Ein echtes Zentrum für die Großsiedlung
Lichtenbergs Linke hat Pläne für den Hochhauskiez – auch ein neues Kulturhaus gehört dazu

Bürgermeister Michael Grunst und die Fraktionsvorsitzenden der Linken Kerstin Zimmer und Norman Wolf haben konkrete Vorstellungen, was mit und rund um den Stadtplatz an der Wartenberger Straße geschehen soll.  | Foto: Berit Müller
4Bilder
  • Bürgermeister Michael Grunst und die Fraktionsvorsitzenden der Linken Kerstin Zimmer und Norman Wolf haben konkrete Vorstellungen, was mit und rund um den Stadtplatz an der Wartenberger Straße geschehen soll.
  • Foto: Berit Müller
  • hochgeladen von Berit Müller

Dass etwas geschehen muss, darüber herrscht im Bezirk seltene Übereinstimmung. Die konkreten Zukunftspläne für Neu-Hohenschönhausen, die inzwischen SPD, CDU und Linke vorgelegt haben, weichen zwar in einzelnen Punkten voneinander ab. Alle verfolgen aber das Ziel, mehr Lebensqualität in die Großsiedlung zu bringen. Für die Linken bedarf es dafür auch eines attraktiven Stadtteilzentrums.

Ostseeviertel, Mühlengrund, Welsekiez und Neu-Wartenberg – im Plattenkieze-Quartett des Lichtenberger Nordens leben mehr als 50 000 Menschen. „Eine Großsiedlung wie diese braucht ein städtisches Zentrum“, sagt Norman Wolf, Fraktionsvorsitzender der Linken in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Geht es nach seiner Partei, wird sich der Stadtplatz mit dem Brunnen der Jugend an der Wartenberger Straße – zwischen Multiplex-Kino und Linden-Center – zu diesem Zentrum entwickeln. So lautet eines der Ziele im neuen „Plan für mehr Lebensqualität in Neu-Hohenschönhausen“ der Linken.

Der Region widmet die Politik derzeit viel Aufmerksamkeit, zumindest auf Bezirksebene. Im vergangenen Sommer hatte die SPD einen Hohenschönhausen-Plan vorgelegt. Die CDU konkretisiert gerade wöchentlich einen Zehn-Punkte-Katalog für die Großsiedlung, nun hat die Linke ihre Ideen formuliert und vorgestellt.

Wie weiter mit landeseigener Liegenschaft? 

Anlass für die Linkspartei ist nicht zuletzt das Scheitern eines über Jahre verfolgten Projektes an der Wartenberger Straße. Bis vor Kurzem plante Architekt und Investor Jörg Papendieck gegenüber dem Multiplex ein Großbauvorhaben mit Wohnungen und Einzelhandelsflächen. Das ist nun Geschichte. Papendieck habe seine Kaufoption für das Grundstück nicht genutzt, so Norman Wolf. Diese Möglichkeit habe der Senat nicht mehr verlängert. Denn Linie von Rot-Rot-Grün sei es inzwischen, landeseigene Liegenschaften möglichst zu behalten. „Wir fangen wieder bei Null an“, bestätigt Lichtenbergs Bürgermeister Michael Grunst.

Also muss fürs genannte Areal ein neues Konzept her, und die Linkspartei hat Konkretes im Sinn. Wunschprojekt Nummer Eins ist der Neubau eines kommunalen Kultur- und Bildungszentrums. Es könnte auf Teilen des Parkplatzes gegenüber dem Kino entstehen. Dieses „Kulturhaus“ würde gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen fehlt Vergleichbares im Hochhausviertel. Außerdem gebe es weit und breit keinen Saal mit genügend Kapazitäten für Großveranstaltungen, sagt Kerstin Zimmer, Co-Vorsitzende der Linken. „Wir brauchen hier unbedingt einen geeigneten Raum mit viel Platz, wenn wir im Bedarfsfall nicht immer einen Kinosaal mieten wollen.“ Vor allem geht es aber um die Zukunft der Anna-Seghers-Bibliothek, die aktuell im Linden-Center beheimatet ist. In zwei Jahren läuft der Mietvertrag aus, und die Linken sehen die Bücherei als Hauptattraktion im gewünschten Neubau am Stadtplatz. „Die Idee ist im Prinzip, ein Kulturhaus um die Bibliothek herum zu bauen“, so Michael Grunst.

Neue Anna-Seghers-Bibliothek

Zeitgemäß wäre solch ein Projekt. Die Bibliothek von heute ist längst mehr als bloße Ausleihstation oder Lesestube. Mit modernen Medien im Bestand, mit Events für Kinder, Familien und Senioren, als Kunstgalerien, Treffpunkte und Orte der Bildung dienen sie vielerorts schon als Kiez- und Kulturzentren. Auch die Anna-Seghers-Bibliothek bildet keine Ausnahme. Im Linden-Center stößt das Angebot aber nicht nur an seine Kapazitätsgrenzen. Die Räume dort sind auch nicht barrierefrei ausbaubar.

Weiteres Argument für den Auszug: 500 000 Euro pro Jahr an Mietkosten könnte der Bezirk sparen, wenn die Bibliothek in einem kommunalen Kulturhaus unterkäme. Dem steht allerdings ein geschätztes Bauvolumen in Höhe von rund 20 Millionen Euro gegenüber, die es erst einmal aufzutreiben gilt. Das Geld müsse schon aus Zuwendungen des Senats kommen, räumen die Linken ein.

Ein Stadtteilzentrum konzipieren

„Die Investition wäre es Wert“, sagt Norman Wolf. „Wir wollen ja ein ganz neues Stadtteilzentrum aus dem Boden stampfen.“ Im Dezember hat seine Fraktion einen Antrag mit Bezug zum Stadtplatz in die BVV eingebracht, der noch in den Ausschüssen diskutiert wird. Er bezieht sich auf eine landeseigene, größtenteils leer stehende Immobilie in der Wustrower Straße 18. Das vernachlässigt wirkende Gebäude erinnert mit seiner verspiegelten Fassade ein wenig an den abgerissenen Palast der Republik.

In ein saniertes, umgebautes Haus könnte ein Café mit Terrasse zum Platz hin einziehen, hat die Fraktion vorgeschlagen. Sie will daher, dass sich das Bezirksamt um die Übertragung der Immobilie ins Bezirksvermögen bemüht. Unabhängig davon: Ob Wochenmärkte, Kinderfeste, eine Bühne zur Fete de la Musique – an weiteren, nicht immer kostspieligen Ideen für einen attraktiveren Stadtplatz mangelt es nicht. Wolf: „Wir orientieren uns an dem, was machbar und realistisch ist.“

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 541× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 830× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 807× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.187× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.