Wie aus Zeit und Raum gefallen
Der Brunnen der Jugend auf dem Stadtplatz wirkt antik – und hat eine kleine Odyssee hinter sich

Seit 2002 schmückt der Brunnen der Jugend den Stadtplatz und wirkt dort trotzdem etwas verloren. | Foto: Berit Müller
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Die nackten Kinderfiguren erinnern an Putten - überhaupt wirkt das Wasserspiel, als sei es einem längst vergangenen Jahrhundert entsprungen. Tatsächlich ist der Brunnen der Jugend auf dem Stadtplatz an der Wartenberger Straße aber noch keine 20 Jahre alt.

Ringsum Platten, Beton und viel Leere, ein paar Bäumchen ändern wenig am öden Eindruck. Der Stadtplatz zwischen Multiplexkino und Linden-Center wirkt derzeit noch ziemlich trostlos. So scheint das Schmuckstück mittendrin wie aus Raum und Zeit gefallen zu sein. Seit 2002 steht der Brunnen der Jugend von Senta Baldamus (1920-2001) auf dem Platz an der Wartenberger und Wustrower Straße.

Eigentlich war das Kunstwerk für die mecklenburgische Landeshauptstadt Schwerin gedacht. Noch zu DDR-Zeiten, im Jahr 1975, hatte die Stadtverwaltung die Berliner Bildhauerin Senta Baldamus beauftragt, einen Brunnen der Jugend zu entwerfen. Das Wasserspiel sollte den Schweriner Marktplatz zieren. So fertigte die Künstlerin zunächst einen Entwurf – mit einer Frauenfigur in fließenden Gewändern als Sockelskulptur samt acht um sie herum spielenden Kindern.

Doch nicht in Schwerin

Die nicht zufällig an barocke Szenen erinnernde Gruppe sollte in einer großen, steinernen Wasserschale stehen. In den nächsten Jahren entstanden vier Bronzeskulpturen, darunter auch die zentrale, zwei Meter hohe Frauengestalt.

Die Brunnenteile wurden in einem Schuppen in Schwerin zwischengelagert, denn schon bald gab es schlechte Nachrichten für Baldamus. Die Stadt Schwerin ließ nach der Wende vom Projekt Marktbrunnen ab – vermutlich, weil sie das Geld für andere Aufgaben brauchte. So wandte sich die Bildhauerin an die Interessengemeinschaft Partner für Berlin, um neue Sponsoren und einen Interessenten für den Springbrunnen zu gewinnen.

Die letzten Schritte

Die Berliner Marketinggesellschaft konnte das Bezirksamt Hohenschönhausen überzeugen. Das Einkaufszentrum Linden-Center stellte im Februar 1998 die bereits fertig gestellten Figuren und eine Projektskizze aus. Bauherr und Träger des Brunnenprojekts wurde die Stiftung Sozialpädagogisches Institut Berlin. Eine Metallwerkstatt führte den Guss der restlichen, bis dahin nur als Gipsmodelle vorliegenden und 1,20 Meter großen Kinderfiguren aus, ein Steinmetzbetrieb lieferte die zwölf Tonnen schwere Granitschale mit einem Durchmesser von drei Metern. Im September 2002 waren alle Brunnenteile fertig, der Platzschmuck wurde aufgestellt. 607 000 Euro spendierte der Senat.

Die Kinder umringen auf dem Rand der Brunnenschale die zentrale Frauenfigur. Das Wasser fließt – in der Saison jedenfalls – zu ihren Füßen aus einer halbkugelförmigen Öffnung in die darunter liegende Schale und von dort aus über den Rand gleichmäßig ins große Becken. Bei Dunkelheit beleuchten Unterwasserstrahler die Figuren.

Senta Baldamus wurde in Schöneberg geboren, sie studierte Bildhauerei an den Kunstakademien in München und Berlin. 1950 siedelte sie nach Pankow um und richtete dort ein Atelier ein. Die Künstlerin schuf ab den 1950er-Jahren zahlreiche Porträtbüsten, Brunnenskulpturen und Bronzefiguren, sie illustrierte zudem Bücher von ihrem Ehemann, dem Mediziner Ulrich Baldamus.

Kunst für den Stadtraum

Die meisten ihrer Kunstwerke befinden sich heute noch im öffentlichen Raum in Berlin, so stehen gleich mehrere im Tierpark Friedrichsfelde, andere vor Kultur- oder Bildungseinrichtungen. Auch die Figurengruppe „Jugend der Welt“, bisweilen "Völkerfreundschaft" genannt, am Römerweg in Karlshorst stammt aus der Hand der bedeutenden Bildhauerin.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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