Unternehmen und junge Arbeitslose treffen sich im Jobcenter
In einem Versammlungsraum des Jobcenters in der Rhinstraße 86 stehen an diesem 10. April fünf Tische. Zu beiden Seiten schirmen Stellwände die Gesprächspartner von den Nachbartischen ab. Rund 25 junge Leute begegnen in knapp zwei Stunden fünf Vertretern von Unternehmen. Mit dabei sind Deichmann, Hellweg, der Heistermann Gebäudeservice, das Backwerk und die HMP Heidenhain-Micropoint GmbH Leiterplatten.
In der Rhinstraße 86-88 ist unter anderem die Abteilung des Jobcenters angesiedelt, die sich um arbeitslose und ausbildunglose junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren kümmert. Rund 450 jugendliche HartzIV-Empfänger suchen derzeit im Bezirk eine Ausbildung, rund 1400 gelten als arbeitsuchend. Diese Zahl lag im Jahr 2009 noch bei 2400. Die kräftig gesunkene Zahl jugendlicher Langzeitarbeitslosen spiegelt den Trend auf dem Berliner Arbeitsmarkt wieder.
Die Zahl der jungen Menschen, die längere Zeit nach dem Verlassen der Schule noch eine Ausbildung suchen, hat sich dagegen nur gering verändert. "Zunehmend beenden Jugendliche die Schule, ohne eine klare Vorstellung von ihrem Berufsweg zu haben", sagt Teamleiterin Susanne Temper vom Jobcenter. Hinzu kommt eine größere Zahl von Azubis, die ihre Ausbildung nach kurzer Zeit wieder abrechen. Zu letzteren gehört Nadja Schönmeier (17). Sie wollte Altenpflegerin werden. "Ich bin nicht damit zurechtgekommen, dass Menschen starben", erklärt sie. Nach 20 Bewerbungen und fast eineinhalbjähriger Arbeitsuche, lud das Jobcenter die 17-Jährige zum Speeddating ein. "Ich sehe das als Chance."
Ihr gegenüber sitzt an diesem Tag unter anderem Katja Schleusing, Leiterin der Deichmann-Filale im Eastgate. Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, geeignete Bewerber für Ausbildungsplätze zu finden. "Zeugnisse und Beurteilungen sind nicht alles. Wir machen uns gern selbst ein Bild von dem Bewerber", sagt Katja Schleusing.
Nach dem Speeddating vereinbarte sie mit Nadja Schönmeier einen weiteren Termin in ihrer Filiale. Ähnlich erging es knapp der Hälfte der jugendlichen Bewerber. Sie vereinbarten weitere Gespräche mit den Unternehmensvertretern. Und das Jobcenter fand die Premiere gelungen. Weitere Termine zum Speeddating sind geplant. Teilnehmen kann man jedoch wieder nur auf Einladung.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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