Mit Kanonen, Streitwagen und Ministern
Bei der SC Eintracht Berlin wird Elefantenschach gespielt

Uwe Doetzkies entdeckte Elefantenschach Ende der 90er-Jahre durch ein Buch. Son Thu Nguyen lernte das Brettspiel bereits als Kind in seiner Heimat Vietnam. | Foto: Philipp Hartmann
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Uwe Doetzkies muss kapitulieren. Soeben hat er einen fatalen Zug gemacht und gegen Son Thu Nguyen eine Niederlage kassiert. Als Außenstehender lässt sich nicht erkennen, was er falsch gemacht hat, denn hier ist gerade eine Partie Elefantenschach zu Ende gegangen. In Deutschland kennt es kaum jemand, während das Spiel in China, Taiwan und Vietnam weit verbreitet ist.

„Wir können überall spielen in Vietnam, auf der Straße oder im Café. Es wird auch darauf gewettet“, erzählt Son Thu Nguyen (53). Er spielt Elefantenschach („Xiangqi“ in China, „Cờ tướng“ in Vietnam) bereits, seit er zehn Jahre alt ist. 1987 kam er als Gastarbeiter aus Vietnam in die DDR. Heute lebt er in Marzahn und ist Mitglied im Verein Vietnamesisch-Deutsche Brücke. Über Elefantenschach, umgangssprachlich auch chinesisches Schach genannt, lernte er Uwe Doetzkies (60) kennen. Der Kaulsdorfer spielt es unregelmäßig seit etwa 20 Jahren, neben dem gewöhnlichen Schach. Auf seine Initiative hin wurde beim SC Eintracht Berlin eine eigenständige Gruppe für Elefantenschach gegründet. Die Verbindung zwischen den beiden Männern und beiden Vereinen entstand durch einen Freundschaftskampf „Vietnam gegen Eintracht International“ im Oktober. Dabei ließen die vietnamesischen Teilnehmer ihre deutschen Konkurrenten ziemlich alt aussehen. Die größere Erfahrung machte den Unterschied.

„Ich bin nicht das hellste Schachlicht auf dem Kronleuchter“, gesteht Uwe Doetzkies offenherzig ein. Auf Elefantenschach stieß er erstmals Ende der 90er-Jahre, als ihm ein Freund ein Buch über verschiedene Schachvarianten schenkte. Nachdem er sich ein wenig mit den Regeln auseinandergesetzt hatte, suchte er im Internet nach einem Spielpartner. Damals habe er den jeweils nächsten Zug noch per E-Mail übermittelt und dann auf eine Antwort gewartet. Ansonsten konnte er nur mit seinem Kumpel gelegentlich mal eine Partie austragen. „Wir haben früher mal in einem China-Restaurant gespielt. Wenige Minuten später wussten wir schon, wie viele Leute dort arbeiteten, weil sich alle gleich interessiert versammelt haben“, erinnert er sich. „Einmal habe ich einen Kellner geschlagen“, erzählt Doetzkies stolz. „Der musste aber gleichzeitig arbeiten, während ich nachdenken konnte.“

Beim Blick auf das Brettspiel sind zunächst wenig Ähnlichkeiten mit dem bei uns bekannten Schach zu erkennen. Die Spielfläche sieht gewöhnungsbedürftig aus. Figuren dürfen nicht auf die Felder, sondern nur auf die Linien gesetzt werden. Es gibt weder Bauern noch Türme oder eine Dame. Stattdessen gibt es „Streitwagen“, „Minister“ (oder auch „Elefanten“) und „Leibwächter“ für einen „General“ („König“). Die „Kanone“ kann andere Figuren blockieren – und das Pferd heißt nicht „Springer“, denn beim Elefantenschach kann es nicht springen. Alles ganz schön verwirrend, doch Uwe Doetzkies versichert: „Elefantenschach ist ein bisschen einfacher als Schach, denn es gibt keine Sonderregeln wie zum Beispiel die Rochade.“

Die Faszination des asiatischen Brettspiels geht laut Doetzkies von den zusätzlichen strategischen Möglichkeiten aus, welche sich den Spielern im Vergleich zum westlichen Schach eröffnen. Gute Spieler könnten immer drei Züge vorausplanen. Für ihn selbst gelte das aber nicht.

Sofern es das Pandemiegeschehen zulässt, werden sich bei der SC Eintracht Berlin bald wieder die bisher nur fünf Mitglieder regelmäßig zum Training treffen (immer dienstags ab 18 Uhr).

Kontakt gibt es auf www.sc-eintracht-berlin.de/wettkampfsport/schach.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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