und Abenteuerspielplatz Marzahn-Nord, genannt „Wicke“. Kinder können hier nicht nur spielen, sondern auch mit Lehm bauen, im Garten helfen, Feuer machen oder alte Handwerkstechniken wie Filzen, das Flechten von Körben und das Schöpfen von Papier erlernen. Die Attraktion ist das selbstgebaute Lehmhaus Alpha II, das eine besondere Atmosphäre verströmt und für eine Vielzahl von Veranstaltungen genutzt wird.
Von den 38 Vereinsmitgliedern ist laut Matthias Bielor etwa ein Dutzend aktiv. Sie sorgen normalerweise dafür, dass die Kinder den Platz nutzen können. Viele Jahre lang gab es außerdem personelle Unterstützung, vermittelt durch das Jobcenter. Die Zusammenarbeit lief jedoch 2017 aus. Bis 2020 war Marzahn-Nordwest allerdings noch Fördergebiet des Städtebauprogramms „Soziale Stadt". So konnten projektbezogene Mittel beantragt werden. Inzwischen gibt es allerdings auch auf diesem Weg keine finanzielle Hilfe mehr. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie fallen zudem noch Schulklassenbesuche zu Wander- und Projekttagen weg, wofür immer ein kleiner Kostenbeitrag erhoben wurde.
„Zu keiner Zeit billigte das Jugendamt diesem Projekt eine Regelfinanzierung zu. Trotzdem wurde vom Bezirk immer mal geholfen, als beispielsweise das Geld durch neue Auflagen wie eine behindertengerechte Toilette oder Notausgänge mit Feuertreppe ausging oder 2021 die Fassade massiv geschädigt war“, berichtet Matthias Bielor. Immer wieder hätten sie dafür gekämpft, dass das Jugendamt den Standort als „sozialpädagogisch betreuten Abenteuerspielplatz“ finanziert, und fundierte Anträge für den Haushalt gestellt.
Zuletzt versagte der Jugendhilfeausschuss bei den Beratungen zum Doppelhaushalt 2022/2023 im Dezember dem Projekt einen Zuschuss zur Deckung der Betriebskosten. Diese belaufen sich auf rund 10 000 Euro pro Jahr. Unverständlich findet auch die CDU-Fraktion diese Haltung und hat in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) beantragt, dass das Bezirksamt zumindest die Betriebskosten übernimmt.
„Die Enttäuschung darüber, dass bei der Entscheidung zur Finanzierung von Angeboten und Projekten der Jugendförderung durch freie Träger der Antrag zum Abenteuerspielplatz Wicke mit dem Lehmhaus Alpha II nicht berücksichtigt wurde, ist verständlich“, teilt Jugendstadträtin Nicole Bienge (SPD) auf Anfrage der Berliner Woche mit. Die Finanzierung erfolge grundsätzlich im Sinne der Sozialraumorientierung. Grundlage für die Verteilung sei hierbei die Anzahl der Kinder und Jugendlichen in den jeweiligen Gebieten, damit diese in ihrem nahen Lebensumfeld ein Angebot finden könnten.
Marzahn-Nord erhalte dabei im Verhältnis zu den anderen Bezirksregionen bereits mehr Geld, als rein rechnerisch anhand der Kinderzahlen vorgesehen sei. Es erfolge keine Verteilung nach dem „Gießkannenprinzip", sondern es werde darauf geachtet, dass die Projektförderung grundsätzlich je nach Größe der Einrichtung ein pädagogisches Arbeiten ermögliche. „Das Jugendamt hat schon vor vielen Jahren den fachlichen Entschluss gefasst, keine reinen Betriebskosten zu finanzieren und somit möglichst vielen Projekten ein wenig Geld zu geben. Vielmehr wird im Sinne der Qualitätsentwicklung seit Jahren darauf hingearbeitet, die Anzahl der pädagogischen Kräfte in den dann finanzierten Projekten zu sichern bzw. zu erhöhen“, erklärt Bienge.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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