Arbeiten abgebrochen und verschoben
Artenschutzgutachten vom Bezirk abgelehnt
Die Howoge plant, auf zwei ihr gehörenden Grundstücken an der Woldegker Straße 8A und 10A zwei Häuser mit insgesamt 48 Wohnungen zu errichten.
Vor allem die Baumasse sehen Anwohner kritisch. Weil er auf dieses Thema aufmerksam gemacht wurde, lud Abgeordnetenhausmitglied Danny Freymark (CDU) kürzlich zum Bürgerdialog auf einer der zu bebauenden Flächen ein. Etwa 70 Nachbarn versammelten sich, vor allem, um ihrem Unmut Luft zu machen, aber auch, um vielleicht Neuigkeiten zu erfahren. Denn im Februar sollten im Zuge der Baufeldfreimachung bereits Bäume gefällt werden.
Doch die Mitarbeiter der beauftragten Firma zogen wieder ab. Zwar hatte die Howoge am 22. Februar eine Bau- und Fällgenehmigung erhalten. Aber damit diese wirksam wird, musste ein Artenschutzgutachten vorgelegt werden, berichtet Pressesprecherin Sabine Pentrop. Dieses sei zwar fristgerecht eingereicht worden. „Die Naturschutzbehörde des Bezirks lehnt das Gutachten jedoch ab, sodass das für die Baumfällung notwendige Einvernehmen zum Artenschutz bislang nicht erzielt werden konnte“, so Pentrop. „Nach eingehender rechtlicher Prüfung hat die Howoge daraufhin die mit der Baufreimachung beauftragte Firma wieder abgezogen. Das mit der Artenschutzprüfung beauftrage Büro wird nun weitere Untersuchungen durchführen, sodass die Howoge voraussichtlich nach Ablauf der Schutzperiode mit den geplanten Arbeiten beginnen kann.“ Das wäre im Herbst. Die Anwohner hätten das auch gern von der Howoge erfahren. Allerdings war zum Bürgerdialog trotz Einladung niemand vor Ort. Howoge-Geschäftsführer Ulrich Schiller hatte eigentlich zugesagt, informiert Sabine Pentrop auf Nachfrage der Berliner Woche. Aus Termingründen musste er allerdings absagen und eine Vertretung sei leider nicht möglich gewesen.
Benjamin Hudler, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der CDU in der BVV berichtet, dass es von der Howoge zunächst eine Bauvoranfrage beim Bezirksamt gegeben habe, bei der von 25 Wohnungen ausgegangen wurde. Dass später ein Projekt mit fast doppelt so vielen Wohnungen im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt wurde, war dann überraschend. Hudler räumt aber ein, dass das Projekt eher zu den kleineren Bauvorhaben gehört, mit denen sich die Bezirkspolitik befasse. Bei der Erteilung von Baugenehmigungen wie für dieses Projekt gebe es keinen Ermessensspielraum. Die Howoge habe nach Paragraf 34 des Baugesetzbuchs ein Anrecht, auf ihren beiden Grundstücken zu bauen.
Den Anwohnern brennen Themen wie das Wassermanagement und die Durchlüftung im Wohnquartier, Fragen der Verkehrs- und der sozialen Infrastruktur unter den Nägeln. Deshalb hofften sie auf Antworten von einem Verantwortlichen der Howoge. Wenn nicht vor Ort, so doch zumindest in einer digitale Informationsveranstaltung. „Ein Austauschformat in Präsenz hatte die Howoge angesichts der Pandemie nicht durchführen können“, erklärt Sabine Pentrop. „Insgesamt hatten sich zum Jahresende allerdings auch nur wenige Anwohner für ein solches Format ausgesprochen. Angesichts der Altersstruktur des Kiezes und der Erfahrungen aus der digitalen Beteiligung bei anderen Projekten mit nur sehr wenigen Teilnehmern hat die Howoge entschieden, in diesem Fall auf eine detaillierte Informationsweitergabe zu setzen.“ Den Anwohnern seien deshalb ab Anfang Oktober schriftliche Informationen übermittelt worden, unter anderem in Form einer Broschüre. Weitere Anfragen wurden per E-Mail beantwortet.
Danny Freymark gewann jedoch den Eindruck, dass die Kommunikation mit Anwohnern nicht richtig laufe. Deshalb wolle er dies im Abgeordnetenhaus thematisieren. Fakt sei aber, und da könne man Kritikern keine Hoffnung machen: Es wird wohl wie genehmigt gebaut – wenn das Artenschutzgutachten vorliegt und die Naturschutzbehörde die Fällungen genehmigt.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.