Mit dem Degen auf dem Vormarsch
Alma Paulaeck vom Fechtzentrum Berlin wurde Deutsche Meisterin in der Altersklasse U13
Alma Paulaeck fällt auf. Sie ist groß gewachsen, schlank, hat blondes Haar und ist erst 13 Jahre alt. Wer sie im Gespräch erlebt, würde sie älter einschätzen. Mit ihrer Körpergröße von 1,83 Meter überragt sie locker alle Trainingspartnerinnen beim Fechtzentrum Berlin. Das ist auch ihr großer Vorteil, denn mit ihrer enormen Reichweite kann es keine Kontrahentin aufnehmen.
„Ich bin es gewohnt zu gewinnen“, sagt sie, und das solle nicht überheblich klingen. Im Mai ist die Schülerin aus Lichtenberg Deutsche Meisterin im Fechten in der Altersklasse U13 geworden. Für ihren Verein Fechtzentrum Berlin in Marzahn war es der bisher größte Erfolg einer Nachwuchsfechterin. Dabei setzte sich Alma in einem Teilnehmerfeld von 62 Mädchen durch. Bei der U15-Meisterschaft nur eine Woche später belegte sie außerdem einen beachtlichen 18. Platz. Die meisten der 92 Starterinnen waren zwei Jahre älter als sie, doch die 13-Jährige lieferte den Beweis, dass sie den Vergleich auch mit älteren Gegnerinnen nicht scheuen muss. Zumal sie in der Halle ihres Vereins Fechtzentrum Berlin in der Bruno-Baum-Straße 72 im Training ebenfalls oft gegen ältere Mädchen und Jungen antritt.
„Es ist ein tolles Gefühl, jemanden zu schlagen, der besser ist“, erklärt sie. „Fechten macht Spaß. Ich finde immer etwas, wo ich besser werden will.“ Früher habe sie nicht immer die allergrößte Lust zum Trainieren gehabt. Seit zwei Jahren aber findet sie den Sport „richtig nice“. Das liegt auch daran, dass das Fechten eher eine Randsportart ist, die nicht viele Menschen ausüben.
Auch ist Fechten mit einigem finanziellem Aufwand verbunden. Allein die Ausrüstung mit Jacke, Unterziehweste, Brustschutz, Maske, Socken und Handschuh kostet ungefähr 300 Euro. Ein Degen liegt bei etwa 150 Euro. Hinzukommt ein jährlicher Vereinsbeitrag von 220 Euro. Wer neu ist, darf die Ausrüstung des Fechtzentrums aber zunächst ein Jahr lang umsonst nutzen. Das soll den Einstieg in den von Taktik geprägten Sport erleichtern.
Alma nahm in den Sommerferien 2017 das erste Mal den Degen in die Hand. „Meine Eltern wollten, dass ich mir ein Hobby suche“, erzählt sie. Weil ihr Zwillingsbruder Fritz schon ein Jahr zuvor mit dem Fechten anfing, entschied sie sich, die Sportart auch mal auszuprobieren und ist engagiert dabeigeblieben. Durch mehr Training eine immer bessere Fechterin zu werden, darauf liegt inzwischen ihr Fokus.
Trainiert wird Alma von Beginn an von Julia Wagner. Die heute 33-Jährige war selbst professionelle Fechterin, gewann 2005 die Bronzemedaille bei der U17-Weltmeisterschaft in Linz, wurde 2006 Deutsche U17- und U20-Meisterin sowie 2009 bei den Erwachsenen Deutsche Meisterin mit dem Team. Nach Ausbruch der Corona-Pandemie hatte Julia Wagner ihren Schützling lange nicht persönlich gesehen. In dieser Zeit habe Alma einen starken Wachstumsschub hingelegt. Seit sie wieder gemeinsamen trainieren, beobachtet sie deren Fortschritt ganz genau. In der gerade zurückliegenden Saison habe sie eine enorme Entwicklung genommen. „Sie ist sehr ehrgeizig und hat erkannt, dass sie mit mehr Training etwas erreichen kann. Durch ihre Größe hat sie eine gute Voraussetzung. Würde sie aber nicht zum Training gehen, würden die anderen sie überholen“, erklärt die Trainerin. Zudem sei der Größenvorteil schon in der U15 kein wirkliches Thema mehr, weshalb sie sich weiter verbessern müsse.
„Mit einer guten Technik kann man mich schlagen“, hat auch Alma selbst erkannt. Ihre eigene Technik sei noch nicht so gut. Sie müsse noch mehr ihre Beinarbeit trainieren, eine der wichtigsten Komponenten beim Fechten. Wie sie sich im Gefecht bewege, wie und wann sie angreift und pariert, all das wird auf der Planche im Fechtzentrum geübt. Ein sportliches Vorbild hat sie nicht. Mit ihrem Ehrgeiz könnte Alma Paulaeck aber ihre eigene sportliche Erfolgsgeschichte schreiben.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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