Heimatgefühl tut der Seele gut

Neu-Hohenschönhausen. Wo ist meine Heimat? Meine Heimat ist Berlin mit der uns eigenen Sprache. Als jüngerer Mensch hatte ich ein stärkeres, umfassenderes Heimatgefühl. Mir ging es in den letzten zwanzig Jahren verloren. Ich frag mich nur jetzt, warum, wieso ist das passiert?

Wenn ich es recht bedenke, hat es viele Ursachen. Unsere Stadt ist an vielen Orten schöner geworden. Die alten Häuser in Prenzlauer Berg, Weißensee und Friedrichshain zum Beispiel wurden herrlich rausgeputzt, das mich sehr erfreut. Die vielen stadtbekannten Straßen und Plätze wie Friedrichstraße, Schönhauser Alle oder der Alex, sie erkennt man nicht wieder. Was neu gebaut wurde, sind Stahl-Beton-Glas-Paläste. Auf mich wirken sie kalt und nicht heimatlich. Die Tante-Emma-Läden sind fast alle weg. Die großen Einkaufszentren tragen nicht zur Vertrautheit bei.

Wenn ich früher von einer Reise zurückkam, ging ich meistens am nächsten Tag zur Schönhauser Allee. Ich begrüßte auf diese Weise meine Heimat. Auf einer Seite lief ich sie rauf, auf der andren runter. Ich kannte jedes Geschäft, auch wenn ich dort nicht einkaufte. Ich weiß heute noch, wo „1000 kleine Dinge“, „Pünktchen“, das Wiener Café, die Post, Café Nord, der Miederwarenladen, das Ledergeschäft und der Gewürzladen waren.

Ich glaube, der Grund für den Verlust meines Heimatgefühls ist, die Menschen haben sich stark verändert, leider unsere Sprache ebenfalls und die Musik ist nach meinem Geschmack schrecklich geworden. Auch der Nachthimmel ist nicht mehr wie vor Zeiten. Man sieht kaum noch Sterne, so hell ist der Himmel.

Heimatgefühl wird vom Elternhaus und von der Schule in die Herzen gepflanzt und gepflegt. Durch Musik wie „Steige hoch Du rote Adler“ oder den Sportpalastwalzer und die vielen anderen Lieder, auch die Berlin-Lieder. Wird so etwas gesungen oder musiziert, schafft das Verbundenheit, Vertrautheit und man bekennt sich gern freiwillig diese Gefühls, schämt sich dessen nicht, weil man sich mit vielen anderen Menschen verbunden fühlt. Schöne, einmalige und ungewöhnliche Erinnerungen bleiben haften und schaffen so das anheimelnde Gefühl. Doch es ist fast alles weg. Nicht mal der Rundfunk bringt es, weil es nur noch englische Musik und Reklame gibt.

Könnte man unserer Jugend noch nachträglich ein Heimatgefühl einimpfen, würde sie nicht so oft ausrasten und so viel zerstören. Den jungen Menschen würde das weichherzige Gefühl in bestimmten Situationen bekannt sein, sie schämten sich dessen nicht. Heimatgefühl geht aufs Gemüt, was manchmal der Seele gut tut. Ellen Fritsch

Autor:

Lokalredaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 568× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 853× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 828× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.206× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.