Weit mehr als ein Streichelzoo
Tierhof feiert seinen 30-jährigen Gründungstag mit Tag der offenen Tür
Der Tierhof Marzahn wird 30 Jahre. In den zurückliegenden Jahrzehnten ist er zu einer beliebten Attraktion für Kitas, Schulen und Besucher geworden. Er ist ein Stück ländliches Idyll in der Hauptstadt im alten Dorf Marzahn.
Nicht zu unterschätzen sind die Bemühungen der Tierhof-Mitarbeiter um Langzeitarbeitslose und Jugendliche, die hier im Freiwilligen ökologischen Jahr und als Praktikanten das Leben auf einem Bauernhof kennenlernen und Erfahrungen bei der Pflege von Tieren machen.
„Das ist eine Seite unserer Arbeit, die nicht auf den ersten Blick nach außen dringt“, sagt Grit Otto, Leiterin des Tierhofes. Diese sei aber wichtig, um die Funktionsweise des Tierhofes zu verstehen. Er ist auch ein Sozialprojekt, bei dem Menschen einen neuen Zugang zum Leben finden.
Außerdem steht der Tierhof in besonderer Weise für die Geschichte des Mitte des 13. Jahrhunderts gegründeten Dorfes Marzahn. Er befindet sich auf einem sogenannten Dreiseitenhof, wie er typisch für Bauernwirtschaften in Nord- und Mitteldeutschland war. Das Anwesen selbst wurde von pfälzischen Siedlern errichtet, die vor 300 Jahren aus Glaubensgründen in die Mark Brandenburg einwanderten.
Gegründet wurde der Tierhof am 7. Oktober 1988 vom damaligen Verband der Kleingärtner und Kleintierzüchter. Zunächst wurde hier lediglich Geflügel und andere Kleintiere wie Kaninchen gehalten. Anfang September 1997 übernahm der Verein Agrarbörse Deutschland Ost den Tierhof. Unter der Leitung von Albrecht Vogt begann der Umbau zur Einrichtung, wie man sie heute kennt. Ein Garten, ein kleines Getreidefeld und die Koppel entstanden. Die ersten Schafe, Ziegen und Ponys wurden angeschafft. Heute leben auf dem Tierhof rund 120 Tiere darunter Pfauen, Alpacas und seltene Hühnerrassen.
Während der zurückliegenden zwei Jahrzehnte haben rund 1000 Langzeitarbeitslose eine Beschäftigungsmaßnahme des Jobcenters am Tierhof durchlaufen. Rund 150 Jugendliche absolvierten hier ein Freiwilliges ökologisches Jahr und rund 500 machten ein Schülerpraktikum.
Jede Woche besuchen im Durchschnitt vier Gruppen aus Kitas und Grundschulen auf dem Tierhof. Nach Schätzungen von Git Otto haben zwischen 40 000 und 50 000 Einzelbesucher, Familien, Eltern oder Großeltern mit Kindern in den zurückliegenden beiden Jahrzehnten den Tierhof besucht.
Es gab und gibt auch immer wieder Probleme, denen sich die Tierhofleitung stellen muss. So wird demnächst wegen der von Polen nach Deutschland vordringenden Schweinegrippe zumindest zeitweise die Schweinezucht aufgegeben. Wegen der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt gibt es immer weniger Arbeitsmaßnahmen des Jobcenters. Deshalb muss die Agrarbörse nach neuen Finanzierungsquellen suchen. „Die Arbeit mit behinderten Menschen könnte ein Modell der Zukunft für den Tierhof sein“, erklärt Otto.
Der Tierhof, Alt-Marzahn 63, feiert sein 30-jähriges Bestehen am Sonntag, 7. Oktober, von 13 bis 17 Uhr mit einem Tag der offenen Tür. Unter anderem gibt es Ponyreiten. Zudem können Produkte der Agrarbörse gekauft werden.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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