Noch Zeitzeugen für Ausstellung zum Mühlengrund gesucht
"Wir wollten mit der Ausstellung den Originalton der Zeit treffen", sagt Marko Frenzel. Der 28-Jährige wohnt seit 2009 am Mühlengrund und nennt den Kiez sein Zuhause. Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums, das in diesem und im nächsten Jahr gefeiert wird, will Frenzel an die Entstehung der Plattenbauten in Neu-Hohenschönhausen erinnern.
Wochenlang stöberte er schon im Bundesarchiv, sichtete Unterlagen im Museum Lichtenberg und las sich durch Zeitungsarchive. In der Ausstellung "Der Mühlengrund im Wandel der Zeit" präsentierte er zwischen dem 2. und 6. Mai zusammen mit weiteren Mitstreitern des Kiezaktivs Mühlengrund im Mühlengrund-Center am Rotkamp das Ergebnis der Recherchen: 16 Tafeln, die von der landwirtschaftlichen Besiedlung der Region um 1860 bis hin zum Bau der Plattenbauten in den 1980er-Jahren anhand ganz unterschiedlicher Quellen erzählen. Die Ausstellung im Mühlengrund-Center war aber nur ein Auftakt, denn: "Wir wollen unsere Schau erweitern und erneut öffentlich zeigen. Dafür suchen wir aber noch nach Zeitzeugnissen, die uns von Einzelheiten berichten können", sagt Frenzel.
Noch hat die Ausstellung nämlich zahlreiche Lücken. Etwa zum Baugeschehen: "Wie sahen die Innenhöfe der Plattenbauten während des Baus aus? Wir wissen es nicht. Hier konnten wir keine aussagekräftige Dokumentation finden", sagt Frenzel. "Offenbar gab es auch Baumängel, denn es fehlten ja oft die Baumaterialien." Doch statt über Probleme beim Baugeschehen zu berichten, beschränkten sich die Verantwortlichen in der DDR meist darauf, die Baufortschritte hervorzuheben. Die Ausstellung des Kiezaktivs kann daher bislang noch kein ganz authentisches Bild vermitteln. Sehenswert sind aber die Bilder: etwa ein Foto junger Schüler im Klassenraum der Polytechnischen Oberschule "Marschall Zhu De" in der Rüdickenstraße 22 aus dem Jahr 1987. Überwiegend haben die Ausstellungsmacher Dokumente gewählt, die an die Erinnerungen vieler Anwohner knüpfen.
"Es geht uns auch darum, dieses Wir-Gefühl zu zeigen", sagt Frenzel. Er selbst bezeichnet sich als Hobby-Historiker, beruflich ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Berliner Hochschule tätig. Weil daher ein wenig die zeitgeschichtliche Einordnung mancher Exponate fehlt, könnte es jüngeren Besucher schwer fallen, sich anhand der Ausstellung ein objektives Bild über die Zeit im Mühlengrund während der DDR-Diktatur zu machen. "Wir sind auf kritische Zeitzeugenberichte angewiesen", sagt Frenzel dazu. "Das ist ausdrücklich erwünscht."
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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