Solarstrom vom Balkon
Marzahner Startup-Unternehmen will Elektroenergie von Mietern produzieren lassen

In seiner Werkstatt im Cleantech Innovation Center hat Marcus Vietzke auch einen Tisch gebaut, der mit einem Solarmodul ausgestattet ist.  | Foto: hari
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Die Gewinnung und Verwendung von Solarenergie ist auch mit geringem Aufwand und für den kleinen Geldbeutel möglich oder sollte es zumindest sein. Das ist der Grundgedanke, der Marcus Vietzke (39) seit rund einem Jahrzehnt umtreibt. Dem Ziel ist er in den zurückliegenden Jahren Schritt für Schritt nähergekommen.

Schon als Student an der Hochschule für Technik und Wirtschaft befasste er sich mit der Idee, dass nicht nur Energiekonzerne, Wohnungsbaugesellschaften und Eigenheimbauer Solarenergie nutzen können sollten, sondern auch Mieter. Er entwickelte eine Solarstation für den Balkon, gründete unter dem Namen Indielux eine Firma und ging 2014 damit in die Produktion. Die Gründerfirma nahm ihren Sitz in dem damals gerade eröffneten Cleantech Innovation Center in den GSG-Höfen an der Wolfener Straße in Marzahn.

Die technischen Normen in der Bundesrepublik waren nicht darauf ausgerichtet, die Einspeisung von Strom aus Kleinstanlagen zuzulassen. Aus Sicherheitsgründen musste er bis zum vergangenen Jahr über extra zu installierende Leitungen ins Netz fließen. Das war für Mieter ein Problem und so versuchte er zunächst, seine Idee mit Wohnungsbaugesellschaften umzusetzen.

Die Entwicklung der Technik spielte dem Startup-Unternehmen in die Hände. Solarzellen und die für die für die Stromerzeugung wichtigen Wechselrichter waren immer billiger geworden.

Hürden galt es an ganz anderer Stelle zu überwinden. Die Lobbyisten der Netzbetreiber und großen Energielieferanten brachten sich mit Sicherheitsbedenken und rechtlichen Problemen in Stellung. Was passiert beispielsweise, wenn sich der Stromzähler plötzlich rückwärts dreht?

Der Widerstand der Stromerzeugerlobby reizte Vietzke und aus dem Ingenieur wurde ein Lobbyist. Er wurde Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie und schuf eine Plattform, die Stromeinspeisung über die Steckdose zu ermöglichen. Dabei musste er sich in die Fragen technischer Normen vertiefen und manchen Strauß mit den Interessenvertretern der großen Energielieferanten ausfechten. Im Oktober vergangenen Jahres wurde die einschlägige DIN-Norm vorläufig neu gefasst und der Weg für die Kleinanlagen grundsätzlich freigemacht.

Bedenken von Netzbetreibern beziehen sich noch auf die Sicherheit der Verbindung über Stecker und Dose. Einige befürchten Überlastungen und untersagen weiterhin den Anschluss von Modulen über die Steckdosen. „Wir haben inzwischen ein Sicherheitsmodul entwickelt und patentieren lassen, das auch diese Probleme ausschaltet“, erklärt Vietzke. Das von ihm zusammen mit Partnern entwickelte Energiemanagementsystem wird erstmals auf der Intersolar Europe vom 20. bis 22. Juni in München vorgestellt.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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