Ein echtes Zentrum für die Großsiedlung
Lichtenbergs Linke hat Pläne für den Hochhauskiez – auch ein neues Kulturhaus gehört dazu
Dass etwas geschehen muss, darüber herrscht im Bezirk seltene Übereinstimmung. Die konkreten Zukunftspläne für Neu-Hohenschönhausen, die inzwischen SPD, CDU und Linke vorgelegt haben, weichen zwar in einzelnen Punkten voneinander ab. Alle verfolgen aber das Ziel, mehr Lebensqualität in die Großsiedlung zu bringen. Für die Linken bedarf es dafür auch eines attraktiven Stadtteilzentrums.
Ostseeviertel, Mühlengrund, Welsekiez und Neu-Wartenberg – im Plattenkieze-Quartett des Lichtenberger Nordens leben mehr als 50 000 Menschen. „Eine Großsiedlung wie diese braucht ein städtisches Zentrum“, sagt Norman Wolf, Fraktionsvorsitzender der Linken in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Geht es nach seiner Partei, wird sich der Stadtplatz mit dem Brunnen der Jugend an der Wartenberger Straße – zwischen Multiplex-Kino und Linden-Center – zu diesem Zentrum entwickeln. So lautet eines der Ziele im neuen „Plan für mehr Lebensqualität in Neu-Hohenschönhausen“ der Linken.
Der Region widmet die Politik derzeit viel Aufmerksamkeit, zumindest auf Bezirksebene. Im vergangenen Sommer hatte die SPD einen Hohenschönhausen-Plan vorgelegt. Die CDU konkretisiert gerade wöchentlich einen Zehn-Punkte-Katalog für die Großsiedlung, nun hat die Linke ihre Ideen formuliert und vorgestellt.
Wie weiter mit landeseigener Liegenschaft?
Anlass für die Linkspartei ist nicht zuletzt das Scheitern eines über Jahre verfolgten Projektes an der Wartenberger Straße. Bis vor Kurzem plante Architekt und Investor Jörg Papendieck gegenüber dem Multiplex ein Großbauvorhaben mit Wohnungen und Einzelhandelsflächen. Das ist nun Geschichte. Papendieck habe seine Kaufoption für das Grundstück nicht genutzt, so Norman Wolf. Diese Möglichkeit habe der Senat nicht mehr verlängert. Denn Linie von Rot-Rot-Grün sei es inzwischen, landeseigene Liegenschaften möglichst zu behalten. „Wir fangen wieder bei Null an“, bestätigt Lichtenbergs Bürgermeister Michael Grunst.
Also muss fürs genannte Areal ein neues Konzept her, und die Linkspartei hat Konkretes im Sinn. Wunschprojekt Nummer Eins ist der Neubau eines kommunalen Kultur- und Bildungszentrums. Es könnte auf Teilen des Parkplatzes gegenüber dem Kino entstehen. Dieses „Kulturhaus“ würde gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen fehlt Vergleichbares im Hochhausviertel. Außerdem gebe es weit und breit keinen Saal mit genügend Kapazitäten für Großveranstaltungen, sagt Kerstin Zimmer, Co-Vorsitzende der Linken. „Wir brauchen hier unbedingt einen geeigneten Raum mit viel Platz, wenn wir im Bedarfsfall nicht immer einen Kinosaal mieten wollen.“ Vor allem geht es aber um die Zukunft der Anna-Seghers-Bibliothek, die aktuell im Linden-Center beheimatet ist. In zwei Jahren läuft der Mietvertrag aus, und die Linken sehen die Bücherei als Hauptattraktion im gewünschten Neubau am Stadtplatz. „Die Idee ist im Prinzip, ein Kulturhaus um die Bibliothek herum zu bauen“, so Michael Grunst.
Neue Anna-Seghers-Bibliothek
Zeitgemäß wäre solch ein Projekt. Die Bibliothek von heute ist längst mehr als bloße Ausleihstation oder Lesestube. Mit modernen Medien im Bestand, mit Events für Kinder, Familien und Senioren, als Kunstgalerien, Treffpunkte und Orte der Bildung dienen sie vielerorts schon als Kiez- und Kulturzentren. Auch die Anna-Seghers-Bibliothek bildet keine Ausnahme. Im Linden-Center stößt das Angebot aber nicht nur an seine Kapazitätsgrenzen. Die Räume dort sind auch nicht barrierefrei ausbaubar.
Weiteres Argument für den Auszug: 500 000 Euro pro Jahr an Mietkosten könnte der Bezirk sparen, wenn die Bibliothek in einem kommunalen Kulturhaus unterkäme. Dem steht allerdings ein geschätztes Bauvolumen in Höhe von rund 20 Millionen Euro gegenüber, die es erst einmal aufzutreiben gilt. Das Geld müsse schon aus Zuwendungen des Senats kommen, räumen die Linken ein.
Ein Stadtteilzentrum konzipieren
„Die Investition wäre es Wert“, sagt Norman Wolf. „Wir wollen ja ein ganz neues Stadtteilzentrum aus dem Boden stampfen.“ Im Dezember hat seine Fraktion einen Antrag mit Bezug zum Stadtplatz in die BVV eingebracht, der noch in den Ausschüssen diskutiert wird. Er bezieht sich auf eine landeseigene, größtenteils leer stehende Immobilie in der Wustrower Straße 18. Das vernachlässigt wirkende Gebäude erinnert mit seiner verspiegelten Fassade ein wenig an den abgerissenen Palast der Republik.
In ein saniertes, umgebautes Haus könnte ein Café mit Terrasse zum Platz hin einziehen, hat die Fraktion vorgeschlagen. Sie will daher, dass sich das Bezirksamt um die Übertragung der Immobilie ins Bezirksvermögen bemüht. Unabhängig davon: Ob Wochenmärkte, Kinderfeste, eine Bühne zur Fete de la Musique – an weiteren, nicht immer kostspieligen Ideen für einen attraktiveren Stadtplatz mangelt es nicht. Wolf: „Wir orientieren uns an dem, was machbar und realistisch ist.“
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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