Kreativ durch die Krise
Die Basket Dragons Marzahn produzieren wöchentlich neue Trainingsvideos
Nach und nach werden die Corona-Beschränkungen gelockert, sodass auch Sportvereine langsam wieder aufatmen können. Mehr als ein Jahr lang war für die meisten Mitglieder ein normales Training nicht möglich. Um diese Zeit zu überbrücken, war und ist Kreativität gefragt. Die Basket Dragons Marzahn haben sich in dieser Hinsicht besonders hervorgetan.
Bereits Anfang April 2020, kurz nach dem ersten Lockdown, entschied sich der Verein, für seine Mitglieder ein Online-Training einzuführen. Kamera und Stativ wurden besorgt, Tablets verteilt und somit die technischen Voraussetzungen geschaffen. Die Trainer tauschten sich aus und überlegten sich ein Konzept, damit ihre meist jungen Schützlinge auch ohne Gruppentraining motiviert blieben. Über Livestream sowie vorproduzierte Trainingsvideos wurde der Kontakt aufrechterhalten.
Intensiv nutzten die Dragons auch die Foto- und Video-App Instagram. Dort stellten sich die Trainer in 24-Sekunden-Clips (so viel Zeit bleibt einer angreifenden Mannschaft beim Basketball bis zum Korbwurf) vor. Es gab wöchentliche sportliche Herausforderungen und Koordinationsübungen, aber auch reine Spaßaktionen. So schalteten sich die Trainingsgruppen beispielsweise per Video zusammen, um herauszufinden, wem am besten ein Origami-Basketballkorb gelingt.
Keiner hatte richtig Lust, Kraftraining zu machen
Der Vereinsvorsitzende Florian Lau (34) zeigt sich begeistert, mit welchem Aufwand die Trainer das Online-Training praktiziert und welche Ideen sie dabei umgesetzt haben. „Am Anfang war es schwierig, denn keiner hatte so richtig Lust, Krafttraining zu machen“, sagt Emma Staaks. Die 19-Jährige ist seit neun Jahren im Verein und leitet heute eine weibliche und eine männliche U14-Mannschaft an. Geholfen habe ein Teamabend. Dabei hätten sich auch plötzlich diejenigen vor die Kamera getraut, die sich vorher nicht zeigen wollten. Danach sei ihnen das Training leichter gefallen. „Die Kleinen haben wirklich super mitgemacht“, sagt sie. „Wir haben viel mit ihnen gequatscht und auch ein Quiz gemacht“, ergänzt Christin Gust (20). Auch sie trainiert ein weibliches U14-, außerdem noch ein männliches U16-Team. Die beiden jungen Frauen absolvieren im Verein derzeit ihren Bundesfreiwilligendienst. Nach so vielen Monaten sei es ihnen zuletzt aber doch ein wenig schwergefallen, noch neue Elemente in ihre Übungen einzubauen.
„Sie haben für jede Klasse jede Woche ein neues Video produziert“, erzählt Florian Lau. Er hat die Basket Dragons 2006 mitbegründet. Heute sind sie ein Partnerverein von Alba Berlin und vorbildlich hinsichtlich ihrer Nachwuchsarbeit. Über den mit Alba gegründeten Kooperationsverbund „Alba Wuhletal“, dem mehrere Kitas, Grund- und weiterführende Schulen angehören, können sie Kinder von der Kita bis zum Schulabschluss durchgehend im Verein betreuen und trainieren. Das sei sehr wichtig, da erfahrungsgemäß besonders Mädchen beim Wechsel auf die Oberschule aus Sportvereinen austreten. Gespielt wird in zwei Sporthallen der Gretel-Bergmann-Gemeinschaftsschule, an der Florian Lau Sport und Geografie unterrichtet.
Von 320 Mitgliedern traten 50 in 2021 aus
Dennoch erlebten die Dragons einen Mitgliederschwund. Von 320 Mitgliedern verloren sie allein in diesem Jahr bereits 50. Das Problem sei vor allem, dass Neueintritte seit Ausbruch der Pandemie fehlen. Wird sonst vor allem in den Schulen um Nachwuchs geworben, war dies in den zurückliegenden Monaten nicht möglich. Optimistisch stimmt Lau aber, dass es aufgrund der Lockerungen wieder vermehrt Anfragen gab. Auch wenn der Verein viel für Kinder und Jugendliche macht und besonders die Mädchen fördert, werden auch Erwachsene gern aufgenommen. Der Mitgliedsbeitrag liegt für sie bei 15 Euro im Monat. Zufrieden ist Lau darüber, dass keinem der neun hauptamtlichen Trainer gekündigt werden musste. Durch Kurzarbeitergeld konnten sie alle gehalten werden.
Nicht ganz so glücklich ist der Basketball-Enthusiast darüber, dass die Dragons bis heute keine Genehmigung erhalten haben, den Basketballplatz auf dem Schulhof für das Outdoor-Training zu nutzen. Das bezirkliche Schul- und Sportamt habe ihm erklärt, dass der Platz nur für den Schulsport freigegeben sei. Gerettet habe den Verein aber das Wohnungsunternehmen Fortuna eG. Es stellte seine zwei Plätze in der Schwarzburger Straße zur Verfügung.
Worauf sich Florian Lau neben der Rückkehr zum normalen Trainingsbetrieb noch besonders freut? „Auf die Vereinsfeste mit Grillen und vielen Gesprächen.“
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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