Sinnvoll, aber nicht notwendig
Wie Anwohner Stadttiere vor ihrer Haustür unterstützen können

Insekten mögen's wild: Totholz und hohe Wiese bieten größere Nahrungsvielfalt. | Foto: Julia Hubernagel
2Bilder
  • Insekten mögen's wild: Totholz und hohe Wiese bieten größere Nahrungsvielfalt.
  • Foto: Julia Hubernagel
  • hochgeladen von Julia Hubernagel

Eine Marzahner Anwohnerin macht sich aufgrund der Hitze Sorgen um die Berliner Stadttiere. Doch sind etwa Vögel und Kaninchen wirklich auf unsere Hilfe  angewiesen?

30 Grad plus, kein Lüftchen weht durch Marzahn-Hellersdorf. Während sich die Menschen in ihre vier Wände zurückziehen und zum eisgekühlten Getränk greifen, bewegen sich die Stadttiere weiter durch die Mittagssonne. Angelika Ritter stellt deswegen regelmäßig Schälchen mit Wasser auf. „Wir müssen doch auch an die Tiere denken bei der Hitze“, sagt sie. „Und nicht nur an Vögel. Wildkaninchen habe ich in der Nähe auch schon gesehen.“

Tatsächlich besuchen wildlebende Tiere gerne von Menschen errichtete Futterstellen – aus Not oder Bequemlichkeit? „Tieren etwas hinzustellen ist sinnvoll, notwendig nicht“, sagt Katrin Koch, Naturschutzreferentin des Naturschutzbundes (Nabu) Berlin. „Gerade Wasser zum Baden nehmen die Tiere aber gerne an.“ Koch weist jedoch auf die dringend einzuhaltende Hygiene hin. „An Futterplätzen breiten sich schnell Bakterien oder Krankheiten aus“, sagt sie. „Die Trink- oder Futtergefäße müssen daher regelmäßig gereinigt werden. Aber nicht mit Spülmittel!“ Gerade Futterstellen locken jedoch auch weniger beliebte Nachbarn an. „Wir können nicht selektiv füttern, das heißt, es fühlt sich auch mal ein Waschbär oder Fuchs von dem Futter angezogen“, erklärt Koch. Größere Säuger sollten möglichst nicht näher an Wohnsiedlungen herangelockt werden. Insbesondere Ratten und Mäuse freuten sich über frei zugängliche Nahrung. „Und dann gibt es meist Ärger und Streit unter Anwohnern und Mietern“, sagt Koch aus Erfahrung.

Auch Angelika Ritter berichtet, dass ihr tierliebes Verhalten nicht jedem in der Nachbarschaft gefällt. „Dabei sollen wir doch im Sommer an die Natur denken und etwa Bäume gießen“, erklärt die 67-Jährige. „Wir haben so viele Rentner in der Wohnsiedlung, die können doch gut was tun.“ Solange sich niemand belästigt fühle, könne man Tiere gerne füttern, sagt Koch, die für den Nabu auch am Wildtiertelefon sitzt. „Aber deswegen Streit mit Nachbarn oder der Hausverwaltung zu bekommen, ist es nicht wert.“

Koch hält ohnehin mehr davon, dass Mieter ihre Hausverwaltung dafür gewinnen sollten, den Außenbereich naturnah zu gestalten. Der Verlust an Lebensräumen lasse sich nämlich nicht durch Zufütterung verhindern. „Hohes Gras, Totholz, Brennesseln – alles, was nicht so ordentlich aussieht, ist meist gut für Wildtiere und Insekten“, erklärt die Naturschutzreferentin.

Und im Umgang mit der Hitze verfügten Tiere meist über bessere Strategien als Menschen. Oft verharrten Vögel lange Zeit beinahe regungslos an schattigen Plätzen oder nutzen kühle Luftströmungen gezielt aus, erklärt Koch. Doch sie gönnen sich wie der Mensch auch schon mal ein Sonnenbad. Zur Gefiederpflege setzen sich zum Beispiel einige Vögel minutenlang der direkten Sonneneinstrahlung aus. Amsel und Zaunkönig etwa drücken sich dabei flach auf den Boden, breiten Schwanz und Gefieder aus und sehen darin ihrem menschlichen Nachbarn auf dem Liegestuhl gar nicht so unähnlich.

Insekten mögen's wild: Totholz und hohe Wiese bieten größere Nahrungsvielfalt. | Foto: Julia Hubernagel
Lieber zum Wildblumenmix greifen, als Monokulturen auszusäen.
Autor:

Julia Hubernagel aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 269× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 231× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 617× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.207× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.