Eine Selbsthilfegruppe hilft übergewichtigen Frauen und Männern
"Im Herbst und im Winter ist es besonders schlimm", sagt Klaus-Dieter Aßmann. "Da sitzt man die meiste Zeit Zuhause und kommt nicht raus." Mit den Depressionen kämen dann die Kilos, denn für viele Menschen sei das Essen auch ein Seelentrost. "Der Austausch in einer Gruppe kann da eine ganz große Hilfe sein."
Vor zehn Jahren gründete Klaus-Dieter Aßmann die Selbsthilfegruppe "Molly", deren Teilnehmer gemeinsam mit anderen gegen die überflüssigen Pfunde kämpfen. "Damals wog ich stolze 149 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,72 Metern", erzählt der 64-jährige Rentner. "Das hat sich körperlich bemerkbar gemacht, ich habe kaum noch Luft bekommen." Schon in seiner Jugend hatte Klaus-Dieter Aßmann eine kräftige Statur. Als ich dann mit 18 Jahren mit dem Leistungssport aufhörte, waren plötzlich 30 Kilogramm drauf." Viele Mollige tragen nicht nur schwer an ihrem Körpergewicht, weiß Aßmann. "Dicke Menschen bekommen oft Sprüche zu hören. Das schmerzt."
Auch Vorurteile gegenüber Übergewichtigen sind keine Seltenheit. So heißt es nur allzu oft, sie wären faul oder schlichtweg undiszipliniert. "Dicksein hängt aber oft mit Krankheiten zusammen. Auch manche Lebensumstände führen zu Gewichtsproblemen."
Deshalb treffen sich die sieben Mitglieder der Selbsthilfegruppe "Molly", die zwischen 20 und 70 Jahren alt sind, jeden zweiten und dritten Dienstag im Monat zum ungezwungenen Austausch in der Selbsthilfe Kontakt- und Beratungsstelle "Horizont" in der Ahrenshooper Straße 1. Sie sprechen dann über ihren Alltag, geben sich gegenseitig Tipps zur Ernährungsumstellung. Die Waage aber ist in der Gruppe tabu. "Einen Zwang zum Wiegen gibt es auch nicht", sagt Klaus-Dieter Aßmann. "Jeder soll so viel von sich preisgeben, wie er möchte." Regelmäßig lädt die Gruppe eine professionelle Ernährungsberaterin ein und auch eine Psychologin hat der Gruppe schon mal beratend zur Seite gestanden.
"Wir wollen uns nicht kasteien. Auch ich esse hin und wieder mal gerne Eisbein. Dafür lasse ich die Kartoffeln weg", erzählt der Rentner. Auch Bewegung ist natürlich ein Thema. Jeden zweiten und vierten Dienstag treffen sich die Mitglieder zum Tischtennis und Federball im Jugendclub "Holzwurmhaus" in der Falkenberger Chaussee 141.
"Abnehmen - das muss man wollen. Wir haben kein Patentrezept", sagt Aßmann, der mit seinen aktuell 130 Kilogramm noch nicht recht zufrieden ist. "Mein Wohlfühlgewicht liegt bei 115 Kilogramm." Interessenten können jederzeit in die Selbsthilfegruppe für Übergewichtige einsteigen.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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