Ideen für Zentrum der Zukunft gesucht
Bezirksamt einigt sich auf städtebaulichen Wettbewerb für Neu-Hohenschönhausen
Der Großsiedlung im Norden des Bezirks fehlt bis heute ein echter, ansprechend gestalteter Ortskern. Das soll sich ändern. Das Bezirksamt will den städtebaulichen Wettbewerb „Urbanes Zentrum Neu-Hohenschönhausen“ ausloben, der Ideen für den Kiez um den Prerower Platz liefern soll. Bis zur Verwirklichung dürfte aber noch viel Verkehr durch die Falkenberger Chaussee fließen.
Auf der einen Seite der Einkaufstempel Linden Center, auf der anderen der halbfertig wirkende Bahnhof Hohenschönhausen und die Hauptverkehrsstraße. Mittendrin das Multiplexkino, Parkplätze, ein paar Brachen und der hübsche, aber etwas verloren wirkende Brunnen der Jugend: Eine lebendige Ortsmitte stellt man sich anders vor. Dabei wohnen im Plattenkiez-Kleeblatt aus Ostseeviertel, Mühlengrund, Welsekiez und Neu-Wartenberg mehr als 50 000 Menschen, die ein attraktives, wenn auch nicht ganz zentral gelegenes Stadtteilzentrum sicherlich zu schätzen wüssten. Seit die Pläne eines Privatinvestors für einen Neubaukomplex gegenüber dem Kino Cinemotion im vergangenen Jahr endgültig scheiterten, wird im Bezirk über Alternativen nachgedacht und diskutiert. „Wir brauchen hier eine angemessene Nutzung und Bebauung“, sagt Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke).
Nun hat das Bezirksamt den Beschluss gefasst, selbst aktiv zu werden und einen städtebaulichen Wettbewerb für das Areal auszuloben. Dessen Ergebnisse sollen als Grundlage für die Aufstellung eines Bebauungsplans dienen. Bevor das Verfahren beginnt, werden die Bezirksamtsabteilungen ein sogenanntes Nutzungsleitbild entwickeln, der Bürgermeister ist dabei federführend. Das Papier soll noch im ersten Quartal dieses Jahres vorliegen.
Anlaufpunkt für alle
Es wird quasi den Rahmen vorgeben, denn Vorstellungen und Wünsche für das künftige Zentrum von Neu-Hohenschönhausen gibt es im Bezirk schon länger. Manche sind sogar sehr konkret. So hat die Linksfraktion der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) bereits mehrfach betont, dass sie sich ein kommunales Kultur- und Bildungszentrum für den Plattenkiez wünscht. Auch der Bezirksamtsbeschluss zum Wettbewerb greift diese Idee auf. In das Kulturhaus könnte die Anna-Seghers-Bibliothek ziehen, die seit 1995 im Linden Center beheimatet ist. Die beliebte Anlaufstelle in Sachen Medien für Leute aus Alt- und Neu-Hohenschönhausen stößt im Shopping Center nicht nur an ihre Kapazitätsgrenzen. Die Räume lassen sich auch nicht barrierefrei ausbauen. Außerdem könnte der Bezirk rund 500 000 Euro pro Jahr an Mietkosten sparen, wenn die Bibliothek in einem kommunalen Gebäude unterkäme.
Aber nicht nur die Bücherei, auch Musikschule, Bürger- und Standesamt, Familienzentren und einen vielfach gewünschten, geräumigen Veranstaltungssaal für die Nachbarschaft könnte das künftige Kulturzentrum beherbergen.
Wahrscheinlich zeitaufwendig
Weitere Prüfsteine, die ein Konzept für das rund sechs Hektar große Areal zwischen Linden Center und Bahnhof Hohenschönhausen laut Bezirksamtsbeschluss berücksichtigen soll: neue gewerbliche und medizinische Einrichtungen, Freizeitangebote, Gastronomie und Wohnraum für Personengruppen mit „besonderem Bedarf“ – gemeint sind Studenten, Senioren, Mehrgenerationenprojekte.
Das zweistufige Verfahren zum städtebaulichen Wettbewerb „Urbanes Zentrum Neu-Hohenschönhausen“ soll in diesem Jahr beginnen, die Koordination übernimmt die Wettbewerbsstelle der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. In der ersten Phase sind Ideenskizzen erwünscht, die besten werden von einer Jury weitergeschickt und im zweiten Teil detailliert ausgearbeitet. Da sich an den Wettbewerb ein mindestens zweijähriges Bebauungsplanverfahren anschließen soll, ist wohl kaum damit zu rechnen, dass das neue Zentrum der Großsiedlung vor Mitte des Jahrzehnts fertig wird.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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