Ungewisse Zukunft
Warum der alte Friedhof Marzahn dem Bezirksamt Kopfzerbrechen bereitet
Vor 125 Jahren beschloss die Gemeindevertretung des früheren Dorfes Marzahn, einen neuen Friedhof anlegen zu lassen. Dieser wurde inzwischen geschlossen. Wie es mit dem Friedhof weitergeht, ist noch unklar.
Der Beschluss, einen neuen Friedhof für die Gemeinde anlegen zu lassen, ist am 22. November 1894 gefallen. Die Zeit dafür war reif, denn längst war der alte Kirchhof für die wachsende Bevölkerung zu klein geworden. Außerdem entsprach es einem Trend der Zeit, die alten Friedhöfe an den Kirchen aufzugeben und einen angemessenen Platz für die Toten außerhalb der bebauten Bereiche der Gemeinden anzulegen.
Der an der Landsberger Allee gelegene Friedhof wurde nur 95 Jahre genutzt. Der Magistrat ließ ihn im Zuge der Entwicklung der Großsiedlung Marzahn im Jahr 1989 schließen. Dabei wurde auch ein Teil der ehemaligen Friedhofsfläche weggenommen.
Seitdem finden dort keine Bestattungen mehr statt. Auch das sogenannte Ruherecht des letzten Grabes wurde im Jahr 2009 aufgehoben. Eine Einebnung der verbliebenden Gräber wäre jedoch nicht ohne Weiteres möglich. Auf dem Friedhof gibt es auch anonyme Begräbnisstätten für Tote, die im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges hier bestattet wurden. Diese genießen besonderen Schutz.
Den Friedhof kann weiterhin jeder betreten. Er ist zwar umzäunt, aber das schmiedeeiserne Tor in der Regel ohne Probleme zu öffnen. Durch die gesamte Länge des Friedhofs führt schnurgerade eine alte Lindenallee, die 1902 angelegt wurde. Der Gemeinde ließ 1911 auch eine Friedhofskapelle bauen. Diese wurde jedoch in den 1970er-Jahren abgerissen.
Rechts und links der Allee sind noch einige Grabsteine erhalten. Auf der Fläche sind auch einige Grabsteine umgestürzt. Die Lage der anonymen Kriegsgräber lässt sich nicht mehr erkennen.
Für die Pflege des Friedhofs ist das Grünflächenamt des Bezirks zuständig. Pläne, wenigstens die Flächen der Kriegsgräber wiederherzustellen oder zumindest wieder kenntlich zu machen, wurden bisher nicht umgesetzt. „Wir arbeiten gegenwärtig an einem Pflege- und Entwicklungskonzept für die Kriegsgräberstätten“, teilt Stadträtin Nadja Zivkovic (CDU), zuständig für die Grünflächen im Bezirk, auf Anfrage der Berliner Woche mit.
Aus der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) wurde in diesem Jahr die Idee geboren, unter Umständen einen Teil des Friedhofs der russisch-orthodoxen Kirche Marzahn zur Nutzung zu übergeben. Die BVV beauftragte das Bezirksamt im Frühjahr, dazu mit der Gemeinde Gespräche aufnehmen. Sie hat 2013 nicht weit vom Friedhof entfernt eine Kirche gebaut und betreibt dort ihr Gemeindezentrum.
„Die russisch-orthoxe Gemeinde hat sich sehr interessiert an einer Mitnutzung des Friedhofs gezeigt“, erklärt Zivkovic. Über Details habe man sich aber bisher nicht einigen können.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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